Bindehautentzündung

Die Bindehäute befinden sich als Schleimhaut im Inneren der Lider rund um die Hornhaut herum. Das Pferd besitzt außerdem ein drittes Augenlid (Nickhaut, Membrana nicitans). Diese Schleimhautfalte sitzt im Winkel des Auges, der zur Nase zeigt.

Im gesunden Zustand sieht man nur den dunklen Rand dieser Falte. Bei Schmerzprozessen im Auge kann das dritte Augenlid teilweise über die Hornhaut rutschen und dadurch sichtbar werden. Wichtige Warnzeichen einer Erkrankung des Auges sind Rötung, Schwellung der Bindehäute und der Lider, Schmerz, vermehrte Wärme, starkes Tränen mit unterschiedlicher Ausprägung des Sekretes und oftmals eine eingeschränkte Funktion. Diese entsteht zunächst durch das Zukneifen der Augenlider.

Mögliche Ursachen

Die Entzündung der Bindehäute führt zunächst zu einer vermehrten Durchblutung in diesem Bereich, wodurch es zur charakteristischen Rötung und Schwellung kommt. Dafür gibt es sogenannte primäre Ursachen durch infektiöse, chemische oder physikalische Einflüsse. Dies sind Ursachen, die direkt am Auge wirken. Dem gegenüber stehen sekundäre Ursachen, wenn entzündliche Prozesse aus der Umgebung auf das Auge übergreifen oder wenn die Bindehautentzündung nur ein Begleitsymptom einer anderen Grunderkrankung ist, wie z. B. bei Erkrankungen der oberen Atemwege. Als infektiöse Ursachen sind vor allem virale Ursachen zu nennen wie Herpesvirusinfektionen, Influenzaviren und Adenoviren als Erreger von verschiedenen Atemwegserkrankungen. Bakterielle Infektionen sind oft eine Folge einer vorausgegangenen viralen Infektion, die dann zu einer Verschlimmerung der Situation führen können.
Es gibt aber auch einige Bakterien wie z. B. Moraxella equi oder Chlamydien, die direkt zu eitrigen Entzündungen führen. Auch Pilze oder Parasiten (z. B. eine Fadenwurmart, sogenannte Thelazien, die durch Fliegen übertragen werden) müssen als Erreger von Bindehautentzündungen genannt werden.

Reizungen durch Staub, Gräser und Pollen

Ein weiterer wichtiger Faktor als Auslöser für Bindehautentzündungen sind Reizungen durch Staub und Stroheinstreu sowie Gräser und Pollen. Gerade bei Pferden, die viel in der Box gehalten werden, kommt dies häufig vor. Auch Fremdkörper aus der Einstreu oder Grannen von Gräsern können sich im Auge festsetzen und zu starken Entzündungsprozessen führen. Besonders Grannen von langen Gräsern haben kleine Widerhaken, mit denen sie sich regelrecht in die Schleimhaut einfressen können. Gegebenenfalls müssen diese vollständig entfernt werden. Bei Gräser- und Kräuterpollen als allergieauslösende Faktoren sind es weniger die klassischen Gräser und Kräuter, was häufig vermutet wird, sondern eher die Pollen duftender Blüten und Rapspollen. In der Regel liegt bei dem betroffenen Pferd als Grundursache schon eine Neigung zur Allergie auf Heu, Staub oder Futtermilben vor. Diese Pferde zeigen meist als Grund-problem eine Atemwegssymptomatik. Die Entzündung der Bindehäute tritt in diesem Fall sekundär auf, als Folge der allergischen Entzündungsreaktionen im Körper, die bevorzugt auch auf der Schleimhaut der Bindehäute stattfindet. Hier liegt in der Regel ein eher seröser Augenausfluss vor, da zunächst keine Keime beteiligt sind. Allerdings kann als Komplikation auch eine eitrige Entzündung entstehen. Die allergischen Entzündungsreaktionen bilden oft gute Rahmenbedingungen für Keime, da diese sich auf dem geschwächten Gewebe besser vermehren können. Derartige Probleme können auch im Winter auftreten, wenn die Blütenpollen im Heu in getrockneter Form aufgenommen werden bzw. mit dem Staub beim Aufschütteln und Fressen in die Luft gelangen. Mittlerweile gibt es leider auch vermehrt Probleme durch die Eichenprozessionsspinner, deren feine Härchen zu starken allergischen Entzündungs- und sogar Verätzungsprozessen am Auge führen können. Hier sollten dem Tierarzt auch Informationen zur Umgebung oder zum vorübergehenden Aufenthaltsort des Pferdes gegeben werden.

Störungen in den tränenableitenden Wege

Als weitere Ursachen einer Bindehautentzündung sind Störungen in den tränenableitenden Wegen zu nennen, Fehlbildungen der Lider und der sogenannte Follikelkatarrh, der bei Pferden häufig auftritt. Hier bilden sich an der Innenseite des dritten Augenlides kleine Bläschen, die das Auge ständig reizen. Die kleinen Bläschen entstehen oft durch andauernde Reize wie Staub, Pollen oder Zugluft und stellen eine überschießende Reaktion des Immunsystems dar. Durch langanhaltende Reize kann eine Bindehautentzündung auch zu einem chronischen Problem werden. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die angeordnete Therapie auch konsequent und lange genug durchgeführt wird.

Wann sollte der Tierarzt hinzugezogen werden?

Zunächst sollte man mit lauwarmem Wasser und einem nicht fusselnden Tuch vorsichtig versuchen, das Auge zur Nase hin etwas zu reinigen, insbesondere, wenn es sehr stark verklebt ist. Auf diese Weise lässt sich zumindest grob beurteilen, ob eine Verletzung am oder im Auge vorliegt, wie stark die Rötung und welcher Art das Sekret ist: durchsichtig, schleimig, weißlich, rötlich oder gelblicheitrig. Wenn das Auge des Patienten mehr Veränderungen zeigt als lediglich vermehrtes Tränen mit durchsichtiger Flüssigkeit sollte in jedem Fall ein Tierarzt konsultiert werden. Ohne eine eingehende Untersuchung des Auges, die immer auch die Hornhaut und die innenliegenden Strukturen des Auges einschließt, besteht die Gefahr einer schnellen Verschlechterung oder dauerhaften Schädigung des Auges mit möglichem Verlust der Sehfunktion. Dem Tierarzt sollten der Zustand des Auges und der Allgemeinzustand des Pferdes genau beschrieben werden und ob sichtbare Verletzungen vorhanden sind oder nicht. Bis zu seinem Eintreffen sollte das Pferd in der Box bleiben und nicht weiter bewegt werden. Auch starke Sonneneinstrahlung und ein übermäßiger Insektenanflug sollten vermieden werden. Generell gilt es, Ruhe zu bewahren und immer umsichtig und überlegt zu handeln.

Konsequente Therapie wichtig

Der Tierarzt wird bei der Untersuchung prüfen, ob Verletzungen vorliegen, sich ein Fremdkörper im Auge befindet und ob die Hornhaut des Auges mit beschädigt ist oder innenliegende Strukturen mit betroffen sind. Eine vergleichende Untersuchung der Augen und eine Probenentnahme des Sekretes aus dem Bindehautbereich können ebenfalls sinnvoll sein. In der Regel werden bei Bindehautentzündungen ein bis zwei Augensalben oder Tropfen verschrieben, die drei- bis fünfmal täglich ins Auge des Pferdes eingebracht werden müssen, meistens über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen. Wichtig ist es, dass die Medikamente wirklich mehrmals täglich ins Auge eingegeben werden, da die Wirkstoffe nicht ausreichend wirken können, wenn der Zeitabstand zu groß ist. Hier müssen eventuell andere Einsteller oder das Stallpersonal in die Therapie einbezogen werden. Zusätzliche Maßnahmen wie eine Veränderung der Haltung des Pferdes können oft zu einem Behandlungserfolg beitragen. Hier sind Fliegenmasken, insbesondere im Sommer, ein sehr gutes Hilfsmittel, sowohl während der Therapie als auch als prophylaktische Maßnahme. Im akuten Krankheitsfall kann es sinnvoll sein, dass das Pferd die Fliegenmaske dauerhaft trägt, also auch in der Box. Außerdem sollte überprüft werden, ob Haltung und Fütterung des Pferdes staubärmer gestaltet werden müssen. Abschließend kann gesagt werden, dass mit der richtigen Therapie und den beschriebenen begleitenden Maßnahmen eine Bindehautentzündung gut zu therapieren ist und im Normalfall vollständig ausheilt.

Text: Dr. Cornelia Edler, Foto: C. Slawik