Ein feiner Zug: Rückenmuskeln fit tapen

Kinesiologische Tapes bei Rückenproblemen

Rückenprobleme sind unter den Reitpferden weit verbreitet. Neben der Ursachenergründung und verschiedenen, thera-peutischen Behandlungsansätzen kann auch das kinesiologische Taping eine unterstützende Maßnahme sein, Rückenschmerzen zu lindern. Einfache Tapeanlagen können sogar vom Pferdebesitzer selbst angebracht werden, um die Basisbehandlung zu unterstützen.

In mehr als 80 % der Fälle sind Rückenprobleme auf muskuläre Dysfunktionen zurückzuführen. Zu allem Überfluss bleibt es aber langfristig nicht bei muskulären Problemen, vielmehr lösen selbst „simple“ Verspannungen weitreichende Fehlfunktionen im ganzen Körper aus. Speziell und direkt ist die Gelenksfunktion beeinträchtigt, wodurch es zu Schäden am passiven Bewegungsapparat kommt. So sind Arthrosen in ihren vielschichtigsten Formen nicht selten eine Folge von ursprünglichen muskulären Dysfunktionen, da diese zu Fehl- und Überbelastungen im Gelenksapparat führen. Speziell im Rücken können sich langfristige Erkrankungen wie Kissing spines oder Spondylosen in den kleinen Wirbelgelenken sowie Gelenksblockaden herauskristallisieren und somit irreparable Schäden am Bewegungsapparat verursachen.

Vielschichtige Ursachen

Auch falsches Training (Überbelastungen, Fehlbelastungen etc.), Schonhaltungen, Fehlstellungen, insgesamt also physische und psychische Überforderungen (Trainings-, Haltungs-, Fütterungsstress) führen zu Muskelverspannungen. Daraus resultiert eine Dauerkontraktion, die wiederum eine Schwächung des Muskels (Atrophie) zur Folge hat. Ein verspannter Muskel ist nicht voll einsatzfähig, weil er hierzu die Fähigkeit benötigt, sich abwechselnd anzuspannen und zu dehnen. Ein verspannter Muskel hat seine Dehnfähigkeit zum großen Teil eingebüßt. Weil Muskeln von der Kontraktionsfähigkeit seiner Antagonisten abhängig ist, überträgt sich die Bewegungsunfähigkeit des Muskels automatisch auch auf den Gegenspieler. Muskeln haben nun aber nicht nur Antagonisten, sondern auch Synergisten, die als „Mitspieler“ dieselbe Arbeit leisten und nun bei Ausfall des Partners überlastet sind. Somit verspannen auch diese Muskeln, die ihrerseits wiederum deren Gegenspieler negativ beeinflussen, und so setzen sich die Verspannungen im gesamten Körper fort.

Sichere Befundung muskulärer Defizite

Stellt man als Reiter nun eine Schmerzhaftigkeit der Muskulatur fest, die sich bis zur Berührungsempfindlichkeit beim Putzen steigern kann, sollten die Alarmglocken schrillen. Auch Bewegungsunlust – oft fälschlicherweise als Faulheit oder Unwilligkeit interpretiert – ist ein häufiges Anzeichen für muskuläre Probleme, aber auch andere Krankheitssymptome. Der Dressurreiter bemerkt vielleicht zunächst den fehlenden Raumgriff bei einer Trabverstärkung und der Reiningreiter eine verminderte Geschwindigkeit in den Spins, doch jeder Reiter kann muskuläre Probleme erkennen, wenn er sein Pferd beim Putzen genau beobachtet. Ein Muskelzucken bei leichtem Druck auf den Muskel, Wegdrücken des Rückens beim Putzen, Kopf hochnehmen oder das Zurücklegen der Ohren sind eindeutige Schmerzsignale und bereits signifikante Alarmzeichen.
Sind muskuläre Probleme erkannt, sollte zunächst die Ursache ergründet werden. Nicht selten lösen unpassende Sättel Muskelverspannungen im Rücken aus, doch oft genug ist auch die Fehlbelastung durch den Reiter (schlechter Sitz) oder, wie schon erwähnt, falsches Training die Ursache. Die beste Lösung, die muskulären Probleme in den Griff zu bekommen, ist die Beseitigung der Ursache. Dies allein löst den Muskel jedoch noch nicht, vor allem, wenn der Verspannungszustand schon längere Zeit Bestand hat. Darum ist ein therapeutisches Eingreifen unerlässlich.
Über vielerlei therapeutische Maßnahmen können Muskeln wieder ihre Arbeitsfähigkeit zurückgewinnen. Den besten Erfolg erzielt man durch eine manuell durchgeführte Muskeltherapie, die von einem gut ausgebildeten Therapeuten ausgeführt wird, der das Pferd auch entsprechend befunden, sowie den Verdacht eines Muskelproblems bestätigen oder enthärten kann.

Taping – die ideale Begleittherapie

Die Therapie kann mit verschiedenen weiteren Maßnahmen begleitet und unterstützt werden. Hierzu gehört auch das Kinesiologische Tapen, das die Manuelle Therapie hervorragend unterstützen kann. Bei korrekt angelegten Tapes sind diese in der Lage, den Behandlungserfolg länger aufrecht zu erhalten und so den Muskel schneller wieder in die Arbeitsfähigkeit zurückzuführen. Präventiv kann das Tape die Muskelarbeit optimieren und somit Verspannungen vermeiden helfen. Die Wirkung der Tapes hilft, Dysbalancen innerhalb der Muskulatur auszugleichen und die muskuläre Selbstregulation des Körpers zu fördern.
Eine alleinige Tapingtherapie ist zwar nicht falsch, wird aber nur mäßigen Erfolg bringen, weil die regulatorischen Faktoren nicht intensiv genug sind. Dafür sind diese nachhaltiger und können helfen den Normotonus der Muskulatur zu erhalten.
Da die Muskulatur entweder der Auslöser einer Erkrankung ist oder diese zumindest begleitet (Schonhaltung), werden bei einer Tapeanlage fast immer auch die Muskeln getapet. Bei jeglichen Bewegungseinschränkungen – egal wodurch verursacht – sowie bei allen Schmerzzuständen wird die Muskulatur reagieren, weshalb diese immer mit in die Tapeanlage mit einbezogen werden sollte. Ist die Muskulatur primär betroffen, lassen sich diese auch autonom tapen.
Grundlage für eine wirkungsvolle Muskel-Tapeanlage ist die Kenntnis der Muskelanatomie sowie selbstverständlich die Diagnose durch den Tierarzt beziehungsweise der Befund durch einen Therapeuten. Sind diese Voraussetzungen gesichert, kann der Pferdebesitzer mit etwas Geschick eine Tapeanlage auch selbst anlegen.

Wahl der Klebestreifen

Zunächst benötigt man die passendes Tapes, die es in unterschiedlichen Farben im Fachhandel zu kaufen gibt. Die Farben haben im Prinzip keine Bedeutung in Bezug auf die Klebe- oder Zugeigenschaften, dennoch sollte man aus energetischer Sicht die Tapes mit der passenden Farbe wählen. Beim Muskeltape unterscheidet man zwischen einer tonisierenden und einer detonisierenden Anlage. Soll das Tape tonisierend wirken, wählt man bevorzugt die Farbe Rot, für eine detonisierende, entspannende Anlage sollte hingegen Blau bevorzugt werden.
Wie eingangs bereits erwähnt, beeinflusst jeder Muskel auch seine Synergisten und Antagonisten. Aus diesem Grund sind auch diese Muskeln mit in die Tapeanlage mit einzubeziehen. Es verbessert auf diese Weise die gesamte Funktionalität des Muskelapparates und unterstützt das Pferd ganzheitlich.
Es gibt spezielle Tapes für Tiere, die eine stärkere Klebeeigenschaft besitzen und meist breiter sind als die Tapes für Menschen. Für Anlagen mit stärkerem Zug sind diese Klebebänder durchaus empfehlenswert, für reine Muskeltapes kann man auch die Tapes für Menschen verwenden.
Die Wirkung der Tapes wird in erster Linie nicht durch das Klebeband selbst erreicht, sondern durch die Art und Weise, wie es am Fell angebracht wird. Die Tapes sind im Gegensatz zu den (weißen) Stabilisierungstapes aus dem Sportbereich elastisch und geben durch ihren Zug ständige Signale an die Hautrezeptoren des Körpers, wodurch dieser mit einem regulatorischen Response reagiert.

Kreation der Tapeanlage

Im Falle von Verspannungen der Rückenmuskulatur überlegt man sich, welche Muskeln man wie ansprechen möchte. Meistens wird der lange Rückenmuskel (M. longissimus dorsi) verspannt…

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Text und Foto: Renate Ettl