Die Mischung macht’s

Fütterung im Winter

Der Herbst ist da, und damit starten Reiter und Pferde in eine neue Zeit. Für manche eine stille, ruhige Zeit, auf andere aber warten neue Herausforderungen.
Mit der richtigen Unterstützung über hochwertige Rau- und Kraftfutterrationen kann das kommende Winterhalbjahr fit und fröhlich unter die Hufe genommen werden!

Unsere Pferde kennen zwei Jahreszeiten: Das Sommerhalbjahr, gefüllt mit aufregenden Turnierstarts, langen Ausritten, anstrengenden Lehrgängen und vielen entspannten Stunden auf der Weide geht mit den letzten milden Herbsttagen zu Ende und damit beginnt das Winterhalbjahr Die Weiden werden nach den abschließenden Pflegearbeiten nun für viele Monate ruhen dürfen, das Leben verlagert sich mit zunehmend nasser und kalter Witterung immer mehr nach drinnen, in die Ställe, die Reithallen, die Seminarräume. Pferdefreunde wissen: Mit dem Ende der Weidesaison ist eine Anpassung der Rationsgestaltung an die neuen Rahmenbedingungen notwendig.

Gras-Halbjahr und Heu-Halbjahr

Die beiden Jahreszeiten unserer Pferde, das Gras-Halbjahr und das Heu-Halbjahr, sind gekennzeichnet durch zwei gänzlich verschiedene Lebensweisen – mal auf großzügigen Weiden, mal in beengten Stallungen – und die unterschiedliche Verfügbarkeit vor allem des Grundfutters, aber auch anderer Futtermittel. Was ist typisch für diese beiden Abschnitte des Jahres, wenn es um die Fütterung unserer Pferde geht? Dabei richtet der informierte Pferdehalter seinen Blick vor allem auf die Raufuttergrundlage und zudem auf etwaige Probleme, die typischerweise vor allem im Winterhalbjahr auftreten können.
Während des jetzt bevorstehenden Heu-Halbjahrs bildet vor allem durch Trocknung konserviertes Raufutter die Grundlage der Ernährung. Frisches Futter ist rar, allenfalls finden ein paar Karotten oder Äpfel den Weg in die Futterkrippen unserer Pferde. Das hat Auswirkungen auf die Akzeptanz, aber auch auf die Versorgung mit manchen Vitaminen. Ein weiterer Faktor ist die Lagerung: Auch Nährstoffe in sorgfältig produziertem und gelagertem Futter unterliegen einem Abbau, sodass bestimmte Inhaltsstoffe mit der Zeit in geringerer Konzentration zu finden sind. Zudem ist die Verfügbarkeit eine andere: Während Weidegras nur dann zugänglich ist, wenn rund um den Stall als Zentrum Weideland liegt, können Heu und Co, aber auch viele andere Futtermittel auf teils langen Wegen herbeigeschafft werden. Der Futtervorrat muss gelagert werden – es braucht entsprechende Lagerstätten, die große Volumen aufnehmen können. Raufutter braucht Platz und muss trocken und luftig aufbewahrt werden. Andere Futtermittel müssen frostfrei gelagert (Öle) oder besonders gut vor Schadnagern geschützt (alle Kraftfutter) werden. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen bewegt sich die Rationsgestaltung im Winterhalbjahr.
Auch die Bedarfe unserer Pferde ändern sich teils drastisch mit dem Übergang vom Sommer in den Herbst. Ein sichtbares Zeichen ist die nun verstärkt einsetzende Bildung von Winterfell, die bereits mit der Sommersonnenwende ausgelöst wurde und nun so richtig Fahrt aufnimmt. Für die Fellbildung müssen alle benötigten Baustoffe über das Futter bereitgestellt werden. Für einige Pferde steht während des kommenden halben Jahres lediglich leichte Arbeit an, manche Jungpferde aber werden mit dem Beginn der Stallsaison erstmals unter den Sattel genommen. Beides hat Auswirkungen auf den Proteinbedarf der Pferde, aber auch auf andere wichtige Parameter wie etwa die Versorgung mit bestimmten Mineralstoffen. Auch das Wetter spielt eine wichtige Rolle bei der winterlichen Rationsgestaltung. Leben die Pferde in einem artgerechten Kaltstall und dürfen sie sich täglich im Freien aufhalten, muss ausreichend Energie für die Temperaturregulation bereitgestellt werden. Nicht zuletzt sind für manche Pferde die Wintermonate mit einer besonderen Anstrengung verbunden: Gerade ältere Pferde nehmen nun oft ab, bewegen sich zu wenig, legen sich nur ungern ab, kränkeln. Allergiker dagegen leiden unter der Staubbelastung im Stallgebäude, auch im Zusammenhang mit der Fütterung, und reagieren mit verstärkten Symptomen auf die Heuration. Für viele Jungpferde ist mit dem Absetzen und/oder dem Ende der Weidezeit eine Wachstumsdepression verbunden, sie gedeihen oft weniger gut über das Winterhalbjahr. Mitten im Winterhalbjahr beginnt zudem das Zuchtjahr.
Auf diese und andere Aspekte muss im Rahmen der Rationsgestaltung Rücksicht genommen werden. Zudem hat der Pferdehalter ein Auge auf etwaige Auswirkungen der Fütterung auf die Gesundheit des Pferdedarms – nur wenn der ordentlich arbeitet, kann das Futter auch optimal verwertet werden.

Traditionelles Futtermittel, neu gedacht

Die Heuernte war immer schon eine spannende Zeit im Leben des Pferdehalters, hat aber durch die spürbaren Auswirkungen des Klimawandels nun zunehmend an Brisanz gewonnen. Heu ist ein knappes Gut, das ist uns allen längst klar. Aber: Weidegang im Sommer, Heu im Winter – so sieht die Grundversorgung unserer Pferde aus, und daran ist nicht zu rütteln, wird sie doch durch arttypische Bedürfnisse bestimmt.
Es muss also umgedacht werden: Wo mit Heu in der Vergangenheit oft eher verschwenderisch umgegangen wurde, können diverse Strategien bei der Ein-sparung helfen. Solche Systeme sind sowohl für kleine Pferdebestände als auch für größere Betriebe bereits auf dem Markt. Heusäcke, Heubälle, moderne Raufen sowie Heusparnetze haben zudem den sinnvollen Nebeneffekt, die langsame und damit physiologische Futteraufnahme zu begünstigen („slow feeding“).
In der Pferdefütterung hat Raufutter eine definierte Aufgabe, der es aufgrund seiner typischen Eigenschaften gerecht werden kann. Raufutter ist die Basis jeder Ration, das Kraftfutter gibt es nur obendrauf. Auch als Heu-Ersatz eingesetzte Futtermittel müssen geeignet sein, die Ansprüche des Pferdes an seine Raufutterration zu erfüllen. Zwei Aspekte sind dabei besonders wichtig:
• Viel Volumen bei relativ geringer Nährstoffdichte und hohem Faseranteil – das entspricht den Ansprüchen des Pferdes an seine Futtergrundlage und hält seine Verdauung in Schwung.
• Raufutter muss lange und gründlich gekaut werden. Das beschäftigt das Pferd über viele Stunden und sorgt gleichzeitig für einen kontinuierlichen Speichelfluss, beugt damit sowohl Verhaltensauffälligkeiten durch Langeweile als auch Magenproblemen infolge Übersäuerung (Magenschleimhaut-entzündung, Magengeschwür) vor.

Heu: Besser iss das!

Heu ist sicherlich in den meisten Pferdebetrieben das am häufigsten verfütterte Raufutter. Heute ist es nicht mehr nur regional verfügbar, sondern wird oft von spezialisierten Betrieben gewonnen, verarbeitet und deutschlandweit vermarktet. Deutlich teurer als das Heu vom benachbarten Landwirt, ist dies meist in kleinen, folienverpackten Gebinden gelieferte Raufutter vor allem für private Pferdehalter und kleinere Betriebe eine Alternative oder Ergänzung zum regional verfügbaren Heu. Nachteilig ist nicht nur der hohe Preis, es fällt auch recht viel Verpackungsmaterial an, das entsorgt werden muss. Die Qualität der meist durch Warmluft getrockneten, häufig sehr staubarmen Produkte ist allerdings zuverlässig hoch, die Inhaltsstoffe gemäß Weender Analyse bekannt.
Der Pferdefreund kann zwischen unterschiedlich großen Gebinden und Produkten mit mehr oder weniger gekürzter Halmlänge (beispielswiese mit ursprünglicher Halmlänge, Kürzung auf 10 – 15 cm oder als Häcksel) wählen. In Gebieten mit geringer regionaler Verfügbarkeit (Ballungsräume) und bei einem Bestand von nur wenigen Pferden sind diese Produkte auch wirtschaftlich eine gute Wahl, zudem sind sie geeignet, akute regionale Engpässe rasch zu überbrücken.

Briketts, Cobs und Pellets

Der Aufwuchs von Heuwiesen, aber auch von mit Luzerne, Esparsette oder Weidelgras bepflanzten Flächen kann nach dem Schnitt getrocknet und zerkleinert werden, wobei die natürliche Faserlänge unterschiedlich stark gekürzt wird. Werden diese Grünfutter anschließend wieder in Form gepresst, entstehen Briketts, Cobs, Flakes oder Pellets.
Die in diese Futtermittelgruppe fallenden Produkte unterscheiden sich hinsichtlich
• Ausgangsprodukt (etwa Wiesengras oder Luzerne) und damit den Inhaltsstoffen,
• Grad der Zerkleinerung (Grünmehl oder gut erhaltene Fasern) und
• Form und Größe des Presslings (Brikett, Cob, Flake, Pellet).
Die typische physikalische Struktur des Raufutters geht bei der Produktion dieser Futtermittel immer zum Teil verloren, weshalb Grünfutterprodukte mit möglichst erhaltener Struktur zu bevorzugen sind oder eine Ergänzung mit strukturreichem Raufutter notwendig ist. Bestehen die Presslinge aus weniger stark zerkleinertem Material, wurde das Ausgangsprodukt nur gehäckselt. Solche Produkte werden erfahrungsgemäß gut gekaut und eingespeichelt und liefern die so wichtige faserreiche Futtergrundlage. Alle Produkte können, die meisten müssen sogar eingeweicht verfüttert werden.

Kräuter-Allerlei

Nicht nur im Winter reichen viele Pferdehalter ihren Pferden als Ergänzung der Raufutterration, als Trägerfutter oder Kraftfutterersatz immer häufiger lose Mischungen von Gräsern und Kräutern in unterschiedlicher Zusammenstellung. So können zum einen die unbestrittenen Nachteile zu hoher Kraftfuttergaben umgangen und zudem Grundfutterrationen von artenarmen Wiesen aufgewertet werden.
Zwar steht hinter der Gabe dieser Futtermittel kein therapeutischer Ansatz, jedoch darf davon ausgegangen werden, dass die vielfältigen und größtenteils noch nicht endgültig erforschten Wirkungen der zahlreichen Pflanzeninhaltsstoffe einander sinnvoll ergänzen und dem Pferd zuträglicher sind als eine insgesamt artenarme Kost.

Futterstroh

Stroh ist aufgrund seiner geringen Nährstoffdichte und schlechten Verdaulichkeit kein echter Ersatz für hochwertiges Heu. Seine hohe Dichte an Faserstoffen birgt gewisse Gefahren in sich. Wird zu viel Stroh aufgenommen oder kann es nicht ausreichend gekaut und eingespeichelt werden (ältere Pferde, Haken und andere Zahnprobleme) kommt es zur Stockung im Verdauungsfluss: Eine Verstopfungskolik droht.
Deshalb wird geraten, die Aufnahme von Stroh zu begrenzen, und zwar auf Mengen von nicht über etwa einem halben Kilo pro 100 kg Körpergewicht. Gutes Futterstroh kann den Raufutterbedarf nur teilweise decken, ist aber durchaus geeignet, ergänzend eingesetzt zu werden, um knappe Heuvorräte zu strecken. Gerne werden auch hochwertige Futterstrohhäcksel in Kraftfuttergaben eingemischt, damit die Pferde langsam fressen, sorgfältig kauen und einspeicheln und genügend Faserstoffe aufnehmen.

Heulage – die Alternative zum Heu

Heu wird durch Trocknung, Heulage durch Silierung konserviert. Vom Fachmann produzierte Heulage in Großballen stellt insbesondere in Gebieten mit häufig unsicherer Wetterlage für größere Betriebe eine echte Alternative zum Heu dar. Silageprodukte der Futtermittelindustrie auf Grundlage eines Wiesenaufwuchses oder auch aus reinem Weidelgras werden in kleinen Gebinden gezielt für Pferde produziert und bundesweit geliefert.
Sehr viele Pferdehalter haben mit diesen Produkten gute Erfahrungen gemacht und setzen sie seit langem erfolgreich nicht nur als Heualternative in schlechten Jahren ein, sondern auch für (heu)stauballergische Pferde.
Allerdings vertragen nicht alle Pferde Heulage, manche reagieren – vermutlich ausgelöst durch eine allergische Reaktion – mit signifikanten Verdauungsstörungen. Inwieweit die Verdauung der Pferde generell durch das saure Milieu des Futters tatsächlich negativ beeinflusst wird muss noch abschließend erforscht werden. Hinweise darauf und diverse Denkansätze gibt es tatsächlich, nicht alle halten aber einer objektiven Betrachtung stand.

Raufutterrationen ergänzen

Heu oder ein anderes gutes Raufutter satt – ein Muss in der Winterfütterung für jedes Pferd. Die Gesamtmenge richtet sich nach dem Bedarf des Pferdes, der sich aus Gewicht und Leistung ergibt, und der jeweiligen Zusammensetzung des Raufutters. Kraftfutter und Zusatzfutter ergänzen fallweise diese Grundlage.
Fakt ist: Viele Pferde erhalten unangemessen große, weit über ihren Bedarf hinausgehende Kraftfuttergaben, was nicht nur zu Übergewicht führt, sondern auch den Energiestoffwechsel völlig aus dem Konzept bringen kann, mit nachhaltigen Folgen für die Gesundheit des Pferdes. Allerdings soll jedes Pferd auch alles bekommen, was es für Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit benötigt – ein Dilemma. Abhilfe schaffen da Rationsberechnungen, die heute nicht mehr mühsam selbst durchgeführt werden müssen. Eigene Programme oder gar Anbieter für Onlineberechnungen helfen weiter und sorgen für Sicherheit. Hiermit lässt sich zudem so mancher Euro einsparen, der ansonsten für zu großzügig bemessene Kraftfutterzulagen ausgegeben würde. Im Winter kann Bewegungsmangel das Ungleichgewicht zwischen Fütterung und Bedarf noch verschärfen, sodass in diesen Monaten besonders Maß gehalten werden sollte.
Die Kraftfutterzuteilung erfolgt also im Idealfall auf Grundlage einer Rationsberechnung und ergänzt die Heufütterung. Sollten sich dann noch Lücken auftun – durch Defizite in der Gesamtration, aber auch durch erhöhten Bedarf – schlägt die Stunde spezieller Futterzusätze.
Meist erhalten unsere Pferde zu Grundfutter und Kraftfutter täglich ein Mineralfutter. Der Begriff ist etwas irreführend, denn diese Produkte enthalten nicht nur Mineralstoffe (Mengen- und Spurenelemente), sondern ebenso Vitamine. Es ist zu empfehlen, dieses Mineralfutter der Jahreszeit anzupassen. So können im Sommerhalbjahr ergänzend zum Weidegang Produkte gereicht werden, die beispielsweise die Vitamine A, D, E und K nicht enthalten – die bekommt das Weidepferd über den frischen Aufwuchs. Im Winter dagegen sollten diese Vitamine im Mineralfutter enthalten sein.
Was ist noch wichtig im Winterhalbjahr? Die Fellbildung, die bereits im Sommer begonnen hat und oft bis weit in den Dezember auf Hochtouren läuft, kann durch geeignete Produkte unterstützt werden. Sie liefern hochwertige Aminosäuren, B-Vitamine, Zink und Biotin. Auch Bierhefeprodukte, Leinsamen und/oder Leinöl sind bewährte Futterzusätze für die Zeit des Fellwechsels und danach.
Weidegang auf oft trockenen, abgeweideten Flächen – hier besteht die Gefahr, dass zu viel Erde und andere Beimengungen mit aufgenommen wurden und nun den Darm belasten. Eine Flohsamenkur putzt jetzt ordentlich durch und kann Sandkoliken verhindern.
Manche Öle enthalten entzündungshemmende Stoffe mit besonders wohltuender Wirkung auf ältere, arthrosekranke Pferde. Diese Futteröle bringen zudem viel geballte Energie in die Ration, ohne den Stoffwechsel durch ein Übermaß an Proteinen zu belasten.
Ein wenig konservierter Sommer in der Futterkrippe gefällig? Das erreichen Sie mit getrockneten Hagebutten, Beeren-mischungen, Karottenschnitzeln und vergleichbaren Produkten, durch die Sie auch die Akzeptanz der Ration verbessern und gesunde Vitalstoffe ins öde Wintermenü einbringen.

Slow Feeding – warum & wie?

Kein kurzlebiger Trend, sondern wissenschaftlich fundierte Erkenntnis: Unseren Pferden geht es besser, wenn sie andauernd etwas zu futtern haben. Viele kleine und kleinste Portionen über den ganzen Tag verteilt – das klingt nach einem todsicheren Rezept für massives Übergewicht und ist doch ein ganz entscheidendes Element zur Gesunderhaltung. Grundlage ist ein für Pferde typischer Mechanismus der Verdauung, die so ganz anders arbeitet als bei uns. Im Magen der Pferde wird andauernd Magensäure produziert, die dann ebenso kontinuierlich vom ständig nachlaufenden (alkalischen) Speichel neutralisiert werden kann. Das Verdauungssystem ist so darauf ausgelegt, einen beständigen Nachschub an Futter bestens zu verarbeiten. Speichel gelangt mit dem gut durchgekauten, geschluckten Futterbrocken in den Magen, und hier liegt auch das Problem: Fehlt der ständige Nachschub an neutralisierendem Speichel – sind die Zeitabstände zwischen den Mahlzeiten zu lang (als kritisch gelten bereits vier Stunden, als gesundheitsschädlich sechs Stunden) oder wurde das Futter nicht gut eingespeichelt – so wird die Magensäure nicht neutralisiert und reizt, wie Säuren das eben tun, die Schleimhaut. Mit der Zeit kommt es zu Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüren.
Auch in anderen Bereichen des Magendarmtrakts kommt man mit der modernen Fütterungspraxis – wenig Heu, viel Kraftfutter, wenige Mahlzeiten – nicht klar. Voluminöses Raufutter ist essentiell, um die Darmperistaltik in Gang zu halten und den wichtigen Mikroorganismen des Darms als Futtergrundlage zu dienen. Zudem ist die Futteraufnahme von Mutter Natur auch als Hauptbeschäftigung vorgesehen. Nimmt sie im Tagesablauf zu wenig Zeit ein, führt dies zu Langeweile und die wiederum zu Verhaltensauffälligkeiten.
So hat ein Umdenken eingesetzt, was die Futtervorlage eingesetzt: Vor allem Heusparsysteme ermöglichen eine kontinuierliche Aufnahme kleiner Portionen über den Tag verteilt und sorgen nebenbei noch dafür, dass weniger teures Raufutter auf dem Boden zerstreut und verschmutzt wird. Futterautomaten für Rau- und/oder Kraftfutter erlauben zudem eine ganz gezielte, individuelle Fütterung auch bei Gemeinschaftshaltung. Raufutter mit erhaltener Struktur – Heu, Heulage – und viele Kraftfutter stellen Pferdebetriebe wie private Halter vor keine neuen Herausforderungen.
Heu kann wie gewohnt mehrmals täglich von Hand in Raufen vorgelegt, in moderne Futterautomaten auf Vorrat eingespeist oder durch die Nutzung neuer Entwicklungen wie Spezialnetzen im Verbrauch gesteuert werden. Anders sieht es bei manchen Typen von Kraftfutter wie auch bei verarbeitetem Grünfutter aus.
Futterautomaten sind auf dem Markt in zwei Varianten erhältlich – zur Raufuttervorlage und für die Gabe von Kraftfuttermitteln in Form von Müsli oder Pellets. Gemische dagegen, also etwa handelsübliche Alleinfutter oder mit Häckseln vermischtes Kraftfutter, sind voluminöser und haben andere Rieseleigenschaften als reine Kraftfutter, unterscheiden sich aber auch stark von einfachen Raufuttern.
Solche Gemische sind zudem weniger homogen, es besteht die Möglichkeit der Entmischung. Sollen derlei Kombinationen aus Rau- und Konzentratfutter gereicht werden, können handelsübliche Futterautomaten an ihre Grenzen stoßen. Sie eignen sich auch nicht zur Gabe von breiig zubereiteten Futtern (Mash, Rübenschnitzel), angefeuchteten Kräuter-/Gräsergemischen und eingeweichten Grünfutterpresslingen.
Theoretisch ist eine Verfütterung zumindest der kleineren Raufutterpresslinge unabhängig vom Ausgangsprodukt über Kraftfutterautomaten zwar möglich, doch werden Cob und Co aus Sicherheitsgründen meist ein-geweicht verfüttert. Und das bedeutet leider oft: Handarbeit, nicht nur beim Abfüllen, Quellen und Verfüttern, sondern auch bei der notwendigen Reinigung aller Behältnisse.
Ein Mehraufwand, den private Halter etwa von alten oder allergischen Pferden angesichts des unbestrittenen Nutzens dieser Raufuttervariante gerne auf sich nehmen, der aber in großen Pferdebetrieben problematisch ist.
Die richtige Masche(n) Heunetze sind wohl die am meisten genutzten Heusparsysteme. Die früher üblichen lose baumelnden Heusäcke sieht man immer seltener, sie haben flachen Großraum-Netzen mit Wandbefestigung oder Sparnetzen in Tuchform Platz gemacht, die über loses oder in Ballen gepresstes Heu gebreitet und am Rand befestigt werden können.
Entscheidend dafür, dass es mit dem Slow Feeding auch klappt, ist die Maschenweite (diagonal gemessen): Zu weit und der Effekt verpufft, weil das Heu in großen Portionen mühelos herausgefuttert wird. Zu eng aber und die Zähne leiden, rasch werden Löcher in die Netze gebissen und vor allem ist der Frust bei der Fütterung so groß, dass nicht wenige Pferde entnervt aufgeben und vor gefüllten Netzen Hunger leiden.
Es ist aber nicht einfach, die richtige Maschenweite zu wählen – folgende Überlegungen spielen da eine Rolle:
• Die Maschenweite muss natürlich zum Pferdemaul passen: Für große und/oder schwere Pferde (große Warmblüter, Kaltblüter) ist eine Maschenweite von 6 cm vermutlich ideal, Pferden mittlerer Größe (Quarter Horse, Islandpferd) passen 5 cm besser, sehr kleine Pferde (Shetland Pony, Welsh A) kommen mit 4 oder gar 3 cm Maschenweite zurecht. Aber: Hier ist auch der Pferdehalter gefragt, der genau hinschauen muss, ob jedes Pferd zum Zug kommt und auch ausdauernd am Netz steht.
• Welches Futter wird gereicht? Loses, also aufgeschütteltes Heu bietet mehr „Angriffsfläche“ durch die Maschen hindurch als fest gepresstes Ballenheu. Für loses Heu passt deshalb unabhängig vom Pferd eine engere Maschenweite eher, stark verdichtetes Heu müssen Sie über eine größere Weite anbieten.
• Für leichtfuttrige Pferde, die vielleicht auch ein wenig rund um die Hüften sind, können tendenziell etwas engere Maschen gewählt werden als für schwerfuttrige, die eher an Gewicht zulegen sollen.
• Wie geübt sind die Pferde? Es braucht ein wenig Zeit, bis sie sich an die neue Fresstechnik gewöhnt haben. Vielleicht brauchen Sie zunächst ein Netz mit größerer Maschenweite und können später auf ein enger gefasstes Produkt umsteigen.
Selbst bei sicher angebrachten Netzen ist nie auszuschließen, dass sich Hufeisen oder ganze Pferdehufe in einem Netz verfangen, etwa beim Spielen. Achten Sie darauf, dass die Maschen immer enger sind als der kleinste Pferdehuf der Gruppe, und dass die Schenkel der Hufeisen nie so verlängert sind, dass Pferde sich damit im Netz verfangen können.
Heu über ein Heusparsystem, das die Verdauung rund laufen lässt und Langeweile vorbeugt, dazu je nach individuellem Bedarf weitere Futtermittel und das Ganze abgesichert durch eine professionelle Rationsberechnung – moderne Zeiten im Pferdestall, durch die nicht nur die Winterfütterung erleichtert wird.
Da fällt das Warten auf das erste frische, saftige Gras im nächsten Jahr Pferd und Mensch nicht ganz so schwer.

Text: Angelika Schmelzer, Foto: C. Slawik