Studie zur Auswirkung des Kognitionsbedürfnisses

Tierarzt-Kunden-Beziehung & Behandlungserfolg

Die Beziehung zwischen Tierarzt und Tierbesitzer kann den Behandlungserfolg stark beeinflussen. Doch welcher Zusammenhang besteht zwischen der Qualität der Tierarzt-Kunden-Beziehung und dem Kognitionsbedürfnis von Pferdehaltern? Darum ging es in unserer Studie an 302 Pferdehaltern.

Die Beziehung zwischen Ärzten und Patienten kann einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf der Behandlung, die Genesung und weitere Behandlungsschritte haben. Dabei kann auch das Kognitionsbedürfnis eine Rolle spielen. Das ist die intrinsische (von innen heraus), relativ stabile Motivation und Persönlichkeitseigenschaft, Spaß am Denken und an der tiefen Verarbeitung von Informationen zu haben. Personen mit einem hohen Kognitionsbedürfnis verarbeiten Informationen tiefer und vielfältiger. Sie sind auch besser in der Lage, in komplexen Situationen zu denken und sinnvolle Interpretationen zu entwickeln, die zu einer besseren Entscheidungsfindung beitragen können.
In der Studie untersuchten wir die Beziehung zwischen dem Kognitionsbedürfnis von Pferdehaltern und dem Modell der gemeinsamen Entscheidungsfindung. Haben Pferdehalter mit einem hohen Kognitionsbedürfnis eine bessere Beziehung zu ihrem Tierarzt als solche mit einem niedrigen Kognitionsbedürfnis? Gib es einen Zusammenhang zwischen dem Kognitionsbedürfnis von Pferdehaltern und der Wahrnehmung des Tierarztes als Übermittler von Informationen sowie zwischen einem guten Shared Decision Making und einer guten Beziehung von Pferdehaltern zu ihrem Tierarzt?
302 Personen zwischen 18 und 71 Jahren (durchschnittlich 40,15 Jahre) nahmen an der Studie teil (96% weiblich). Die Mehrheit der Befragten waren Freizeitreiter (81%), die übrigen waren Turnierreiter. Die meisten Personen hatten mehr als 10-mal Kontakt zu mehr als einem Tierarzt. 79% hatten sich bislang vor dem Tierarztbesuch selbst informiert – am häufigsten im Internet, gefolgt von Freunden und Verwandten. Fachzeitschriften oder andere Informationsquellen wurden von vielen Befragten nicht genutzt.
Das Ergebnis: Pferdehalter mit einem hohen Kognitionsbedürfnis zeigen ein aktiveres Informationsverhalten und möchten mehr in Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Sie haben eine bessere Beziehung zu ihrem Tierarzt und nehmen ihn als Informationsquelle besser wahr. Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen gemeinsamer Entscheidungsfindung und Qualität der Beziehung zum Tierarzt.
Die Erkenntnisse unserer Studie sind für Tierärzte und Pferdehalter interessant. Tierärzte könnten neben dem Grund für den Besuch die kognitiven Bedürfnisse der Pferdehalters einschätzen. Pferdehalter stellen Fragen und bringen ihre Sorgen und Wünsche mit ein. Das Kognitionsbedürfnis und die daraus resultierenden positiven Kommunikationsfähigkeiten könnten in der Aus- und Fortbildung der Tierärzte behandelt werden. Kunden mit einem geringen Kognitionsbedürfnis werden von Tierärzten durch geeignetes (digitales) Informationsmaterial und motivierende Gespräche ermutigt, sich mit bestimmten Themen eingehender zu beschäftigen. Es lohnt sich also in vielerlei Hinsicht für Pferdehalter und Tierärzte, die Gegenseite mit in Entscheidungsprozesse einzubeziehen, um auf beiden Seiten für mehr Zufriedenheit zu sorgen.

Pimpertz, S. & Schütz, K. (2024). „Bitte erklären Sie mir das noch genauer!“ – das Kognitionsbedürfnis von Pferdehaltern in der Tierarzt-Kunden-Beziehung. Pferdespiegel, 27(02), 57-63.

Text und Fotos: Kathrin Schütz