Das zeigen Ultraschall- und Röntgenbilder!

Wichtiger Durchblick

Ultraschalluntersuchungen (Sonographie) gehören ebenso wie das Röntgen zu den wichtigen bildgebenden Verfahren. Thoraxaufnahmen beim erwachsenen Pferd werden schon seit den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts durchgeführt. Etwa 40 Jahre später hielt auch die Ultraschalltechnik in der Tierarztpraxis Einzug und hat sich zu einem Routineverfahren entwickelt.  

Beide Methoden, Röntgen und Ultraschall, gewähren einen Blick ins Innere des Körpers und helfen, Defekte an Organsystemen sowie Erkrankungen schnell, sicher und mit geringer Beunruhigung der Tiere zu diagnostizieren.  

Obwohl der Einsatz auf den ersten Blick der gleiche ist, sind beide Systeme in der Praxis nicht austauschbar, denn: Je nach Verfahren werden unterschiedliche Gewebestrukturen dargestellt. Im Röntgenbild sind Knochen und Kalkablagerungen deutlich zu erkennen, Weichteile nur als dunkle Schatten. Der Ultraschall dagegen endet an der Knochengrenze und ist daher das Mittel der Wahl zur Untersuchung von Weichteilgewebe wie Muskulatur, Sehnen, Gelenkkapseln und Körperorganen, denn im Ultraschallbild ist die Darstellung der Weichteile differenzierter zu erkennen. 

Da verschiedene Gewebestrukturen beurteilt werden, sind Ultraschall und Röntgen gleichwertige Verfahren, die sich hervorragend ergänzen. Ein Beispiel: In der Regel kann der Tierarzt durch eine klinische Lahmheitsuntersuchung bereits den Bereich eingrenzen, in dem er einen möglichen Defekt am Bewegungsapparat vermutet. Das Röntgen ist bei akuten Lahmheiten im weiteren Verlauf meist Mittel der Wahl. Die Region, die näher betrachtet werden soll, wird aus mehreren Richtungen geröntgt und die Bilder anschließend beurteilt. Moderne Röntgengeräte bzw. –anlagen erzeugen hochauflösende digitale Bilder. Diese Bilder können dann am PC ausgewertet werden. Vorteil ist auch hier, wie in der digitalen Fotografie, dass die Bilder nachbearbeitet werden können. Helligkeit und Kontrast können beispielsweise zur besseren Beurteilung verändert, aufschlussreiche Bereiche vergrößert werden. Bei Lahmheitsuntersuchungen sowie Kaufuntersuchungen werden oft Röntgenbilder erstellt. Röntgenaufnahmen des Brustkorbes und der Lunge können zur Diagnosestellung chronischer Bronchitis herangezogen werden. Auch bei Zahnerkrankungen oder Erkrankungen am Kopf kommt das digitale Röntgen zum Einsatz. 

Ob nun zur Diagnosefindung dem Röntgen- oder dem Ultraschallbild Vorzug gegeben wird, ist abhängig von dem Befund der klinischen Untersuchung sowie den zu untersuchenden Körperbereichen. Manchmal kommen für einen umfassenden Eindruck auch beide Methoden bei einem Patienten zum Einsatz.  

Die Ultraschalluntersuchung

Zur Vorbereitung auf die Ultraschalluntersuchung werden dem Pferd die Haare an der betreffenden Stelle geschoren, die Haut entfettet, mit Wasser befeuchtet und mit einem speziellen Kontaktgel eingestrichen. Das ist wichtig, damit zwischen der Haut und dem Schallkopf, der über die Körperstelle geführt wird, möglichst enger Kontakt besteht und sich keine Luftzwischenräume bilden.  

Das Ultraschallgerät enthält Elektronik für die Schallerzeugung, Signalverarbeitung und -darstellung. Ein Schallkopf sendet Ultraschallwellen aus, die je nach Gewebestruktur absorbiert oder reflektiert und vom Ultraschallkopf wieder aufgefangen werden. Die reflektierten Schallwellen werden im Schallkopf in elektrische Impulse umgewandelt und auf einem Monitor sichtbar. Das heißt, im Ultraschallgerät werden die Schallwellen in ein zweidimensionales Schnittbild umgewandelt. 

Weichteile und Flüssigkeiten sind Bereiche, die Schallwellen wenig reflektieren. Diese erscheinen im Ultraschallbild dunkel. Harte Strukturen wie beispielsweise Knochen erscheinen auf dem Ultraschallbild hell. Dank digitaler Technik erhält man eine hervorragende Bildqualität, die sich durch entsprechende Bildbearbeitung individuell noch optimieren lässt.  

Die unterschiedlichen Gewebestrukturen werden in verschiedenen Graustufen dargestellt. Für den Laien ist das schwarz-weiße Schneegestöber auf Ultraschallbildern meist kaum zu differenzieren. Tierärzte dagegen erkennen selbst kleinste Defekte im Gewebe, denn jedes Organ hat im Ultraschall eine typische Struktur. Bei Erkrankungen und Tumoren werden zum Beispiel Größe, Form und möglicherweise auch Struktur der Organe verändert. Grundsätzlich lassen sich alle wasserhaltigen, blutreichen Organe mit Hilfe des Ultraschalls gut darstellen.  

Einzige Einschränkung: Sie dürfen nicht von Knochen oder Luft umgeben sein. Luft schwächt und verändert Schallwellen so stark, dass kein Bild erzeugt wird.  

Ursprüngliche Domäne des Ultraschalls ist die Gynäkologie. So gehören zum Beispiel Zyklus- und Trächtigkeitskontrollen inzwischen zur Routine in der Pferdepraxis. Dadurch lässt sich der Bedeckungszeitpunkt exakt bestimmen und das Besamungsmanagement optimieren. Ein weiterer Einsatzbereich ist die Diagnose von Eierstock- und Gebärmutterzysten sowie vermehrten Flüssigkeitsansammlungen in der Gebärmutter. In der Gynäkologie wird überwiegend mit einer rektal eingeführten Sonde gearbeitet.  

Ein weiteres großes Gebiet der Ultraschalluntersuchung ist die Orthopädie. Hier ergänzt der Ultraschall die Röntgenuntersuchung. Die Ultraschalluntersuchung der Sehnen ist ein bekanntes und häufig eingesetztes Diagnoseverfahren. Doch auch Bänder, Menisken, Muskelstrukturen und andere Weichteile können per Ultraschall begutachtet werden. Durch die inzwischen hochauflösende Darstellung lassen sich Defekte nicht nur feststellen, sondern auch das Ausmaß möglicher Schäden beurteilen. 

Auch bei Herzuntersuchungen kommt Ultraschall zum Einsatz. Nicht nur Funktion, sondern auch Leistungsfähigkeit und Pumpfunktion des Herzens können mit Hilfe des Ultraschalls beurteilt werden. Der sogenannte Doppler-Ultraschall liefert Informationen über Strömungsrichtung und Geschwindigkeit des Blutes im Herzen und in Gefäßen.  

Während in der Kleintierpraxis auch Störungen im Darmtrakt per Ultraschall lokalisiert werden, ist das beim Pferd aufgrund der Größe einzelner Organe sowie vieler Überlagerungen nur bedingt möglich. Darstellen lassen sich beim Pferd die Teile des Darmtrakts, die dicht an der Bauchwand anliegen, zum Beispiel die Blinddarmwand, im ventralen Bereich des Abdomens liegende Darmanteile und die Darmwand. Dennoch ist hier eher die rektale Untersuchung Mittel der Wahl. Einzige Einschränkung: Sehr kleine Pferde und Fohlen können nicht rektal untersucht werden. 

Gerade in der Fohlendiagnostik ist der Ultraschall ein wichtiges Instrument für die Diagnose. Nabel und Bauchhöhle des Fohlens können gut mittels Sonographie auf krankhafte Veränderungen untersucht werden. Nabelinfektionen, die manchmal bis in den Bauchraum zur Leber oder Blase reichen, lassen sich erkennen, aber auch Ergüsse, Entzündungen oder Lungenerkrankungen wie die Rhodococcus-equi Pneumonie beim Fohlen.  

Fazit

In der Pferdepraxis dienen Röntgen und Ultraschall zur Feststellung von Anomalien im Körper sowie zur Kontrolle von Operations- und Behandlungsergebnissen. Beide Verfahren sind wichtige Ergänzungen, die im Rahmen eines kompletten Untersuchungsablaufs zuverlässige Diagnosen ermöglichen. 

Text und Foto: Sabine Heüveldop