Winterinfekte: Jeder Husten zählt!

Die Weidesaison ist vorbei, die Pferde stehen wieder vermehrt in den Boxen.
Damit gewinnt auch das Thema Husten erneut an Bedeutung.

Das gehört in vielen Ställen leider schon zum Alltag und auch für den Tierarzt kann es ein frustrierendes Thema sein. Dem Pferdebesitzer sei gleich vorweg ans Herz gelegt: Nehmen Sie jedes Husten ernst! Klar kann sich ein Pferd mal verschlucken und ein akuter Husten nach einer Infektion sollte bei richtigem Management schnell verschwinden. Doch immer wiederkehrender Husten bzw. ein „Der hustet immer beim Abtraben, das ist nicht schlimm“ ist keineswegs normal! Dahinter kann Equines Asthma stecken.
Studien zufolge sollen bis zu 80 Prozent aller Pferde unter gering- bis mittelgradigem Asthma leiden, wobei insbesondere jüngere Tiere betroffen sind – hier ist es die zweithäufigste Ursache für Leistungsintoleranz. Wird nicht rechtzeitig gegengesteuert, schreitet das Asthma fort und beeinträchtigt in seiner hochgradigen Form ganz erheblich die Lebensqualität des Pferdes. Die Erkrankung selbst ist zwar nicht heilbar, doch die gute Nachricht ist: Bei konsequenter Haltungsumstellung können die betroffenen Pferde ein ganz normales, symptomfreies Leben führen – auch im Leistungssport!
Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass das Management eines Pferdes mit Equinem Asthma (sowohl Inflammatory Airway Disease/IAD als auch Recurrent Airway Obstruction/RAO) langfristig und konsequent so umgestellt wird, dass Allergene vermieden werden, die für die Entzündung der unteren Atemwege und die Verengung der Bronchien verantwortlich sind. Mit der Gabe von Medikamenten allein ist es nicht getan. Sobald dieses abgesetzt werden, ist der Husten wieder da. Wird die Haltung nicht umgestellt, und zwar ein Pferdeleben lang, wird sich die Erkrankung nicht nur nicht bessern, sondern sogar weiter voranschreiten.
Von großer Bedeutung ist die Luftqualität im Stall, wobei Staub, Schadgase wie Ammoniak sowie Pilze, Bakterien, Viren und Milben eine Rolle spielen. Die für Equines Asthma sehr bedeutenden Schimmelpilze stammen vor allem aus hygienisch nicht einwandfreiem Heu und Stroh. Wie schädlich der Staub für die Pferdelunge ist, hängt unter anderem von der Partikelgröße ab (< 5 µm sind alveolengängig) sowie der Verweildauer in der Luft. Während dem Ausmisten, Einstreuen und Kehren ist die Staubbelastung der Luft um das 6- bis 7-fache erhöht – und die lungengängigen Staubpartikel bleiben im Durchschnitt rund 100 Minuten in der Luft. Daraus ergeben sich die Maßnahmen, die notwendig sind, um Asthmapatienten das Leben zu erleichtern.

Einfache Maßnahmen, um die Luftqualität zu verbessern:
• Wenn die Möglichkeit besteht, sollte das Pferd in eine Außenbox mit ständig offener Klappe gestellt werden – besser sogar noch mit angrenzendem Paddock, so dass ständige Zufuhr von Frischluft gewährleistet ist. Dazu so viele Stunden wie möglich täglich Auslauf bzw. Weidegang – auch im Winter!
• Tägliches gründliches Ausmisten reduziert die Belastung durch Ammoniak.
• Das Ausmisten, Kehren und Aufschütteln von Heu sollte nur dann erfolgen, wenn die Pferde nicht im Stall sind und sie sollten zudem erst einige Zeit nach der Stallarbeit wieder in ihre Boxen kommen.
• Füttern Sie ausschließlich nasses Heu. Ein Begießen mit der Gießkanne reicht nicht! Durch etwa zehnminütiges Wässern des Heus werden die lungengängigen Partikel sehr deutlich reduziert. Das Waschwasser darf keinesfalls erneut benutzt werden.
• Eine Alternative ist das Bedampfen des Heus, wobei allerdings kommerziell erhältliche Heubedampfer eingesetzt werden sollten. Selbst gebaute konnten in Studien nicht überzeugen. Durch das Bedampfen können die lungengängigen Partikel um 94 Prozent und Bakterien um 86 Prozent reduziert werden. Pilze und Hefen werden abgetötet. Bedampftes Heu wird von den meisten Pferden gegenüber nassem Heu bevorzugt, zudem kommt es kaum zu Nährstoffverlusten.
• Eine weitere Alternative ist qualitativ hochwertige Heulage.
• Achten Sie auf staubarme Einstreu. Es gibt neben den klassischen Spänen mittlerweile eine ganze Palette von alternativen Einstreuarten auf dem Markt. Eine Studie zeigte, dass allein durch die Kombination aus Späneeinstreu und Heulage im Vergleich zur Kombination Stroh und Heu die Staubbelastung um 86 Prozent geringer ausfiel.
• Auch beim Kraftfutter sollte Staub so weit wie möglich reduziert werden. Das geschieht ganz einfach durch Anfeuchten mit Wasser oder durch die Zugabe von etwas Raps- oder Sonnenblumenöl.
• Schwieriger wird es, wenn die oben erwähnten Maßnahmen nicht ausreichen, weil der Patient unter dem Staub aus den Nachbarboxen leidet. In diesem Falle sollte überlegt werden, ob es möglich ist, weitere Pferde in die Haltungsbedingungen einzubeziehen oder ob ein Umstellen des Pferdes möglich ist. Sprechen Sie mit Ihrem Stallbesitzer und den Besitzern der Boxennachbarn.
• Das Putzen der Pferde sollte nicht in der Box erfolgen.
• Auch beim Bewegen sollte auf staubarme Böden geachtet werden. Halle und Reitplatz sollten daher entsprechend gepflegt sein. Im Sommer ist das Feuchthalten der Tretschicht natürlich eine Herausforderung, dann sollten Sie im Zweifelsfall besser ins Gelände gehen.

Geduld ist wichtig
Zu beachten ist, dass es in der Regel über drei Monate unter diesen optimierten Bedingungen dauert, bis sich die Lungenfunktion bessert. Man muss also Geduld haben und nicht denken, dass die Haltungsänderung nichts bringt. Sie muss auch lebenslang beibehalten werden. Medikamente lindern die Symptome, ersetzen aber nicht die Optimierung der Haltung! Das gilt auch für das Inhalieren.

Bewegung tut not!
Gerade für Pferde mit Equinem Asthma ist tägliche Bewegung sehr wichtig, um die sogenannte „Clearance der Atemwege“ zu stimulieren, also die Lunge „frei zu bekommen“. Dazu muss die Bewegung allerdings an die Leistungsfähigkeit des Patienten angepasst werden. Husten ist ok, ein Hustenanfall ist aber zu vermeiden. Keineswegs dürfen die Pferde zum „Pumpen“ kommen.

Sehr empfehlenswert dazu:
Schwarz Bianca, Equines Asthma – Empfehlungen zu Therapie und Haltung. Pferdespiegel 2020; 23(03): 103 – 114. DOI: 10.1055/a-1215-4448.

Zum Foto: Wichtig für das Management von Equinem Asthma ist nicht nur eine verbesserte Luft-qualität im Stall, sondern das Pferd sollte auch so viele Stunden wie möglich täglich Auslauf bzw. Weidegang haben – auch im Winter! Foto: Iveta/stock.adobe.com