Fit füttern für den Sommer!

Magenfreundliche Rationen

Die schönste Zeit des Jahres wartet auf Pferde und Pferdefreunde! Damit der Übergang von der Winterfütterung zum Weidegang und in die warme Jahreszeit keine gesundheitlichen Stolperfallen mit sich bringt, gibt PFERDE fit & vital wertvolle Tipps mit auf den Weg.

Ein zentrales Thema, das sich sommers wie winters wie ein Roter Faden durch die Fütterung zieht, ist die Gestaltung einer magenfreundlichen Ration. Tagtäglich muss die Gesamtration so zusammengestellt werden, dass sie nicht nur hinsichtlich der Ausstattung mit Nährstoffen den individuellen und tagesaktuellen Bedarf deckt, sondern auch in allen Aspekten die pferdetypischen Bedürfnisse erfüllt. Nicht nur „Wieviel?“, auch „Wie?“, „Was?“, „Wann?“ und „Wie oft?“ spielen deshalb eine Rolle, denn: Das ehemalige Steppentier Pferd ist darauf angewiesen, über den Tag verteilt viele kleine Portionen ballaststoffreiches und tendenziell nährstoffarmes Futter aufzunehmen, damit der Magen entlastet wird und zudem die Verdauung im Dickdarm regelgerecht ablaufen kann. Nicht nur im Hinblick auf eine magenfreundliche Fütterung lassen sich zahlreiche Zusammenhänge zwischen Futterration auf der einen Seite und Fitness, Gesundheit und Wohlbefinden auf der anderen Seite herstellen. Worauf kommt es besonders an?

Typisch Sommer

Kennzeichnend für das Sommerhalbjahr sind mehr Aktivität und Weidegang. Während Schnee, Eis und volle Reithallen im Winter das Reitvergnügen oft einschränken, können nun wieder nach Belieben auch Außenreitplätze und Gelände genutzt werden. Wärmere Temperaturen und bessere Witterungsbedingungen machen das Reiten oft deutlich angenehmer, bevorstehende Veranstaltungen verlangen nach einer Intensivierung der Trainingsbemühungen. Kurz: Es wird wieder mehr und es wird intensiver trainiert. Das hat Einfluss auf die Bedürfnisse unserer Pferde, was ihre Futterration angeht, insbesondere bezüglich der Versorgung mit Proteinen und Energie. Doch auch die Futtergrundlage ändert sich: Meist kommen unsere Pferde nun täglich auf die Weide, einige nur für ein paar Stunden, andere halbtags oder gar ganztags. Die völlige oder teilweise Umstellung von Heu zu Weidegras will in der Rationsgestaltung ebenfalls berücksichtigt werden. Dabei spielen nicht nur die unterschiedlichen Nährstoffgehalte eine Rolle: Während Heu zugeteilt wird und eine Analyse verlässliche Eckwerte für die Rationsgestaltung liefert, ist die Weide ein „Selbstbedienungsladen“ und auch bei Beschränkung des Weidegangs ist nicht sicher zu erfassen, wie viel Futter ein Pferd aufnimmt. Analysen des Aufwuchses bilden immer nur den aktuellen Zustand ab, sind eine Momentaufnahme, denn die Werte schwanken weitaus mehr als es bei alterndem Heu der Fall ist. Ohne zuverlässige Daten aber ist eine bedarfsdeckende Rationsberechnung nicht zu leisten.
Damit unsere Pferde fit in und durch den Sommer kommen, muss eine sinnvolle Rationsgestaltung, die sicher nicht ohne Kompromisslösungen auskommt, die wohl wichtigste Voraussetzung dafür liefern, dass der Reiter und Fahrer im Trainingstagebuch auch Fortschritte verzeichnen kann.
Typisch für den Sommer sind aber nicht nur mehr Aktivität und – hoffentlich – Weidegang, sondern auch eine gewisse Entlastung des Pferdehalters bezüglich der Sorge um eine pferdegerechte Fütterung: Mit ausgedehntem Weidegang ist ohne weiteres Zutun meist eine Futtergrundlage gesichert, die den Magen entlastet und den Dickdarm physiologisch arbeiten lässt. Grast das Pferd über lange Zeit und nimmt dabei beständig kleiner Mengen ballaststoffreiches Weidegras auf, wird die Magensäure kontinuierlich abgepuffert und den Dickdarmbakterien Nachschub geliefert.

Bedarfsgerechte Fütterung

Maßstab jeder Futterration ist die Bedarfsdeckung: Unsere Pferde sollen über die Fütterung alles bekommen, was sie brauchen – nicht mehr und nicht weniger. Ändert sich der Bedarf, ändert sich folglich auch die Tagesration. Der Bedarf ist im Wesentlichen von zwei Faktoren abhängig, vom Gewicht (der Körpermasse) des Pferdes sowie von Art (Arbeitsleistung, Zuchtleistung, Wachstum, …) und Höhe bzw. Phase (geringe Arbeitsleistung, Hochlaktation, nach dem Absetzen, …) der erbrachten Leistung. Sowohl die Änderung der Futtergrundlage als auch die Intensivierung des Trainings beim Übergang ins Sommerhalbjahr machen eine Neuanpassung der Tagesration notwendig, um die Bedarfsdeckung zu sichern.
Für alle Änderungen der Futterration gilt: Sie müssen allmählich vorgenommen werden, damit die Mikroorganismen im Darm sich darauf einstellen können. Vielen Pferdefreunden ist dies im Zusammenhang mit dem An- und Abweiden, dem Wechsel zwischen Heu und Gras als Grundfutter bereits bewusst, doch auch für andere, wesentliche Änderungen braucht es Anpassungsprozesse im Darm, und die wiederum brauchen Zeit. Bei bedeutenden und/oder potentiell kritischen Komponenten (z. B. neues Kraftfutter, Futteröl) sollte man sich insgesamt ein bis zwei Wochen Zeit lassen.

Mehr Training, höherer Bedarf

Wird ein Pferd intensiver gearbeitet, müssen drei Aspekte berücksichtigt werden:
• Infolge des Muskelaufbaus und der stärkeren Beanspruchung steigt der Bedarf an Aminosäuren, vor allem während des Aufbautrainings,
• durch die größere Arbeitslast wird mehr Energie benötigt,
• wer mehr arbeitet, schwitzt auch mehr – es müssen also außerdem Schweißverluste einkalkuliert werden.

Aminosäuren braucht der Körper zum Aufbau von Muskelmasse und zur Reparatur von Minimalschäden, wie sie beim alltäglichen Muskeleinsatz unvermeidlich sind. Ist die Heranbildung der Muskulatur weitgehend abgeschlossen, sinkt der Bedarf wieder. Bei der Proteinzufuhr ist zu beachten, dass bedarfsüberschreitende Mengen keine Verbesserung bewirken, sondern den Körper belasten und ungenutzt wieder ausgeschieden werden. Außerdem wichtig: Proteinzufuhr und Training müssen Hand in Hand gehen.
Nicht nur die Gesamtmenge an Protein, sondern auch dessen Zusammensetzung, das Aminosäuremuster spielt eine Rolle. Bestimmte Aminosäuren kann…

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Text und Foto: Angelika Schmelzer