Zahnbehandlungen unterstützen: Homöopathie
Die Zahngesundheit homöopathisch unterstützen? Das scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich, ist jede Zahnbehandlung doch zunächst mal eine mehr oder weniger mechanische Angelegenheit. Doch gerade im Anschluss einer Behandlung hilft die Homöopathie dem Patienten dabei, rasch zu genesen.
Scharfe Spitzen, Kanten und Haken an den Backenzähnen können sehr schmerzhafte Verletzungen der Maulschleimhaut verursachen. In einem solchen Fall steht natürlich zuallererst eine entsprechende Zahnkorrektur an. Bei der anschließenden Wundversorgung kommt dann die Homöopathie ins Spiel. Zur lokalen Wundversorgung hat sich die Calendula sehr bewährt.
Calendula ist ein bemerkenswertes Heilmittel bei offenen Wunden mit Substanzverlust, Riss- oder Schnittverletzungen, bei zerklüfteten oder eiternden Wunden, die mit starken Schmerzen oder auch Juckreiz einhergehen. Es fördert die Bildung von gesundem Granulationsgewebe und damit eine rasche primäre Wundheilung.
In meiner Praxis ist die äußerliche Anwendung von verdünnter Calendula Urtinktur das Mittel der Wahl bei allen offenen Wunden oder Verletzungen.
Diese Tinktur hat so hervorragende antiseptische und vernarbungsfördernde Eigenschaften, da sie die Regeneration der Zellen im Inneren der Wunde anregt.
Diese Form der lokalen äußerlichen Wundversorgung ist sehr effektiv bei der Vermeidung von Infektionen und Förderung der Heilung. Nach meiner Erfahrung ist meistens keine zusätzliche Calendula-Gabe als Globuli erforderlich. Calendula ist ein bemerkenswertes Heilmittel bei offenen Wunden.
Trauma bewältigen
Nahezu jede Zahnbehandlung beim Pferd kommt mehr oder weniger einem Trauma gleich. Das beginnt schon bei dem – unvermeidbaren – Einsatz des Maulgatters. Dadurch wird das Kiefergelenk stark belastet und manche Pferde wehren sich trotz Sedierung, was den Druck zusätzlich erhöht. Wird der Pferdekopf dann im Dentalhalfter auf Höhe des Zahnarztes positioniert, kann die Muskulatur überstreckt werden oder verspannen.
Im Fall überanstrengter Strukturen nach der Zahnbehandlung kann man auch an eine homöopathische Unterstützung durch Rhus toxicodendron denken. Rhus tox ist u.a. eine passende Arznei für Verletzungen durch Verrenkungen und Folgen von Überanstrengung der Muskulatur.
Charakteristisch für Rhus tox ist, dass Bewegung zu einer Verbesserung führt, sich in diesem Fall also eine Linderung der Symptomatik durch fortgesetztes Kauen einstellen sollte.
Ist das nicht der Fall, denken Sie an Arnica. Arnica ist die Königin der (mechanischen) Traumen und kommt aus meiner Sicht sowohl bei einer überstreckten, verspannten als auch überanstrengten Muskulatur in Betracht.
Zahnextraktionen sind ebenfalls ziemlich traumatische Vorgänge, denn sowohl Schneide- wie auch Backenzähne sind stark im Kiefer verwurzelt und – wenn nicht bereits gelockert – nicht so ohne weiteres zu ziehen. Hier muss teilweise regelrecht gemeißelt werden, bevor ein Zahn herausgestempelt werden kann. In jedem Fall geht das mit einer massiven Quetschung von Gewebe einher, das lässt sich gar nicht vermeiden.
Quetschung von Gewebe ist ebenfalls ein großes Thema von Arnica. Durch die Gabe von Arnica wird der Wundschmerz gelindert, Infektionen vorgebeugt und möglichen Überanstrengungen begegnet. Die Wundheilung kann zusätzlich durch Spülungen mit Calendula Urtinktur unterstützt werden.
Sind bei einem Eingriff Zahnnerven verletzt worden, ist Hypericum das Mittel der Wahl. Hypericum ist eine homöopathische Arznei, die immer dann in Betracht kommt, wenn sehr schmerzhafte Verletzungen in nervenreichem Gewebe vorliegen.
Kommt es infolge einer Zahnextraktion zu starken Blutungen, unterscheiden wir zunächst, ob wir es mit dem Heraussickern von dunklem Blut zu tun haben oder ob es sich um eine anhaltende helle Blutung handelt. Im ersten Fall ist das ein Thema für Hamamelis, das dafür sorgt, dass die Blutung gestoppt werden kann. Hat sich eventuell bereits eine Einblutung unter der Haut (Hämatom) gebildet, wird diese effektiv aufgelöst.
Millefolium stillt dagegen hellrote Blutungen vor allem infolge von mechanischen Verletzungen. Aber auch Calendula ist in der Lage, Blutungen zu stoppen. Es liegen gute Erfahrungen mit der Praxis vor, direkt nach einer komplizierten Zahnoperation einen in Calendula Urtinktur getränkten Tupfer auf die Wunde zu legen. Diese Maßnahme wirkt bei den meisten Blutungen sehr schnell und verlässlich.
Potenzen und Dosierung
In allen Fällen empfehle ich die Potenz C30, damit können Sie schon eine ganze Menge erreichen, aber in der Regel nicht viel verkehrt machen. Bei der Dosierung halte ich mich streng an Hahnemanns Grundsatz: „So viel wie nötig und so wenig wie möglich!“
So reicht es in den meisten Fällen, ein einziges Kügelchen in 2-3 ml Wasser aufzulösen und mit Hilfe einer kleinen Spritze ins Maul des Pferdes zu verabreichen.
Bei einem sehr empfindlichen Pferd oder beispielsweise in einer angespannten Kreislaufsituation empfehle ich eine stärkere Verdünnung: Lösen Sie ein einziges Kügelchen in ca. 200 ml Wasser auf.
Nehmen Sie hierzu ein Glas mit Schraubverschluss, das hat sich bewährt. Aus dieser stärker verdünnten Arzneilösung bekommt der Patient 1-2 ml ins Maul verabreicht – mehr nicht! Und dann warten Sie erstmal, welche Reaktion das Pferd zeigt.
Haben Sie keine Sorge, dass ein einziges Kügelchen nicht ausreichen könnte. In diesem einen Kügelchen steckt die ganze Information der Arznei, die benötigt wird! Und nochmal, es kommt in der Homöopathie auf die Qualität des Reizes an, nicht auf die Quantität.
Text: Susanne Kleemann