Weidebeifütterung

Ein dickes + fürs grüne Glück

Da sind sich Reiter und Pferd eigentlich immer einig: Regelmäßiger Weidegang ist durch nichts zu ersetzen.  

Beim Weidegang im Herdenverbund treffen artgerechte Fütterung, freie Bewegung, wichtige Witterungseinflüsse und pferdetypisches Sozialleben auf ideale Weise zusammen, ergänzen sich, ergeben in Summe eine wirklich pferdegerechte Haltung. Die Futteraufnahme auf der Weide sollte dabei jedoch im Blick behalten werden. 

Für Pferde – alle Pferde – ist der Weidegang nicht nur ein nettes Sahnehäubchen, sondern ein essentielles Muss, das ihre wichtigsten Grundbedürfnisse auf einen Schlag erfüllt. Gleichzeitig wird der Reiter entlastet, der sein Pferd gut versorgt weiß. Kein Wunder, dass auf der Prioritätenliste von Pferd und Reiter der Weidegang ganz oben steht. Weide macht also glücklich, doch sieht man sich den Aspekt der Futteraufnahme einmal genauer an, offenbart sich trotzdem manche Versorgungslücke, die es zu schließen gilt. 

Grasen: gut fürs Pferd

Weidegang ist mehr als bloße Futteraufnahme, und doch spielt das Grasen eine entscheidende Rolle: Beim Abweiden bewegt sich das Pferd in einer Haltung, die ihm besonders zuträglich ist und die es zur körperlichen Gesundheit braucht, da seine Anatomie entsprechend angelegt ist.  

Zudem ist das geruhsame Wandern von Grashalm zu Grashalm Bewegung nach Pferdeart, ebenfalls genetisch so vorgegeben und essentiell für die langfristige Gesunderhaltung. Deshalb ist der Weidegang auch unabhängig von der Futteraufnahme nicht zu vergleichen mit einem Aufenthalt auf Sandpaddocks oder befestigten Ausläufen gleicher Größe, da hier die Bewegungsanreize fehlen und die typische Körperhaltung vorwärtsabwärts im geruhsamen Weideschritt nicht eingenommen wird. Über den reinen Futterwert des Aufwuchses hinaus ist der Reiter also daran interessiert, dass sein Pferd viele Stunden mit Grasen verbringt, und das über eine möglichst ausgedehnte Weidesaison. 

So kommen immer mehr Pferde in den Genuss des grünen Glücks: Es werden im ländlichen Raum ehemalige Rinderweiden angepachtet, in Ballungsgebieten Rasenflächen umgewidmet und Blumenrabatten neu eingesät, außerhalb intensiv genutzter landwirtschaftlicher Räume verbuschte Brachflächen und sogar kleine Waldstücke genutzt. Schon diese – unvollständige – Auflistung führt dem Reiter ein grundsätzliches Problem vor Augen: Weide ist nicht gleich Weide. 

Weidegang, die große Unbekannte

Pflanzengesellschaften, Qualität, Menge und Zusammensetzung des Aufwuchses sind von Weide zu Weide völlig unterschiedlich und stellen so ganz individuelle „Nährstoffpakete“ fürs Pferd bereit. Eine bunte Mischung von Gräsern, Kräutern und Leguminosen gibt jeder Weide ein eigenes Gesicht und lässt bestenfalls eine grobe Abschätzung der darin verborgenen Nährstoffe zu. Doch damit nicht genug – es gibt weitere Unsicherheitsfaktoren. 

Auskunft über den Gehalt einer Weide würde natürlich eine Analyse des Aufwuchses geben, und die liefert in jedem Fall wichtige Anhaltspunkte. Allerdings stellt sie immer nur eine Momentaufnahme dar und kann die natürlichen Schwankungen über den Vegetationszeitraum hinweg nicht abbilden. Von Belang ist nämlich auch der Zeitpunkt der Betrachtung, denn im Verlauf der Weidesaison ändern sich wichtige Eckwerte: Während im Frühjahr der Aufwuchs reich ist an Energie und Eiweiß, liefert er relativ wenig Ballaststoffe – doch geht es auf den Herbst zu, nimmt der Gehalt an Protein und Energielieferanten ab, während der Rohfasergehalt nun stetig ansteigt, der Aufwuchs zunehmend verholzt.  

Wie viel Weidegras ein Pferd täglich aufnimmt, lässt sich auch bestenfalls grob abschätzen. Es hängt zum einen natürlich von der Verfügbarkeit ab, also etwa davon, wie hoch der Aufwuchs ist und ob ein Pferd auf einer Portionsweide oder einer Umtriebsweide gehalten wird, zum anderen aber von der Dauer des Weidegangs. Dabei gilt nicht unbedingt „Je länger der Weidegang, desto größer die Futtermenge“, denn je mehr Zeit ein Pferd täglich auf der Weide verbringt, desto weniger Futter nimmt es pro Zeiteinheit auf. So haben Forscher herausgefunden, dass ein 600 kg schweres Pferd bei 24/7-Weidegang pro Stunde 2 kg Weidefutter aufnimmt, bei einer Begrenzung der Weidedauer auf nur drei Stunden am Tag futtert es stündlich ganze 6 kg. Als Faustzahl gilt, dass bei ausreichender Verfügbarkeit Weidezeiten von etwa sechs Stunden täglich nötig sind, um ein Pferd im Erhaltungsbedarf zu versorgen, erbringen Pferde eine Leistung (Wachstum, Zucht, Arbeit), so reicht diese Zeitspanne nicht aus. 

Hinzu kommen die Einflüsse von Düngung und anderen Maßnahmen des Weidemanagements, die Besatzdichte, von Jahr zu Jahr unterschiedliche Witterungsbedingungen und viele andere Aspekte, die jede Futterwerttabelle und jede noch so ausgeklügelte Empfehlung zur Beifütterung mit einem dicken Fragezeichen versehen. Es sieht nämlich so aus: Wir wissen im Grunde nicht, was im Aufwuchs einer Weide so drin ist und wir wissen auch nicht, was und wieviel unser Pferd frisst, welche Nährstoffe es also über den Weidegang aufnimmt – und deshalb wissen wir auch nicht, was es zusätzlich braucht. Eine Weidebeifütterung ohne eingebauten Unsicherheitsfaktor gibt es in der Praxis leider nicht… 

Eines wenigstens ist sicher: Weide alleine genügt nicht.  

Weide alleine genügt nicht

Die Weidebeifütterung hat zwei Aufgaben: Sie soll etwaige Defizite auffangen und mögliche Überschüsse ausgleichen – im Grunde also dasselbe leisten wie jede Ergänzung der winterlichen Heufütterung. Damit diese Beifütterung dem realen Bedarf des Pferdes auch entspricht, müssten zur Berechnung mindestens drei Eckwerte bestimmt werden: 

•Was ist im Weidegras zum gegebenen Zeitpunkt an Nähr- und Wirkstoffen enthalten? 

•Wieviel davon nimmt das Pferd täglich auf, was also erhält es in Summe über das Grasen? 

•Wie hoch ist sein aktueller Bedarf? 

Die beiden ersten Punkte können wir bestenfalls grob abschätzen. Besser als nichts. Aber wenigstens ein Eckwert lässt sich zum Glück doch recht genau bestimmen: der Bedarf des Pferdes. Der nämlich hängt vor allem von dessen Gewicht und von Art und Höhe der erbrachten Leistung ab, und beides lässt sich gut berechnen.  

Unterschieden werden Arbeits-, Zucht- und Wachstumsleistung, wobei innerhalb dieser Gruppen noch näher differenziert wird – etwa nach Trächtigkeits- oder Laktationsmonat bei Zuchtstuten, nach dem Alter bei Jungpferden, nach der Arbeitsintensität beim gerittenen Pferd. Zur genauen Bestimmung sind entsprechende Tabellen und Übersichten in Fachbüchern und im Internet verfügbar. Generell lässt sich raten, die Arbeitsleistung des gerittenen Pferdes konservativ zu beurteilen – hier greifen Reiter erfahrungsgemäß oft zu hoch. Und noch ein Hinweis: Die Gewichtsbestimmung sagt nur dann etwas über den Futterbedarf des Pferdes aus, wenn sie in Relation zum Futterzustand gesetzt wird, sie kann nur beim normalgewichtigen Pferd als Grundlage einer Rationsberechnung dienen. Wer es genau wissen will, sollte deswegen immer Gewicht und BCS bestimmen (lassen). Nutzt der Pferdehalter zur Bedarfsberechnung computergestützte Programme, können oft weitere Faktoren wie das Alter oder die Rassezugehörigkeit in die Bedarfsberechnung einfließen. 

Wenigstens bei zwei Ergänzungen liegt man bezüglich der Weidefütterung allerdings immer richtig, denn sie müssen auf jeder Weide bereitgestellt werden: Wasser und eine Salzquelle. 

Weide +: muss sein

Das wichtigste „Futtermittel“ ist Wasser, und die Wasserversorgung hat nicht nur im Sommer deshalb absolute Priorität. Eine (bei größeren und/oder unverträglichen Gruppen auch mehr) saubere Tränke ist auf jeder Weide vorzuhalten, ihre Funktion und die Qualität des Wassers ist mindestens einmal täglich zu prüfen. Ausnahmen gelten lediglich für sehr kurze (stundenweise) Weidegänge, säugende Stuten müssen selbst dann ständig Zugang zu einer Tränke haben. 

Das zweite „Muss“ ergänzend zum Weidegang ist eine Salz- oder Mineralstoffquelle. Klassische Blockwürfel lassen sich leicht an einen Pfahl, in einen Baum oder an den Tränkewagen hängen, Leckschalen beliebig platzieren. Natriumchlorid ist für den Wasserhaushalt unersetzlich. Kann das Pferd seinen Salzbedarf nicht eigenständig decken, den etwa durch Schwitzen bedingten Verlust nicht ausgleichen, kommt es zu Defiziten. Betroffene Pferde fallen dann häufig durch Lecksucht oder die Aufnahme von Erde auf. Achtung: Lecksteine und -schalen für Fohlen unzugänglich anbringen! 

Weide +: Mineral-/Vitamingemische für den Weidegang

Auch wenn der Weidegang als natürliche Form der Pferdefütterung viele wichtige Bedürfnisse unserer Pferde abdeckt, die Versorgung mit allen benötigten Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen ist nicht gesichert. Über eine reine Salzquelle hinaus müssen Weidepferde deshalb mit einem Ergänzungsfutter versorgt werden, das allerdings auf die besonderen Bedürfnisse der Pferde während der Weidesaison abgestimmt sein sollte. Futtermittelproduzenten halten solche Ergänzungsfuttermittel zur Weidebeifütterung bereit, die problemlos aus der Hand gefüttert werden können. Diese Produkte werden als Cobs oder Briketts angeboten, sind gut zu portionieren und entsprechend einfach zu verfüttern.  

Die Versorgung mit Carotin, der Vorstufe des Vitamin A, ist während der Weidesaison gesichert und kann allenfalls bei nur geringfügiger Weidezeit und zum Ende der Saison in einen kritischen Bereich rutschen. Vitamin D muss ebenfalls nicht zugeführt werden, es wird durch den anhaltenden Aufenthalt im Freien vom Pferd selbst synthetisiert und ist zudem im sonnenverwöhnten Gras enthalten. Auch die Vitamine E und K sind im frischen Grün so reichlich vorhanden, dass während der Weidesaison die Zufuhr von fettlöslichen Vitaminen über ein Zusatzfuttermittel grundsätzlich nicht notwendig ist. Mineral/Vitamingemische zur Weidebeifütterung enthalten deshalb vor allem die benötigten wasserlöslichen Vitamine. 

Die Ausstattung des Aufwuchses mit Mineralstoffen und Spurenelementen hängt vom entsprechenden Gehalt der Böden und etwaigen Düngemaßnahmen ab. So sind in Küstennähe höhere Jodgehalte zu erwarten als im Mittelgebirgsraum, bei tiefen pH-Werten werden tendenziell niedrigere Werte für Selen, bei hohen pH-Werten für Mangan beobachtet. Ergänzungsfuttermittel sind deshalb meist mit der gesamten Bandbreite an Spurenelementen und Mineralstoffen  angereichert. Erhält ein Pferd über die Weidesaison hinweg ein handelsübliches Kraftfuttergemisch, so nimmt es darüber ebenfalls Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe auf – das ist ggf. zu berücksichtigen. 

Weide +: Mehrbedarf decken – mit Heu und Co.

Pi mal Daumen heißt es, dass die Raufutterration oder der Weidegang den Erhaltungsbedarf des Pferdes deckt, die Kraftfutterration seinen Leistungsbedarf. Das gilt für durchschnittlich gute Futterverwerter, auch für nicht oder nur wenig gearbeitete Pferde (die theoretisch einen Mehrbedarf infolge der Leistung haben, der aber meist sehr gering ist), für ausreichend ergiebige Weiden und setzt natürlich täglichen Weidegang über viele Stunden oder ganztags voraus. Nicht selten aber muss beigefüttert werden: Entweder, weil die Weide nicht genug Futter bereithält oder weil das Pferd einfach mehr benötigt. Auch bei der Beifütterung gilt, dass rohfaserreiche Ballaststofflieferanten – Heu, etwas Stroh – die Grundlage bilden, eine (zurückhaltend zugemessene) Kraftfutterzulage gibt es nur bei entsprechendem Bedarf. 

Ist die Witterung am Ende der Weidesaison noch so günstig, dass Weidegang weiterhin möglich ist, können die Pferde zwar noch draußen verbleiben, müssen aber ebenfalls häufig mit Heu versorgt werden: Der überständige Aufwuchs verholzt nun zusehends und liefert weniger Nährstoffe. Der gerade in dieser Zeit auffallend runde „Weidebauch“ täuscht darüber hinweg, dass die Pferde nun nicht immer ausreichend versorgt sind. Sie nehmen immer noch größere Mengen des Aufwuchses auf, der nun aber pro Volumeneinheit weniger an Inhalt liefert. Der Bauch ist zwar rund, das Pferd kann trotzdem Gewicht verlieren. Die rechtzeitige Gabe von ergänzendem Raufutter stellt auch sicher, dass die im Spätherbst folgende gänzliche Umstellung von Weidegras auf Heu reibungslos verläuft und das Pferd während des einsetzenden Fellwechsels alle dafür benötigten Nährstoffe erhält.  

Sind ältere – und vielleicht zunehmend zahnlose – Pferdesenioren durch den Weidegang selbst bei Heubeifütterung nicht ausreichend versorgt, kann die Zufütterung von aufbereitetem Grünfutter sinnvoll sein. Eine tägliche Portion eingeweichter Cobs – Heu, Esparsette, Luzerne – sichert die Grundversorgung und bietet sich zum Einmischen weiterer hochverdaulicher Komponenten wie etwa Futterölen an. Bei älteren Semestern ist darauf zu achten, dass sie mit einer gesunden Fettauflage in den Winter gehen, sie dürfen im Herbst gerne ein wenig rundlicher erscheinen. Sinngemäß gilt dies auch für Rekonvaleszenten oder Dauerpatienten – aufbereitetes Raufutter ist nicht nur einfach zu kauen und besser zu verdauen, die täglich zugeteilte Menge lässt sich vor allem gut überwachen, während der Pferdehalter kaum abschätzen kann, ob sein Senior, sein Patient tatsächlich täglich genügend Gras und/oder Heu aufnimmt.  

In „schlechten“ Sommern, bei dauerhaft zu geringem oder minderwertigem Aufwuchs muss sogar während der gesamten Weidesaison Raufutter beigefüttert werden. Nicht immer steht dafür noch ausreichend gutes Heu der letzten Saison zur Verfügung, und das im laufenden Jahr gewonnene Raufutter muss erst eine Weile lagern, bevor es verfüttert werden kann. Etwaige Versorgungslücken können Heu und Heulage in kleinen Gebinden schließen, die beim örtlichen Futtermittelhändler oder online bezogen werden können. Auch die erwähnten Heucobs oder Luzernecobs sind ortsunabhängig verfügbar und als Raufutterergänzung geeignet. 

Weide +: Mehrbedarf decken mit Kraftfutter und Co.

Hochtragende oder laktierende Stuten, Fohlen und Absetzer, Senioren, Hengste im Deckeinsatz, stärker beanspruchte Reitpferde und Sportpferde – nicht jedes Pferd ist mit Weidegang alleine tatsächlich gut versorgt. Reicht dann die Gabe von Heu oder einem anderen Grundfutter alleine nicht aus, um den Mehrbedarf zu decken, wird Kraftfutter zugefüttert. Wie viel Kraftfutter das Pferd braucht, hängt immer von der Art und der Höhe seiner Leistung ab, ob es nun mit Heu gefüttert wird oder auf der Weide steht.  

Da allerdings die Nährstoffdichte wie auch die Nährstoffzusammensetzung des Weideaufwuchses über die Weidesaison hinweg im Vergleich zu Heu stärker schwankt, darf ein Kraftfutter im Frühjahr gerne tendenziell weniger gehaltvoll sein, sollte im Herbst dann etwas mehr Energie und Eiweiß bereitstellen: Die Nächte sind nun schon kalt, das Fell noch nicht voll auf Herbst und Winter eingestellt, die Fellbildung verlangt nach Bausteinen und der Reiter geht jetzt gerne auch mal länger auf Tour, da die Temperaturen nun angenehmer sind und die Mückenplage nachlässt. 

Weide +: individuellen Bedarf decken

Darf´s ein bisschen mehr sein? Es darf – und manchmal muss es das sogar! So kann der Fellwechsel gezielt durch die Fütterung von Bierhefe unterstützt werden. Zur Neubildung des Winterfells werden viele Nährstoffe benötigt, und die können am Ende der Weidesaison nicht auf jeder Weide sicher bereitgestellt werden. Futteröle leisten hervorragende Dienste durch die Bereitstellung hochwertiger und hoch verdaulicher Energie – ein Geheimtipp nicht nur für Hochleistungspferde, sondern auch für Pferde, die etwa bei ausgeprägten Schlechtwetterperioden auf der Weide an Gewicht zu verlieren drohen. Ein paar Portionen gutes Mash dürfen in keiner Futterkammer fehlen: Sie kommen dann zum Einsatz, wenn rasch hoch verdauliche Energie ins Pferd soll, etwa bei hoher Belastung, einem frühen Wintereinbruch oder um Senioren gezielt zu unterstützen. 

Weide +: Wie kommt das Beifutter ins Pferd?

Während Heuraufen und Futterkrippen im Stallgebäude zum festen Inventar gehören und die Fütterung der Pferde in den täglichen Arbeitsablauf integriert ist, bedarf es bei reiner oder überwiegender Weidehaltung anderer Fütterungstechniken. Entsprechende Vorrichtungen müssen nicht nur das Futter anbieten und sauber ins (richtige) Pferd bringen, sondern auch leicht zu versetzen (Raufutter) bzw. einzusetzen (Kraftfutter, Zusatzfutter) sein. Alle Bauelemente auf einer Weide sollten zudem besonders sicher, nahezu unkaputtbar und witterungsbeständig sein. 

Wird auf der Weide zusätzlich Raufutter angeboten, geschieht dies am besten in einer überdachten Raufe mittels Heusparsystem, etwa einem Heunetz. So wird die arttypische Futteraufnahme unterstützt, das Futter verdirbt nicht und wird nicht auf der Weide verstreut. Bei schlechtem Wetter stehen die Pferde während der Futteraufnahme im Trockenen. 

Fest installierte Abteile lohnen sich dort, wo regelmäßig nur Untergruppen mit Heu oder Kraftfutter beigefüttert werden sollen, etwa Fohlen oder Senioren. Wo keine Paddocks abgetrennt werden können, wird mit wenigen Rohrpaneelen in einer Ecke ein größeres Abteil errichtet, das sich leicht wieder abbauen und versetzen lässt. 

Kraftfutter kann am Stall nach dem täglichen Training wie gewohnt verabreicht werden. Alternativ können umhängbare Futtereimer unter Aufsicht und bei sehr verträglichen Gruppen genutzt werden. Sind zusätzlich spezielle Mineralgemische oder einzelne Wirkstoffe notwendig, werden diese einer Kraftfutterration beigemischt. Entsprechende Einzelpräparate sind meist nur in Form kleiner Pellets, als Pulver oder Sirup erhältlich und eignen sich deshalb nicht zur Fütterung aus der Hand. Ist keine Kraftfutterzulage notwendig, können alternativ einige Esparsette-Cobs oder ein vergleichbares Raufutter eingeweicht werden. Das Zusatzfuttermittel untermischen, fertig! 

Gerade aufgrund der erwähnten Unsicherheitsfaktoren im Zusammenhang mit dem Weidegang und der Weidebeifütterung ist es besonders wichtig, den Futterzustand jedes Pferdes sorgsam zu überwachen. Auch Gemütszustand und Leistungsbereitschaft liefern wichtige Hinweise, ob Sie mit Ihrer Fütterung richtig liegen, sich Defizite auftun, die Gesamtportion zu reichlich ausfällt. Wenn Sie also demnächst gemütlich unter dem großen Apfelbaum auf der Weide liegen und Ihren Pferden beim Spielen, Ruhen oder Futtern zuschauen, dient dies natürlich deren engmaschiger Kontrolle und tätigen Fürsorge… 

Text: Angelika Schmelzer