Pflegetipps für Haut und Fell
Glatt & Glänzend
Zur regelmäßigen Pflege gehören neben geeigneten Putzutensilien und dem Wissen um die richtige Vorgehensweise auch hochwertige Pflegeprodukte, deren Inhaltsstoffe den natürlichen Schutzfunktionen von Haut und Fell nicht zuwider laufen, sondern diese sinnvoll unterstützen.
Bereits seit etwa hundert Jahren weiß man, dass die Haut bei allen behaarten Lebewesen leicht sauer und die Hautoberfläche von einem „Säureschutzmantel“ bedeckt ist, der durch körpereigene Substanzen in Schweiß, Talg und Hornzellen gebildet wird und vor Austrocknung und schädlichen Mikroorganismen schützt.
Der pH-Wert der Haut liegt beim Menschen durchschnittlich bei 5,5, beim Pferd zwischen 4,8 und 6,8. Im Unterschied zu Menschenschweiß ist Pferdeschweiß allerdings leicht alkalisch, weshalb er zum Schäumen neigt. Der pH-Wert sollte nicht durch zu häufiges Waschen oder ungeeignete Pflegemittel (z.B. Seifenlauge mit einem pH-Wert von 8-12) aus seinem natürlichen Gleichgewicht gebracht werden: Ist der Säureschutzmantel geschädigt, wird die Haut angreifbar für Keime, Pilze und Ektoparasiten. Zum Entfernen von Schweiß reicht klares lauwarmes Wasser (pH-Wert 7) völlig aus. Verwendet man für die gelegentliche Ganzkörperwäsche ein Shampoo, sollte es auf den pH-Wert der Pferdehaut abgestimmt sein und nach kurzer Einwirkung wieder komplett aus dem Fell gespült werden. Der Fachmarkt bietet hierfür etliche hautverträgliche Produkte teils mit rückfettenden Wirkstoffen an.
Shampoos und WaschlotionenInsbesondere bei Pferden mit empfindlicher Haut sollte man auf natürliche Inhaltsstoffe achten, da synthetische Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe austrocknend wirken oder sogar Kontaktallergien auslösen können. Aber auch auf einige Naturprodukte wie Teebaumöl können Pferde allergisch reagieren. Bevor man also das ganze Pferd behandelt, sollte man die Hautverträglichkeit zunächst an einer Körperstelle testen.
Viele Pferdeshampoos enthalten schonend pflegende Wirkstoffe auf natürlicher Basis wie Lecithin, Arginin (essentieller Haarnährstoff), Panthenol (Provitamin B5), Bienenhonig oder Jojobaöl und natürliche Düfte etwa von Kräutern. Zudem gibt es Produkte, die die Fellfarbe mit natürlichen Inhaltsstoffen wie Kamille und Vanille für helles oder Henna und Walnuss für dunkles Fell intensiver wirken lassen. Speziell für extrem trockene oder angegriffene Haut und Pferde mit Fellproblemen sind Waschlotionen mit naturreiner Molke ohne chemische Zusätze erhältlich. Molke ist ein uraltes, wiederentdecktes Pflegemittel mit leicht säuerlichen Eigenschaften, sie unterstützt und regeneriert den Säureschutzmantel der Haut auf natürliche Weise und spendet Feuchtigkeit. Teils mit hautberuhigenden Kräutern und Ölen angereichert (Molke ist ein natürlicher Emulgator, der Wasser und Fett verbindet), werden diese Produkte in Wasser eingerührt, mit einem Schwamm aufgetragen und im Unterschied zu herkömmlichen Shampoos nicht wieder ausgewaschen.
Produkte für die Hautpflege
Für trockene, gereizte oder juckende Haut sind zahlreiche Cremes, Emulsionen, Lotionen, Sprays und Tinkturen erhältlich, die hautberuhigend und juckreizstillend wirken.
Feuchtigkeit spenden beispielsweise Sheabutter, Jojoba-, Weizenkeim- und Nachtkerzenöl. Gegen Scheuerneigung haben sich vor allem Lebermoos, Salz aus dem Toten Meer und Aloe Vera bewährt. Schwarzkümmelöl reguliert den Hautstoffwechsel und fördert den Fellwuchs. Teebaum- und Niemöl haben zudem eine desinfizierende Wirkung und halten durch ihren intensiven Geruch Stechinsekten fern.
Putz- und Stylinghilfen für Fell und Langhaar
Sogenannte Striegelhilfen aus der Sprühflasche ersparen das Reinigen mit Wasser, beseitigen unliebsame Verfärbungen, verhindern Haarbruch und statische Aufladungen, wirken schmutzabweisend und intensivieren den natürlichen Fellglanz durch rückfettende Wirkstoffe. Mittels pflanzlicher Farbpigmente wird bei einigen dieser Produkte sogar die jeweilige Fellfarbe wirkungsvoll betont. Für Schimmel gibt es spezielle Putzhilfen oder Trockenshampoos, die teils mithilfe von Aktivkohle selbst hartnäckige Flecken wie Urin, Mist oder Gras entfernen können.
Auch Mähnen- und Schweifsprays (Schopf zum Einsprühen hinter die Ohren legen) erleichtern das Verlesen und Bürsten des Langhaars, indem sie die Kämmbarkeit verbessern, von Knoten und Verfilzungen befreien und staubabweisend sind sowie für mehr Volumen sorgen (auch als Lotion für sprühempfindliche Pferde erhältlich). Ideale Helfer zum Einflechten von Mähne oder Schweif sind Schaumfestiger extra für Pferde (Mane Mousse) oder spezielle Zöpfelsprays (Quick-Braid), wodurch die Haare griffiger werden und sich die Strähnen besser abteilen lassen.
Für einen strahlenden Turnierauftritt gibt es Sprays und Gels, die durch Inhaltsstoffe wie Seidenproteine für brillanten und langanhaltenden Glanz von Fell und Langhaar sorgen. Einige dieser Produkte können sogar in der Sattellage und vor dem Einflechten aufgebracht werden, weil sie laut Hersteller Fell und Haare nicht rutschig machen sollen. Voll im Trend sind Glitzersprays. Zum professionellen Abdecken von Narben, Farbmängeln oder anderen Schönheitsfehlern gibt es außerdem Farbsprays (Show Touch Up) in acht Farbtönen sowie Farbkreide in Weiß, Braun und Schwarz, um kleine Makel zu kaschieren oder weiße Abzeichen aufzuhellen.
Pflegemittel für Augen, Nüstern und Maul
Für die Augen- und Nüsternpflege werden spezielle Reinigungstücher für Pferde angeboten, mit deren Hilfe man die empfindlichen Hautpartien schonend von eingetrockneter Tränenflüssigkeit oder Nasenausfluss sowie Schmutz befreien kann.
Besondere Wirkstoffe wie Augentrost, Kamilleextrakt und Allantoin beruhigen zugleich gereizte Haut. Ein besonderes Produkt ist sogenannte Maulbutter, die den Maulbereich nicht nur pflegt und geschmeidig hält, sondern auch eine erhöhte Gleitfähigkeit des Mundstückes verspricht und aufgrund des Apfelgeschmacks die Kautätigkeit anregen soll.
Ebenfalls interessant ist eine aus den USA stammende Pferdeschminke in fünf verschiedenen Farben zum Betonen von Kopfkonturen, Ohren, Nüstern, Augen und Maul sowie zum Hervorheben einzelner Muskelpartien. Dieses erstmals in Deutschland erhältliche Pferde-Make-up ist eine auf Vaselinebasis hergestellte Salbe, die mit einem feinen Schwamm auf die gewünschten Stellen aufgetragen wird. Aber auch mit einfachem Melkfett oder Babyöl lassen sich dunkle Partien um Maul und Augen wirkungsvoll betonen.
Striegel, Kardätschen & Co.
Zur Grobreinigung eignet sich am besten ein Nadelstriegel oder eine feste Wurzelbürste. Im Fachhandel ist ein dreiteiliges, farblich klar zu unterscheidendes Bürstenset zur gründlichen Reinigung von Fell, Beinen und Hufen erhältlich. Die straffen, speziell gebogenen Borsten sollen selbst hartnäckigen Schmutz entfernen und dabei empfindliche Stellen wie Hufballen, Gelenke und Knochen schonen. Man kann auch einen sogenannten Federstriegel verwenden, der vor allem während des Fellwechsels gute Dienste leistet. Zudem gibt es diverse Kämme und Bürsten als Fellwechselhelfer, mit denen sich abgestoßene Haare leicht entfernen lassen sollen. Außerdem werden Schimmel-Bürsten mit echten Kokosborsten und sogenannte Schimmel-Putzsteine aus Quarzsand zum leichten Entfernen von dunklen Flecken auf hellem Fell angeboten.
Mit einem Massage-, Gummi- oder Noppenstriegel massiert man anschließend die bemuskelten Körperpartien. Die kreisenden Bewegungen regen die Durchblutung an, lockern die Muskulatur und sorgen für den Transport wichtiger Nährstoffe zum Aufbau von Haut und Fell.
Die natürliche Schutzfunktion des körpereigenen Talgstaubs sollte man aber nicht durch übertriebenes Putzen beeinträchtigen, sondern das Hautfett durch Bürsten mit einer weichen, kurzhaarigen Kardätsche in die Deckhaare zurückbringen, wo es für den entsprechenden Fellglanz sorgt. Hierfür bürstet man den gesamten Pferdekörper von vorne nach hinten in langen Strichen ab und streicht nach jedem Strich die Kardätsche kurz am Striegel sauber. Für den finalen Glanzeffekt kann man zum Schluss noch mit einem Woll- oder Mikrofasertuch oder Lammfellhandschuh übers Fell fahren.
Für extra viel Glanz soll eine neue Kardätsche sorgen, die aus einem innenliegenden Lammfellkissen umringt von reinem Rosshaar besteht. Eine innovative Glanzbürste ist flexibel und lässt sich bis zu 90 Grad biegen. Die ergonomische Form ermöglicht die sanfte Pflege aller Körperstellen und ist ideal für empfindliche Pferde. Die supersoften Naturborsten sind aus echtem Ziegenhaar, sollen selbst feinen Staub mühelos entfernen und für ein besonders glänzendes Finish sorgen.
Auch für die empfindliche Kopfregion gibt es extra kleine Striegel mit dünnen, flexiblen Noppen und Griffkehle zur besseren Handhabung sowie Bürsten aus weichem Naturhaar.
Schopf, Mähne und Schweif werden zunächst verlesen, also von Hand von Strohresten und Verkrustungen befreit.
Damit nicht unnötig Haare ausgerissen werden, arbeitet man sich beim anschließenden Bürsten strähnenweise und in 10 Zentimeter-Abständen von unten nach oben durch.
Werden die Schweifhaare dabei auf den Oberschenkel gelegt und die Mähnenhaare gegen den Pferdehals gedrückt, beschleunigt und erleichtert das die Prozedur. Erst wenn man auf diese Weise Partie für Partie entwirrt hat, darf man in einem Zug durchbürsten. Im Handel gibt es spezielle Mähnen- und Schweifbürsten für eine schonende Langhaarpflege.
Aluminium-Kämme sind weniger geeignet, weil sie zu hässlichem Haarspliss führen können. Für eine komfortable Nasspflege ist ein Schlauchaufsatz mit einer vierfach einstellbaren Spritzpistole im Angebot. Durch einfaches Drehen kann man zwischen Duschbrause, V-Strahl, direktem Stahl und kraftvollem Power-Strahl wählen. Zudem lässt sich der Wasserdruck ebenfalls mittels Drehknopf regulieren.
Zusätzlich sind passende Bürstenköpfe und Flüssigseifen-Behälter erhältlich. Praktisch ist auch eine neuartige Wasch- und Massagebürste aus angenehm weichem Material mit integriertem Schwamm und verstellbarem Griff. Hierzu wird die Schwammbürste in die mit Shampoo, Pflegemitteln oder auch Medikamenten versetzte Flüssigkeit eingetaucht.
Der Schwamm saugt sich mit der Flüssigkeit voll, die dann durch den mit Löchern durchsetzten Plastik-Massagebereich austritt und neben der Waschfunktion die Möglichkeit einer sanften Massage bietet.
Text: Dr. Birgit van Damsen, Foto: Trio Bildarchiv