Forscherteam zeigt: Fragiles Fohlen-Syndrom doch nicht auf Stempelhengst Dark Ronald XX zurückzuführen

Das Fragile Fohlen-Syndrom beim Warmblutpferd (WFFS) ist eine genetisch bedingte, meist tödliche Bindegewebserkrankung, die sich bereits unmittelbar nach der Geburt zeigt. Das Syndrom zählt zu einem genetisch bedingten Krankheitskomplex, zu dessen Symptomen u. a. überdehnbare, abnormal dünne und leicht reißende Haut, instabile Gelenke und brüchige Blutgefäße gehören und das erstmals beim Menschen als Ehlers-Danlos-Syndrom beschrieben wurde. Die Erkrankung wird durch eine Mutation im PLOD1-Gen hervorgerufen. Dieses sorgt normalerweise dafür, dass sich Kollagen-Moleküle in der Haut und im Bindegewebe zu einem stabilen Geflecht verbinden können. Durch die Mutation im PLOD1-Gen kann die Quervernetzung nicht stattfinden. Seit 2019 müssen alle in der Zucht aktiven Hengste getestet und die Ergebnisse öffentlich gemacht werden (Eintragungsbestimmungen Hengstbuch I / II laut ZVO).
Bisher wurde davon ausgegangen, dass die Erkrankung auf den herausragenden Vollblüter Dark Ronald XX (1905 – 1928) bzw. seinen Vater Bay Ronald XX zurückzuführen ist. Ein Forschungsteam der Universitäten Göttingen und Halle konnte nun nachweisen, dass dies nicht der Fall ist. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Animal Genetics erschienen.
Dark Ronald XX kam 1913 nach Deutschland und hatte erheblichen Einfluss auf die deutsche Vollblut-, vor allem aber auf die Warmblutzucht. Noch heute ist Dark Ronald XX in den Pedigrees vieler erfolgreicher Sportpferde in Deutschland zu finden.
1928 kam der Hengst wegen einer Kolik in die Tierklinik der Universität Halle, konnte aber nicht gerettet werden. Seine sterblichen Überreste wie Skelett, Herz und Haut werden bis heute in der haustierkundlichen Sammlung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg aufbewahrt. Genau diese fast 100 Jahre alt Haut lieferte die Probe für die DNA-Analyse, die den Beweis lieferte: Dark Ronald XX ist nicht Träger der PLOD1-Mutation und damit nicht Verursacher von WFFS. Die Ergebnisse werden durch einen kürzlich erschienenen Artikel unterstützt, nach dem die Mutation höchstwahrscheinlich auf einen 1861 geborenen Hannoveraner Hengst zurückgeht.

Originalveröffentlichung: Xuying Zhang et al.: Skin exhibits of Dark Ronald XX are homozygous wild type at the Warmblood fragile foal syndrome causative missense variant position in lysyl hydroxylase gene PLOD1. Animal Genetics (2020). DOI: https://doi.org/10.1111/age.12972,
Foto: Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg