Wider den Juckreiz: Die besten 10 Tipps für Ekzemer!

Pferde, die an Sommerekzem erkrankt sind – oft einfach „Ekzemer“ genannt – können trotz ihrer Erkrankung, die nicht ursächlich heilbar ist, ein schönes, artgerechtes Leben führen, ohne gravierende Einbußen hinsichtlich ihrer Lebensqualität.  

Hier kommen die besten Tipps, die Pferd und Pferdehalter wirklich helfen! 

1. Sichern Sie die Diagnose!

Nicht jedes Pferd, das sich im Sommer scheuert, ist am Sommerekzem erkrankt und das Sommerekzem ist auch nicht auf Islandpferde beschränkt.  

Sollten Ihnen an Ihrem Pferd die typischen Symptome – Leitsymptom ist der während des Sommerhalbjahrs vor allem an Mähne und Schweif auftretende starke Juckreiz, der häufig mit Hautveränderungen einhergeht – auffallen, ist ein Tierarzt zur Diagnosesicherung hinzuzuziehen.  

Bei Unsicherheit können spezielle Untersuchungen Klarheit bringen. Eine korrekte Diagnose ist die wichtigste Voraussetzung für eine effektive Therapie! Sichern Sie die Diagnose!

2. Passen Sie den Weidegang Ihres Ekzemers den Flugzeiten der Insekten an!

Auslöser für das allergische Geschehen sind Stoffe, die sich im Speichel bestimmter Stechinsekten (Kriebelmücken, Gnitzen, Culexmücken) finden und beim Stich in die Haut des Pferdes injiziert werden.  

Typisch für diese Stechinsekten ist oft ihre Dämmerungsaktivität: Mitten in der Nacht sowie am helllichten Tag sind viele weitaus weniger aktiv. Soweit dies organisatorisch zu leisten ist, sollten erkrankte Pferde deshalb die Dämmerung vorzugsweise im Stall (Offenställe durch spezielle Vorhänge absichern) verbringen, da geschlossene Räume meist gemieden werden. 

3. Programmieren Sie das Immunsystem um!

Die Spezifische Immuntherapie (SIT, auch ASIT, Hyposensibilisierung) ist die erfolgreichste Therapieform. SIT programmiert das fehlgeleitete Immunsystem quasi um. Dazu werden chemisch veränderte Allergene in ansteigender Dosierung über lange Zeiträume in regelmäßigen Abständen gespritzt. Im Organismus werden so Veränderungen der fehlgeleiteten Abwehr ausgelöst, Fachleute sprechen von einem Isotypenswitch. 

Je früher mit dieser Behandlung begonnen und je konsequenter sie durchgeführt wird, desto höher die Erfolgsquote. Beim Ekzempferd sollte spätestens ein bis zwei Jahre nach Ausbruch der Krankheit damit begonnen werden. Die Therapie wird dann über mehrere Jahre während der Wintermonate fortgeführt.  

Insgesamt zeigen 60 % und mehr Patienten eine Besserung, teilweise verschwanden die Symptome sogar vollständig und dauerhaft. Studien konnten auch belegen, dass zudem unter einer SIT der Verbrauch an typischen Medikamenten zur Symptombekämpfung deutlich zurückging, was den Organismus zusätzlich entlastet. 

4. Bauen Sie vor allem auf mechanische Barrieren!

Das allergische Geschehen wird mit jedem Stich befeuert, Symptome lassen sich verhindern oder einschränken, wenn allergiekranke Pferde nicht oder deutlich seltener von den auslösenden Insekten gestochen werden (Allergenvermeidung, Allergenreduktion).  

Sie stechen überwiegend dort, wo die Haare senkrecht stehen und die Haut deshalb besser zugänglich ist, also vor allem an der Mähne, dem Schweif, an den Ohren und allen Haarwirbeln an Kopf und Rumpf.  

Auf dem Markt sind hervorragende Ekzemdecken erhältlich, die Ihren Ekzemer effektiv abschirmen, ohne die Haut zu belasten. Zusätzlich sollte der Kopf geschützt werden. Bei sonnigem, windigem Wetter kann die Decke stundenweise entfernt werden, damit sich die Haut erholt und ausreichend Vitamin D bildet. 

5. Ergänzen Sie die mechanische(n) Barriere(n) durch weitere Ansätze!

Zur Anwendung kommen neben allopathischen Medikamenten auch Mittel und Therapieformen aus dem Bereich der Naturheilkunde. Eine Behandlung kann lokal (örtlich, also etwa direkt auf der Haut) oder systemisch (im gesamten Körper) erfolgen.  

Häufig kommt eine Kombination verschiedener Medikamente zum Einsatz, die sich gegenseitig ergänzen. Im Vordergrund steht die Regulierung der Immunabwehr, indem die Ausschüttung der Entzündungsmediatoren gehemmt wird. Antihistaminika und Glukokortikoide können lokal oder systemisch angewendet werden, sie bekämpfen erfolgreich die wichtigsten Symptome.  

In der Naturheilkunde kommen unter anderen Homöopathika, Heilkräuter sowie Akupunktur zum Einsatz. Auch eine Eigenbluttherapie sowie diverse ausleitende Verfahren werden empfohlen. 

6. Schützen Sie Ihr Pferd auch beim Reiten!

Auch während der Arbeit kann und muss Ihr Ekzempferd vor Stichen geschützt werden. Dabei helfen engmaschige Fliegendecken mit passendem Zuschnitt, bei dem der Sattel oder Longiergurt frei bleibt. Gut sitzende Fliegenmasken lassen wie Vorhangstoffe ausreichend Sicht zu, sodass der Ekzemer auch bei der Arbeit unter dem Sattel (Ausnahmen: schlechte Sicht, Stangenarbeit, Springen, sehr schlechtes Geläuf) nicht auf seinen Schutz verzichten muss.  

Lücken werden durch Repellents geschlossen, die allerdings bei vielen Pferden unterschiedlich gut und immer nur kurze Zeit nach dem Auftragen wirken. Bei längeren Ausritten sollten sie mitgenommen werden; wird eine Rast eingeplant, sind zudem Fliegendecke und -maske mitzuführen. 

7. Pflegen und schonen Sie die Haut des Pferdes!

Hautverletzungen und -veränderungen sollten je nach dem Krankheitsbild mit entsprechenden Medikamenten versorgt werden (z. B. antiseptische Salben, Zinklebertranpaste, …). Salbenreste müssen regelmäßig mit hautschonenden Spezialshampoos entfernt werden.  

Meiden Sie alle Pflegemittel mit Farb- und Duftstoffen. Beim Auftragen von pflegenden Salben, Ölen und Lotionen wie auch bei Medikamenten sollten Sie die Mittel NICHT gründlich in die Haut einreiben, da damit der Juckreiz befeuert würde und Keime in tiefe Hautschichten verbracht werden können. Besser: vorsichtig auftragen und Öle bevorzugen, da diese sich fast von selbst auf der Hautoberfläche ausbreiten und einwirken. 

Bieten Sie Ihrem Ekzemer hautverträgliche Scheuermöglichkeiten an wie etwa federnd aufgehängte Bürsten, wie sie in der Rinderhaltung eingesetzt werden. 

8. Züchten Sie nicht mit Ihrem Ekzemer!

Sommerekzem gilt als multifaktoriell vererbte Erkrankung mit einer Heritabilität von 0,2 (das klingt nach wenig, bedeutet aber eine mittlere Vererbbarkeit). Eine Erkrankung tritt dann nicht auf, wenn beim Pferd keine entsprechende genetische Veranlagung besteht.  

Hier ist noch sehr viel Forschungsaufwand notwendig, um völlige Klarheit über den Erbgang zu erlangen. Fakt ist aber: Auch ohne den Erbgang genau zu kennen, wäre ein konsequenter und dauerhafter Zuchtausschluss aller betroffenen Pferde ein probates Mittel, um das Sommerekzem innerhalb weniger Zuchtgenerationen stark zurückzudrängen. Nicht mit Ekzempferden zu züchten ist ein Gebot des Tierschutzes! 

9. Optimieren Sie Fütterung, Haltung und Training!

Stress, ein Mangel beispielsweise an Spurenelementen oder Vitaminen, andere Fütterungsfehler (generelle Überfütterung, Proteinüberschuss, …), Umwelteinflüsse (Strahlung, Emissionen, …) und andere Faktoren wie etwa eine generelle Stoffwechselbelastung werden immer wieder als Hauptverursacher des Sommerekzems benannt, sind allerdings allenfalls Faktoren, die das Krankheitsgeschehen ungünstig beeinflussen können.  

Dies trifft auf das Sommerekzem wie auf jede beliebige andere Gesundheitsstörung zu. Ein ganzheitlicher Blick lohnt trotzdem immer, denn kranke Pferde profitieren oft in besonders hohem Maße von einer Optimierung ihres Umfeldes. Artgerechte Haltung – Gruppen-Auslaufhaltung – ist heute ein für alle Pferde zu forderndes Muss. Sachkundiges Training stellt sicher, dass Ihr Ekzempferd ausgeglichen und belastbar ist.  

Eine Rationsoptimierung sorgt dafür, dass alle für die Wundheilung wichtigen Stoffe bereitgestellt werden und der Stoffwechsel nicht zusätzlich belastet wird. Die Fütterung stark riechender Zusätze mit der Absicht, durch die resultierenden Hautausdünstungen den Eigengeruch der Pferde zu überdecken und so den Stechinsekten das Auffinden ihrer „Opfer“ zu erschweren, funktioniert übrigens meist nicht.  

So findet etwa die Kriebelmücke ihre Wirte optisch und durch deren Kohlendioxidspur, also die Atmung, sie lässt sich durch etwaige Duftstoffe also nicht beirren. 

Packen Sie das Übel an der Wurzel

Das Übel sind in diesem Falle die Stechinsekten, in deren Speichel sich das Allergen verbirgt. Das Sommerekzem wird von Kriebelmücken (Simuliidae), Gnitzen (auch Bartmücken, Ceratopogonidae) und Culexmücken (Culex) verursacht.  

Es handelt sich bei diesen Namen nicht um Synonyme, es sind also drei ganz unterschiedliche Mücken. Dies ist deshalb wichtig, weil sie sich auch hinsichtlich ihres Lebensraums voneinander unterscheiden.  

Allgemein nimmt man an, Mücken hielten sich besonders gerne im Umfeld von stehenden, eher warmen Gewässern auf – doch die Kriebelmücke bevorzugt klare, kalte und schnell fließende Bäche!  

Es reicht deshalb nicht aus, Ekzempferde abseits von Tümpeln und flachen Teichen zu halten bzw. das Gelände entsprechend trockenzulegen (Regentonnen!), zu meiden sind vielmehr Gewässer aller Art.  

Weideflächen auf windigen, sonnigen Anhöhen und/oder in Windrichtung VOR etwaigen Gewässern gelegene Weiden sind darum für Ekzemer optimal. Und: Vor allem Schwalben und Mauersegler unterstützen Sie beim Kampf gegen Stechinsekten! 

Text: Angelika Schmelzer, Foto: Christiane Slawik