Krabbler-Alarm

Ektoparasiten beim Pferd

Erst krabbelt, brummt und summt es. Dann juckt es, wird dick, tut weh.
Und manchmal bleibt es nicht dabei … Pferde sind, das lässt sich nicht verhindern, immer wieder und nicht etwa nur im Sommerhalbjahr Gastgeber höchst fragwürdiger Besucher. Ungebeten machen sich Parasiten auf und in der Haut breit, treiben dort ihr Unwesen und hinterlassen das reinste Chaos, mühsam und nicht immer erfolgreich bekämpft von der Körperpolizei, dem Abwehrsystem.

Ektoparasiten sind im besten Fall nur lästig, im schlimmsten Fall aber eine echte Gefahr für unsere Pferde. Anders als bei Symbionten ist eine friedliche Koexistenz nicht möglich: Parasitismus ist keine Win-win-Situation.

Was sind Parasiten?
An einem Parasitismus sind immer zwei unterschiedliche Lebewesen beteiligt: Ein Wirt, der Geschädigte, und ein Parasit, der sich ohne Gegenleistung an den Ressourcen seines Wirts gütlich tut. Meist ist der Wirt wesentlich größer als der Parasit. Ein anderes Wort für „Parasit“ ist „Schmarotzer“, ein Begriff, der auch umgangssprachlich genutzt wird und sehr abwertend belegt ist. Durch Parasiten hervorgerufene Erkrankungen des Wirts werden als Parasitosen bezeichnet.
Der Parasitismus ist ein Erfolgsmodell der Evolution. Sich ernähren, schützen oder fortpflanzen und das auf Kosten anderer, sich Ressourcen aneignen ohne eigene Anstrengung, ohne eigenes Risiko, dieses Prinzip hat für den Einzelnen wie für die Art große Vorteile. Allerdings funktioniert dies nur, solange der Wirt vom Parasit nicht allzu sehr in Anspruch genommen wird – es ist nie vorteilhaft für den Parasiten, seinen Wirt so stark zu schädigen, dass dessen Ressourcen versiegen oder er gar stirbt. Dabei muss die Art bzw. müssen beide Arten betrachtet werden, denn im Einzelfall kommt es durchaus zu massiver Beeinträchtigung des Wirts und in der Folge auch zum Tod oder zum Ausbleiben der Fortpflanzung auf Seiten des Parasiten. Im Laufe der Evolution haben sich Wirt und Parasit aneinander angepasst, wobei der Wirt nicht ganz hilflos ist, sondern mittels diverser Maßnahmen seines Immunsystems den Parasiten bekämpft oder begrenzt.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird zwischen Parasiten und Infektionserregern unterschieden, doch eigentlich finden sich große Schnittmengen. Viele Viren, Pilze oder andere Krankheitserreger leben parasitär, auf Kosten ihres Wirts und wie die typischen Parasiten verursachen auch sie Schäden am Wirt, ohne das „Ziel“, diesen zu töten. Die Unterscheidung erfolgt auch auf Grundlage der Struktur des Schädigenden: Handelt es sich dabei um einen Virus oder ein Prion, um kernlose Einzeller oder Pilze, spricht man von einer Infektion, bei Einzellern mit Kern und höher entwickelten Lebewesen von einer Parasitose.

Wie funktioniert Parasitismus?
Pferdefreunde denken beim Stichwort „Parasit“ sofort an Eingeweidewürmer, an Wurmkuren und an durch Wurmbefall ausgelöste Koliken – und das ist gut so. Die Belastung unserer Pferde durch diverse Endoparasiten im Magendarmtrakt ist ein großes Problem und stellt eine ernstzunehmende Gefahr für Gesundheit und Wohlbefinden dar. Hier stößt das ansonsten gut funktionierende System „Parasitismus“ aus unterschiedlichen Gründen an seine Grenzen, unter anderem auch, weil unsere Pferde haltungsbedingt häufiger und intensiver Kontakt mit Endoparasiten haben als von Mutter Natur evolutionsbiologisch eigentlich vorgesehen. Wir entwurmen also regelmäßig und mit System, um unsere Pferde so vor den Gefahren einer hohen Wurmbürde zu bewahren – alles in Ordnung, das Pferd ist jetzt parasitenfrei, denken wir. Weit gefehlt!
Was wir sehen, was wir durch Symptome erkennen, ist immer nur die Spitze des Eisbergs. In diesem Zusammenhang sollten Pferdefreunde wissen: Da Parasitismus so erfolgreich ist, haben sich zahlreiche Lebewesen darauf verlegt – es gibt Schätzungen, dass von fünf Arten vier sich als Schmarotzer durchs Leben schlagen. Und da die gegenseitige Anpassung meist sehr gut funktioniert, fliegt die Mehrzahl aller Schmarotzer auch bei unseren Pferden sozusagen unterm Radar. Oft übersehen werden dabei Parasiten, die außen auf der Haut leben oder sich dort ernähren: Ektoparasiten.

Was hat der Parasit davon?
Parasiten verschaffen sich vor allem einen Vorteil, indem sie …

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Text und Foto: Angelika Schmelzer