Kampf gegen Mücken & Co.

Das können Sie tun!

Wie schön wäre die warme Jahreszeit ohne kribbelnde und krabbelnde, stechende und beißende Insekten, die unseren Pferden und uns im Stall, auf der Weide und unterwegs im Gelände zusetzen! Sie nerven, stören, lenken ab, machen sogar krank und sind deshalb ein ernstzunehmendes Problem. Aber wie sieht die Lösung aus? Ignorieren, bekämpfen, vermeiden, vertreiben?

Pferdefreunde wissen, dass hier Interessen des Naturschutzes und des Pferdesports abgewogen werden müssen. Die Verantwortung für eine intakte Umwelt wird von jedem Einzelnen mit getragen – entsprechend sollten alle Maßnahmen zur Regulierung der Insektenplage auf ihre Verträglichkeit und langfristige Effektivität abgeklopft werden.

Insekten gehören dazu
Insekten erfüllen zahlreiche, wichtige Funktionen im Ökosystem – ob direkt oder indirekt. So sind sie als Bestäuber oder Müllabfuhr unerlässlich, aber auch schlicht Teil der Nahrungskette. Diese Nahrungskette ist eigentlich keine Kette, sondern gleicht eher einer Pyramide, mit dem „Kleinkram“ ziemlich weit unten. Fehlt diese Basis aber, beeinflusst das alle weiteren Elemente weiter oben negativ. Betrachtet man den Lebensraum und dessen Veränderungen bei der Reduktion oder gar Entnahme einzelner Elemente, wird ein weiterer Effekt sichtbar: Entnimmt man einen Faktor, wird die entstehende Lücke rasch durch eine andere Art oder durch „Nachrücker“ derselben Art aus der Umgebung besetzt.
Für Pferdefreunde heißt dies: Aus unserer Sicht lästige oder schädliche Insekten schlicht aus der Gesamtrechnung zu entfernen heißt auch, anderen Tierarten die Nahrung zu nehmen, wichtige Funktionen wie die Bestäubung – auch von Nutzpflanzen – zu beeinträchtigen und zudem Konkurrenten Tür und Tor für eine Vermehrung zu öffnen. Das kann bedeuten, den Teufel mit Beelzebub auszutreiben.
Es geht also eher darum, Insektenpopulationen zu managen anstatt sie örtlich komplett zu entfernen. Wer im Hinterkopf behält, dass Insekten auch eine wichtige Rolle als Nahrungsgrundlage haben, kennt damit schon einen Weg, um ihre Populationen klein zu halten. Aber da geht noch mehr – und was im Einzelfall geht, hängt auch von der individuellen Biologie der wichtigsten Lästlinge und Krankheitsüberträger ab.

Vielfältige Welt der Insekten
Ein erfolgreiches Management der Insektenpopulation rund um Stall und Weide beginnt mit Grundkenntnissen, was Ernährung, Lebensweise und Fortpflanzung relevanter Arten angeht.

Bienen, Wespen & Co. (Aculeata):
Ob Honig- oder Wildbiene, Wespe oder Hornisse – uns sind diese Insektengruppen grundsätzlich suspekt, weil sie über einen Stachel verfügen und den auch einsetzen. Grundsätzlich gilt, dass Biene, Wespe und Co. typischerweise nicht die Nähe der Pferde suchen. Gegenseitige Annäherungen sind deshalb meist zufälliger Natur und harmlos. Zu Konflikten kommt es dann, wenn die Stachelträger zufällig ihre Bauten am oder im Stall oder im Bereich der Weide einrichten.
Eine weitere Berührungsstelle ist die Nahrung: Mensch und Wespe geraten aneinander, wenn es um die Frage geht, wer den leckeren Pflaumenkuchen verspeisen darf, und Pferd und Wespe sind sich über die Besitzverhältnisse der überreifen Früchte auf der Streuobstweise oder des Futterrests in der Schüssel nicht immer einig. Stiche werden dann gefährlich, wenn sie in sensiblen Bereichen (etwa in der Mund- bzw. Maulhöhle oder gar in den Atemwegen) landen, der Organismus von einer Vielzahl an Pieksern getroffen wird oder eine Insektenstichallergie vorliegt. Wespen, die mit ihnen eng verwandten Hornissen ebenso wie die zahlreichen Wild- und Honigbienen sind keine typischen Lästlinge in der Pferdehaltung und können problemlos toleriert werden. Ausnahme: Weidegang auf Streuobstwiesen ist in der Reifezeit des Obsts tabu. Wer mag, bietet Nisthilfen in Bereichen an, wo keine Probleme zu erwarten sind, und lenkt so die Population um.

Bremsen (Tabanidae):
Bremsen sind die typischen Lästlinge schwülwarmer Sommertage und von Pferd und Reiter gleichermaßen gefürchtet. Die blutsaugenden Weibchen beißen heftig zu, verursachen sofort stark schmerzende Bisse und saugen das sich in der Wunde sammelnde Blut mit einem Saugrüssel ein. Sie beißen sogar durch Kleidung oder Fliegendecken hindurch und werden insbesondere von Schweiß angelockt. Für ihre Fortpflanzung bevorzugen sie Feuchtgebiete, also offenes Wasser oder Schlamm. Hierzulande gibt es jährlich nur eine Generation, wobei die Tiere nur etwa zwei bis vier Wochen leben. Oft lässt sich beobachten, dass die „Bremsensaison“ tatsächlich meist auf den Hochsommer beschränkt ist. Bremsen sind Mitverursacher des Sommerekzems und können in Einzelfällen auch als Überträger der Borreliose und der EIA beim Pferd Schaden anrichten.

Fliegen (Brachycera):
Es sind vielleicht die nervigsten Lästlinge rund um unsere Ställe und Weiden, obwohl ihre Schadwirkung begrenzt erscheint. Viele Fliegenarten bevorzugen feuchtwarme Milieus und leben als Abfallverwerter. Pferdeanlagen mit ihren Misthaufen, Futterresten, Nassstellen rund um Tränken wie auch die Pferde selbst sind entsprechend attraktiv. Die Nähe der Pferde wird gesucht, da ihre Hinterlassenschaften ebenso wie etwa die Feuchtigkeit der Augen oder der Maulpartie den Fliegen als Nahrungsquelle dient. Ein direkter Zusammenhang mit dem Hygienestandard der Anlage ist zwar gegeben, aber Pferdeställe sind auch bei guter Sauberkeit immer interessante Lebensräume für Fliegen. Ihr Bestand kann meist nur eingedämmt werden. Einzelne Fliegen kommen als Verursacher des Sommerekzems infrage, manche beißen sogar und alle das Gesicht der Pferde aufsuchende Arten können über ihre Füße Keime in die Augen einbringen und dort für Entzündungen verantwortlich sein. Zudem kann es bei unentdeckten (Mauke!) oder schlecht versorgten Verletzungen zu einem Befall der Wunde mit Fliegenlarven kommen…

Gnitzen (Culicoides):
Die Gattung Culicoides der Gnitzen-Familie umfasst eine ganze Reihe kleiner (1-3 mm) Mücken, die im englischen Sprachraum umgangssprachlich „No see ums“ oder „Noseeums“ heißen – die „nicht zu sehenden“. Die blutsaugenden Weibchen fliegen Menschen, seine Haus- und Nutztiere ebenso wie Wildtiere an. Die überwiegend dämmerungsaktiven Culicoides-Gnitzen nutzen meist feuchte Flächen, Tümpel und Uferzonen für ihre Fortpflanzung und finden ihre Wirte mit Kohlendioxid-Sensoren. Die Schadwirkung ihrer Stiche ist weniger relevant, allerdings gehören sie zu den Auslösern des Sommerekzems.

Kriebelmücken (Simulidae):
Diese sehr kleinen, kompakten und dunkel gefärbten Mücken sind in erster Linie Nektarsauger. Ausschließlich die Weibchen benötigen für die Fortpflanzung eine Blutmahlzeit, wozu sie Vögel und Säugetiere anfliegen, in die Hautoberfläche eine kleine Wunde beißen und aus dem winzigen Blutsee ihre Nahrung saugen („Poolsauger“). Sie suchen vor allem die Ohrmuscheln sowie die Bauchregion inklusive Genitalregion unserer Pferde heim. Für die Fortpflanzung benötigen sie Fließgewässer, wobei oft kühle, sauerstoffreiche – schnell fließende – Gewässer bevorzugt werden. Kriebelmücken überwintern als Larven und sind äußerst frostresistent. Pro Jahr werden etwa sechs Generationen gebildet. Unter für das Insekt günstigen Umständen kann es zu einem Massenschlupf kommen, wobei nach Erreichen einer Schwellentemperatur die Entwicklung synchronisiert verläuft und dann auf einen Schlag große Mengen an Kriebelmücken gleichzeitig schlüpfen. Der Biss der Kriebelmücke ist schmerzhaft; zudem gilt sie als eine Verursacherin des Sommerekzems. Bei starkem Befall können auch bei nicht allergisch reagierenden Pferden große Quaddeln, Schwellungen und starke Schmerzen entstehen, im Einzelfall kann es sogar zum Tod von Weidetieren kommen.

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Text und Foto: Angelika Schmelzer