Mehr Lebensqualität durch Osteopathie

Behandlung von Arthrose

Die Behandlung einer Arthrose ist ein sehr komplexes Thema. Ziel ist es, durch eine Reihe von Maßnahmen den Befund soweit zur Ruhe zu bringen, dass er nicht mehr schmerzhaft ist und das Pferd wieder Lebensqualität gewinnt. Die Osteopathie kann dazu einen ganz wesentlichen Beitrag leisten, vorausgesetzt, dass man einen erfahrenen Behandler hat und bereit ist, mit ihm zusammen im Team zu arbeiten. Wir besuchten die Osteopathin Dr. Sabine Sachs.

Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen einer lange bestehenden Altersarthrose wie einer Krongelenksschale oder nicht ausgeheiltem Spat und einem arthritischen Befund beim Sportpferd. Bei alten Pferden geht es darum, den Körper so beweglich wie möglich zu halten, damit sie es komfortabler haben. Ich bin hier sehr vorsichtig im Bereich der Arthrose selbst. Verhärtungen und Blockaden rund um diesen Bereich sollte man tunlichst so lassen, wie sie sind, da sie das betroffene Gelenk schützen, und stattdessen Schulter, Hals und Rücken etc. lockern, um die Last von der erkrankten Gliedmaße zu nehmen.

„Nicht in aktiven Entzündungsbereichen manipulieren“

Beim Sportpferd sieht es etwas anders aus. Bevor wir hier osteopathisch behandeln, sollten aktuelle Röntgenbilder vorliegen, um aktive Entzündungen auszuschließen. Ich bin ein „Diagnosefreak“: Bevor wir mit den Händen ans Pferd gehen, sollte immer abgeklärt werden, ob Entzündungen vorliegen und welches Ausmaß und welche Lokalisation der Arthrosebefund hat. Entzündungen müssen erst behandelt werden, bevor wir irgendwelche Manipulationen vornehmen. Daher empfehle ich, auch bestehende Arthrosen alle zwei bis drei Jahren zur Sicherheit zu röntgen.

„Immer das andere Ende lockern, nicht den Arthrosebereich selbst“

Von großer Bedeutung ist, dass an den Schutzmechanismen des Körpers im Arthrosebereich nichts korrigiert wird. In meiner langjährigen Praxis habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich gut damit fahre, die direkten Stellen nicht zu manipulieren. Jede Struktur – ob Band oder Muskel – hat ein „anderes Ende“. Es gibt ganze Funktionsketten aus Muskeln, Bändern, Sehnen und Gelenk. Die muss ich kennen. Ich arbeite niemals an dem Ende, das im Arthrosebereich liegt, sondern am anderen Ende und versuche, dies zu lockern – die Kruppe, den Rücken, das Genick…

„Das Team muss mitmachen“

Wenn wir richtig gut sind, können wir den Verlauf einer Arthrose bremsen. Bei gering- bis mittelgradiger Arthrose nur eines Gelenks lässt sich mit osteopathischer Behandlung das Ganze oft so gut abfedern, dass die betroffenen Pferde weiter im Sport gehen können. Aber ich betone dabei nochmals: Das schaffen wir nur, wenn wir ein gutes Team haben und das auch mitmacht.
Mein Job ist es, all das beweglich und frei zu machen und zu halten und dem Pferd damit Schmerzen zu nehmen. Das geht jedoch nur im Gesamtpaket mit Sattelmacher, Schmied und Reiter. Der Sattel muss passen und der Schmied muss von unten mit dem entsprechenden Beschlag zuarbeiten. Ebenso sind Reiter und Trainer gefragt.

Individuelles Bewegungsprogramm

Für jedes Pferd gibt es ein individuell angepasstes Bewegungsprogramm, das den Heilungsprozess aktiv unterstützt und Belastungsspitzen wegnimmt, denn am langen Zügel durchs Gelände zu schlurfen ist für einen Arthrosepatienten auch keine Lösung. So gilt bei Spat: im Training zuerst Schritt, dann Galopp und dann erst Trab. Bei Knieproblemen sollten Wendungen auf der Hinterhand eingeschränkt werden und bei Arthrose der unteren Gelenke die Seitengänge. Doch was genau passt, muss man von Pferd zu Pferd unterscheiden. Und natürlich sollte der Reiter auch mitdenken und seinen Ehrgeiz zügeln: Wenn der Boden nicht passt, dann reitet man halt mal nicht.
Und leider gibt es auch oft Fälle, in denen man alles richtig macht und doch keine Schmerzfreiheit erreichen kann.

Text und Foto: Ramona Billing/fachliche Beratung Dr. Sabine Sachs