Alles ändert sich!

Fütterung im Frühjahr
Silvester und Neujahr, der Jahreswechsel des Pferdefreundes, liegt schon lange hinter uns – jetzt geht es mit großen Schritten ins neue Pferdejahr: Könnte man sie fragen, würden unsere Pferde sicher den Frühlingsbeginn als wichtigste Zäsur in ihrem Jahresablauf nennen, als Zeitpunkt, an dem sich vieles ändert und man mit neuem Schwung in die kommenden zwölf Monate startet. Dieser Wendepunkt ist auch an der Fütterung unserer Pferde festzumachen: Ändern sich die Rahmenbedingungen, ändert sich auch der Bedarf und damit die ideale Futterration. Was passiert im Detail? Wie geht der Pferdefreund am besten auf diese Änderungen ein?
Mit dem wärmeren Wetter und dem Start in die neue Vegetationsperiode steigen für unsere Pferde die Chancen, nach all den Konserven endlich auch wieder Frischfutter vorgelegt zu bekommen: Weidegras statt Heu, Möhren oder Äpfel zum Müsli, dazu ein paar Kräuter direkt von der Wiese und Knabber-Rinde vom Baumschnitt – gute Aussichten!
Frischfutter statt Konserve
Frischfutter ist naturbelassen, schmackhaft und punktet oft mit einem hohen Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen, die bei vergleichbaren „Konserven“ oft trotz schonender Behandlung dem Trocknungsprozess oder anderen Methoden der Haltbarmachung sowie der Lagerung – dem Zahnder Zeit – zum Opfer fallen.
Damit das leckere Grünzeug, vor allem der Weidegang, auch gut vertragen wird, braucht es allerdings einen Anpassungsprozess: Wichtiges Element des Verdauungsprozesses ist eine Art Wohngemeinschaft zahlreicher unterschiedlicher Mikroorganismen, Darmflora genannt. Zusammen machen sie dem Pferd viele Nährstoffe zugänglich, die es alleine nicht aufschließen könnte. Dabei entsteht eine enge Abhängigkeit, die Darmflora stellt sich immer und immer wieder neu genau auf die gereichten Futterrationen ein. Plötzliche Änderungen im Futterplan treffen deshalb auf eine Darmbesiedelung, die in ihrer Zusammensetzung nicht darauf vorbereitet ist. Es kommt dann zu teils erheblichen Verdauungsstörungen mit Kolik, Durchfall und anderen Symptomen, aber auch zu Gesundheitsstörungen außerhalb des Verdauungstrakts. Deshalb muss in der Übergangszeit vom Heu zum Weidegras langsam vorgegangen werden, damit die Darmflora sich darauf einstellen kann. Es werden sich nun nach und nach mehr von den Mikroorganismen vermehren, die speziell zur Verarbeitung des neu angebotenen Futters befähigt sind, während die Anzahl der darauf weniger gut eingestellten Arten langsam zurückgeht.
Zwei Wochen gelten als ausreichende Übergangszeit, bei Pferden mit bekannter Empfindlichkeit gerne mehr. Beginnend mit 10 bis 15 Minuten auf der Weide kann diese Zeit von Tag zu Tag etwa verdoppelt werden, solange keine Probleme auftreten. Durften die Pferde auch schon zuvor immer wieder etwa an der Hand ein wenig Gras naschen, kann oft mit einer etwas längeren Zeitspanne eingestiegen werden.
Aufbruchsstimmung statt Frühjahrsmüdigkeit
Der Vorsatz, das eigene Pferd auch über das Winterhalbjahr regelmäßig und gut zu trainieren, der ist sicher immer da, aber häufig stehen ungünstige Rahmenbedingungen der Umsetzung im Wege. Kurze Tage, überfüllte Reithallen, Schietwetter, gefrorene oder vermatschte Wege, nicht bereitbare Außenplätze, dazu Pferde im schweißtreibenden Winterpelz und Pferdefreunde, die im Sattel gegen Nässe und Kälte ankämpfen – da bleibt es eben oft beim Vorsatz und es kommt nicht zur Umsetzung. Aber jetzt – jetzt geht es wieder los! Endlich! Lange Ausritte, intensive Trainingswochenenden, Wanderritte, Reitstunden beim Lieblingsausbilder, Turniervorbereitung, Distanzritte oder einfach nur intensive, entspannte Reit-Zeit ohne festes Ziel mit dem weltbesten Pferd – dem eigenen – sind nun wieder möglich, wo es wärmer, heller und freundlicher wird.
Für unsere Pferde heißt das: Es wird wieder abwechslungsreicher, es wird aber auch anstrengender. Was bedeutet das für die Fütterung? Es hat Auswirkungen auf den Eiweißbedarf inklusive essentiellen Aminosäuren, auf den Energieverbrauch und auf die Versorgung mit Mengen- und Spurenelementen vor allem dann, wenn diese in größerem Umfang über den Schweiß abgegeben werden.
Die Muskulatur eines Pferdes kann als Organ aufgefasst werden, das nicht zusammenhängend, sondern quasi in Untereinheiten verteilt im Organismus seinen Platz einnimmt. Wie andere Organe besteht auch die Bemuskelung zu einem hohen Anteil aus Eiweißen. Soll das Organ Muskulatur wachsen, braucht es dazu Baustoffe – je nachdem, wie anspruchsvoll nun trainiert wird, kann der Eiweißbedarf in dieser Zeit durchaus signifikant ansteigen. Wer es genau wissen will, erstellt eine Rationsberechnung oder lässt diese von Fachleuten durchführen. Sehr praktisch sind Zusatzfuttermittel, die das Pferd gezielt und zuverlässig mit essentiellen Aminosäuren, also den wichtigsten Bausteinen der Eiweiße, versorgen.
Bewegt sich das Pferd mehr, werden mehr Brennstoffe verbraucht. Das „Benzin“ oder der „Strom“ des „Motors Pferd“ wird von Kohlenhydraten und Fetten geliefert. Dabei tragen nicht nur kurzkettige, leicht zu verstoffwechselnde Kohlenhydrate zur Energieversorgung bei, sondern vor allem Ballaststoffe. Aus ihnen macht der Verdauungstrakt Fettsäuren, und diese decken weit über 50 % des Energiebedarfs ab. Sorgen Sie deshalb grundsätzlich dafür, dass Ihr Pferd genügend hochwertiges Raufutter aufnimmt und überprüfen Sie dies mit einer Rationsberechnung.
Bei Problemen mit der regionalen Heuernte können hochwertige Raufutterprodukte der Futtermittelhersteller etwaige Lücken füllen oder die Gesamtration aufwerten. Zu einer den Energiebedarf deckenden Ration gehört bei vielen Pferden auch eine adäquate Kraftfutterration. Achten Sie auf einen hohen Energiegehalt und gut verdauliche, aufgeschlossene Komponenten. Wo sich kurzfristig Energiedefizite auftun, können Sie diese auch mit qualitätsvollen Futterölen abdecken, die häufig einen Mehrfachnutzen aufweisen und Ihr Pferd etwa mit Vitamin E oder mit entzündungshemmenden Elementen versorgen.
Wird es anstrengend oder steigen die Außentemperaturen, rückt auch die Schweißbildung vermehrt ins Bewusstsein der Pferdebesitzer. Hier wird in erster Linie daran gedacht, den damit zusammenhängenden Verlust an Elektrolyten über die Fütterung auszugleichen, und das ist gut und richtig so – der obligatorische Salzleckstein reicht oft, aber nicht immer aus. Das wichtigste „Futtermittel“ grundsätzlich und auch im Zusammenhang mit Schweißverlusten ist allerdings – Wasser (übrigens auch das wichtigste „Lebensmittel“ bei uns Menschen)! Denken Sie also nicht nur an die Deckung des Mineralstoffbedarfs, sondern auch an die Wasserversorgung Ihres Pferdes. Allen Pferden sollte ständiger Zugang zu sauberem, frischem Wasser gewährleistet werden, im Stall und auf der Weide. Unterstützung erfährt der Pferdehalter dabei durch Ausstatter, die innovative, pfiffige Tränkebehälter auf den Markt bringen.
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Text: Angelika Schmelzer