Sommerekzem lässt sich managen!

Juckreiz und kein Ende?

Wir kennen sie unter dem Begriff „Sommerekzem“, manchmal auch „Sommerräude“, anderswo ist sie als „Sweet Itch“ oder „Queensland Itch“ bekannt oder wird wissenschaftlicher als „Insektenhypersensitivität“ oder „insect bite hypersensitivity“, kurz „IBH“ bezeichnet: eine allergische Erkrankung, bei der Hautsymptome im Vordergrund stehen, mit starkem Juckreiz als Leitsymptom.

Das Sommerekzem gilt – völlig zu Unrecht übrigens – immer noch als typische Erkrankung des kontinentalen Islandpferdes, tritt aber weltweit und bei vielen Pferderassen auf. Zugrunde liegt dem Krankheitsgeschehen eine Allergie, wobei Insektenstiche bzw. -bisse als Auslöser gelten. Viel diskutiert, inzwischen aber zweifelsfrei erwiesen ist eine genetische Komponente, die für das Auftreten wohl entscheidend ist.

Hautsymptome im Vordergrund
Die Anzeichen eines Sommerekzems sind so typisch, dass es kaum je einer aufwändigen Diagnostik bedarf, um zweifelsfrei festzustellen: Der Patient – oft dann schlicht als „Ekzemer“ bezeichnet – leidet an einer IBH. Kennzeichnend ist starker Juckreiz, der ausschließlich während der warmen Jahreszeit auftritt und regelmäßig auch ohne Behandlung wieder verschwindet, sobald die auslösenden Insekten ihre Aktivität während des Winterhalbjahrs eingestellt haben. Je nach Witterung können sich die ersten Anzeichen Anfang März zeigen, spätestens im November ist dann für dieses Jahr (meist) wieder Ruhe.
Besonders ausgeprägt ist der Juckreiz in Körperregionen, in denen stechende und beißende Insekten aufgrund dünner oder gescheitelter Behaarung leichtes Spiel haben: im Bereich der Schweifrübe, am Mähnenkamm, in der Ohrmuschel, entlang der Bauchnaht. Auch im Gesicht und auf der Kruppe bzw. im Bereich der „Fahnen“ an den Flanken sind die typischen Anzeichen zu erkennen. Begleitet wird der Juckreiz von sichtbaren Veränderungen der Haut, die teils durch die Allergie selbst, teils aber auch durch die Reaktion des Pferdes auf den oft unerträglichen Juckreiz verursacht werden: Erhebungen, Krusten, örtlicher Haarausfall oder Haarbruch, nässende, blutende oder – sekundär infizierte – eiternde Verletzungen. Besonders in Mitleidenschaft gezogene Bereiche zeigen später elefantenhautartige Veränderungen, die sogenannte „Lichenifikation“, auch „Pachydermie“. Die Haut ist dort stark verdickt, fast haarlos, schrundig oder wulstig und stärker pigmentiert.
Begleitet wird der starke Juckreiz von Verhaltensänderungen. Das Komfortverhalten, die solitäre und soziale Fellpflege, wird so exzessiv betrieben, dass es alleine dadurch schon zu Hautverletzungen kommt. Betroffene Pferde fallen durch vermehrte Abwehrbewegungen mit dem Schweif auf, während nicht erkrankte Artgenossen zur gleichen Zeit kein oder nur geringes Schweifwedeln zeigen. Zudem sind die Tiere unruhig, reagieren auffallend ängstlich-vermeidend auf sich nähernde Insekten und können vor Unruhe und Stress sogar an Gewicht verlieren. Bei der Diagnosestellung durch den Tierarzt werden die typischen Symptome und das saisonale Auftreten einen konkreten Verdacht erlauben, der dann durch eine Blutuntersuchung sowie etwaige weitere Diagnostik zum Ausschluss anderer Erkrankungen (Pilzinfektion, Dermatophilus congolensis, Milben, …) erhärtet werden kann.

Fakten & Mythen
In der Vergangenheit sind zahlreiche Auslöser als Verursacher des Sommerekzems diskutiert worden: Eiweißüberfütterung, ein Mangel an bestimmten Mineralstoffen und/oder Spurenelementen, Probleme im Bereich der Entgiftungsfunktionen des Organismus, Stress. Das lag auch daran, dass zunächst jede Erfahrung mit dieser Erkrankung fehlte und eine – scheinbar logische – Ursache auf der Hand zu liegen schien. Anfangs fiel das Sommerekzem nämlich vor allem bei aus dem Mutterland importierten Islandpferden auf, die auf den guten Weiden hierzulande und auch infolge der Unerfahrenheit der Besitzer mit der Robusthaltung oft stark verfetteten und gleichzeitig ein Sommerekzem entwickelten. Hier sah man einen Zusammenhang und schloss daraus: Die nährstoffreichen Weiden sind schuld! Heute weiß man, dass eiweißreiche Weiden kein Sommerekzem auslösen können. Koinzidenz ist keine Korrelation – wenn zwei Dinge gleichzeitig auftreten, können, aber müssen sie nicht als Ursache und Wirkung miteinander verbunden sein.

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Text und Fotos: Angelika Schmelzer