Fit & vital mit Britta Schöffmann

Mit Liebe & Verantwortung!

Pferde faszinieren mich, seit ich denken kann. Übers Ponyreiten kam ich zur sportlichen Dressurreiterei, die mich seither privat, aber auch beruflich als Fachjournalistin und Buchautorin begleitet. Zurzeit habe ich ein Pferd, einen Rentner namens Courbière, genannt Büffel. Bis vor kurzem waren es noch zwei, denn mein früheres Grand Prix Pferd La Picolina, genannt Liese, lebte noch. Wir mussten sie im Mai leider nach einer schweren Kolik erlösen.
Zuvor konnte Liese ihre Rente bei Freunden auf einem kleinen Hof am Niederrhein genießen. Mit täglichem Weidegang, 5×5-Meter-Box, Pferdekumpels und Familienanschluss. Büffel, inzwischen auch 20 Jahre alt, steht bei einem Landwirt in der Nähe, der sich auf
Rentnerpferde spezialisiert hat. Dort ist er Teil einer Oldie-Herde und fühlt sich pudelwohl. Er lebt in einer Gruppe von rund zehn Pferden und während die anderen abends aufgestallt werden, bleiben er und zwei weitere auf der Weide.
Dort hat das Trio freien Zugang zu einer großen Scheune und kann rein und raus laufen, wie es möchte. Die Kontrolle und Fürsorge durch den Menschen sind für mich extrem wichtig. Nur dann kann ich sehen, ob ein Pferd gesund ist, ob der Schmied kommen muss, ob das Futter noch dem Alter entsprechend reicht, wie der Zahnzustand ist – bei älter werdenden Pferden ja oft ein Problem.
Es käme deshalb für mich nicht in Frage, ein älteres Pferd irgendwo in der Marschlandschaft auf einer riesigen Wiese laufen zu lassen und nur ab und zu nach ihm zu sehen. Ich muss immer wissen, wie es meinen Tieren geht.
Besonders wichtig ist mir, dass Haltung, Fütterung und Gesundheitsmanagement individuell zu den Pferden passen. Für Liese war der Stall meiner Freunde absolut richtig. Nur drei weitere Großpferde, drei Ponys und besagter Familienanschluss. Büffel ist da anders. Er ist freundlich, aber er kann auch gut ohne Menschen. Trotzdem schaut natürlich täglich jemand nach den Pferden. Ich habe alle unsere Pferde – es waren über die Jahre an die 20 – gemocht und geliebt, aber Liese war etwas ganz Besonderes. Liese war mein Seelenpferd. Sie war eigentlich als Ausreitpferd für meinen Mann gedacht, aber als ich sie das erste Mal sah und ritt – sie war gerade fünf Jahre alt – da wusste ich: Das ist mein Pferd. Zwar durfte mein Mann sie auch reiten, aber sie wurde recht schnell dann doch „meine“ Liese. Sie war nie spektakulär, aber immer auf der Seite des Reiters und immer Harmonie ausstrahlend. Sie hat immer gefragt „Was soll ich für dich tun?“, und dann hat sie ihr Bestes gegeben. Sie war nicht mein erstes Pferd, das ich bis Grand Prix ausgebildet hatte. Aber sie war das Pferd, dem ich meine Teilnahme und eine Schleife beim Deutschen Dressurderby in Hamburg verdanke. Sie kam immer auf der Wiese angaloppiert, wenn ich sie rief und sie wieherte, wenn sie mich hörte. Das änderte sich auch während ihrer Rentnerzeit nicht.
Man darf alte Pferde weder aus Bequemlichkeit irgendwohin abschieben noch sich selbst einreden, sie wollten bis zum letzten Atemzug geritten werden, davon bin ich überzeugt. Viel zu oft sehe ich Menschen, die beteuern, ihre Oldies zu lieben – aber einfach nicht sehen wollen, dass diese körperlich nicht mehr in der Lage sind, ihren Dienst als Reitpferd zu tun.
Dann soll man sie Weidepferd werden lassen. Aber auch hier gilt: Bewegung ist ein Grundbedürfnis für das Fluchttier Pferd. Wenn es diesem Bedürfnis des Alters wegen nicht mehr nachkommen kann, dann ist meiner Meinung nach der Zeitpunkt gekommen, über den Abschied nachzudenken.
Diese endgültige Entscheidung zu treffen ist wahnsinnig schwer, aber es ist für mich auch eine Frage von Liebe und Verantwortung. Ich bin jemand, der für seine Vierbeiner bis zum Letzten kämpft, aber wenn ich weiß, dass alles, was ich tue, nicht das Leben, sondern das Sterben verlängert, dann weiß ich, dass es Zeit ist, das Tier gehen zu lassen. In Lieses Fall kam die Entscheidung recht plötzlich. Sie hatte eine schwere Kolik erlitten und da es die erste ihres Lebens war und sie trotz ihrer 23 Jahre bis dato super fit war, entschieden wir uns für eine OP. Diese Chance sollte sie haben.
Und diese Chance schien sie auch zu ergreifen. Fünf Wochen später, sie war schon wieder zu Hause und ich hatte sie noch geputzt und betüddelt, kam zwei Stunden später der Anruf meiner Freundin. Kolik! Wir sind wieder in die Klinik gefahren. Eine weitere OP, das hatte ich Liese nach dem ersten Eingriff versprochen, müsse sie nicht mehr durchmachen.
Als am nächsten Morgen die Ärzte sagten, dass sich ihr Zustand sehr verschlechtert habe, wusste ich, es ist soweit. Und auch an ihrem letzten Tag, als ich in die Klinik kam, um sie bis zu ihrem Ende im Arm zu halten, wieherte Liese, als sie mich sah.

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