Neue Studie: Traditionelles Absetzen nochmals überdenken

Eine kürzlich veröffentlichte Studie aus Frankreich legt nahe, die herkömmliche Art des Absetzens noch einmal zu überdenken.
Normalerweise werden die Fohlen etwa im Alter von sechs Monaten von der Mutter getrennt. Das – so die Forscher – verursacht Stress, den man mit einem natürlicheren Weg des Absetzens vermeiden könnte.
In der Studie begleiteten die Forscher 16 Stuten und ihre Fohlen aus drei frei laufenden Islandpferdeherden in ihrer Heimat. Alle Stuten waren wieder tragend, lebten aber zusammen mit ihren diesjährigen Fohlen und denen vom letzten Jahr. Im Herdenverband wurden die Fohlen von sich aus nach durchschnittlich neun Monaten „abgesetzt“ – je nach Stute zwischen zwei und vier Monaten vor der Geburt des neuen Fohlens. Während der gesamten Zeit waren die Stuten körperlich in bester Kondition, obwohl außer Gras bzw. Heu keine weitere Zufütterung erfolgte.
Interessant war die Art des Absetzens: Im Gegensatz zu bisherigen Annahmen hörten die Fohlen mehr oder weniger spontan mit dem Saugen auf, ohne dass vorher aggressiveres Verhalten von Seiten der Stute zu beobachten war.
Die soziale Bindung blieb aber weiterhin erhalten. Die Fohlen hielten sich weiterhin bevorzugt bei ihrer Mutter auf. Die französischen Forscher schlossen daraus, dass die Hauptursache für Stress bei der herkömmlichen Art des Absetzens die plötzliche Trennung und damit der Abbruch der sozialen Bindung ist. Durch die Anpassung der Absetzstrategie könnten Züchter einiges dazu tun, diesen Stress zu vermeiden.

Quelle: Henry, S., Sigurjónsdóttir, H., Klapper, A., Joubert, J., Montier, G., Hausberger, M.: Domestic Foal Weaning: Need for Re-Thinking Breeding Practices?, Animals 2020, 10(2), 361