Allergiker trifft Pferd

Reiten trotz Allergie und Asthma? Ja bitte!

Für den Reiter und Pferdefreund ist es oft eine vernichtende Diagnose: Pferdeallergie.  

Da geht er hin, der Traum vom eigenen Pferd, von regelmäßigen Reitstunden, von der nächsten Turnierteilnahme… Doch es gibt Hoffnung! Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkeiten Sie als Allergiker haben, Ihre Zeit mit Pferden beschwerdefrei zu genießen.  

In manchen Fällen ist die Diagnose „Pferdeallergie“ allerdings tatsächlich der Schluss-strich unter dem Hobby „Pferd“. Wann das so ist, hängt vor allem von der Schwere der auftretenden allergischen Symptome ab.  

Was ist eine Allergie?

Unter einer Allergie versteht man eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immun-systems. Die Symptome können variieren. Besonders häufig treten Schleimhaut-Schwellungen auf, die Nase tropft, die Augen tränen. Auch die Haut zeigt häufig Reaktionen, vor allem in Form von Juckreiz und Ausschlag. Sogar Asthma (anfallsartige, hochgradige Atemnot) kann durch eine allergische Reaktion ausgelöst werden. Im Ernstfall kann ein akuter Notfall in Form eines anaphylaktischen Schocks vorkommen.  

Im Laufe des Lebens können sich die Symptome häufig verschlimmern oder auch weitere Allergien auftreten. Medikamente können die Symptome mildern oder verhindern, aber nicht zu einer Heilung führen.  

Wodurch entstehen Allergien?

Einerseits scheint es eine genetische Disposition für Allergien zu geben. Kinder, deren Eltern bereits Allergiker sind, haben ein deutlich erhöhtes Allergierisiko.  

Andererseits wird der Anstieg allergischer Erkrankungen vor allem in den westlichen Industrieländern von Forschern darauf zurückgeführt, dass das Immunsystem von Kindern und Jugendlichen durch extreme Hygienemaßnahmen nur unzureichend aktiviert wird. Dreck macht gesund!  

Zumindest in Maßen… 

Darüber hinaus spielen eventuell weitere Faktoren eine Rolle, vor allem der Lebensstil und die Umwelt: Rauchen, verschmutzte Luft, Stress, kleinere Familiengrößen, ver-änderte Ernährungsgewohnheiten, aber auch die kürzere Stillzeit junger Mütter und ein dadurch bedingtes höheres Allergierisiko des Kindes können eine Rolle spielen. Es hat sich auch gezeigt, dass Kinder von Frauen, die während der Schwangerschaft Kontakt zu Tieren, Getreide oder Heu hatten, weniger unter allergischen Atemwegs- und Hauterkrankungen leiden.  

Was tun?

Generell wird empfohlen, den Kontakt mit dem Allergen so weit wie möglich zu vermeiden. Dadurch kann sich das Immunsystem wieder „beruhigen“, während es bei ständigem Kontakt sozusagen zu einer Eskalation kommen kann. Für Pferdeliebhaber mit einer Allergie ist das oft eine bittere Entscheidung.  

Homöopathische Mittel und alternative Heilmethoden wie Akupunktur oder auch Bioresonanz können manchen Betroffenen erhebliche Erleichterung bringen. Welches Mittel oder welche Methode wirkt, muss tatsächlich individuell ausprobiert werden: Was dem einen hilft, kann beim anderen wirkungslos bleiben.  

Klassische Medikamente wie Antihistaminika oder auch Cortison-Präparate, die in der Behandlung von allergischen Symptomen häufig zum Einsatz kommen, wirken zwar meist recht zuverlässig, belasten den Körper aber auch erheblich. Es sollte daher unbe-dingt mit einem Arzt abgesprochen werden, ob und in welcher Dosis solche Präparate zum Einsatz kommen können.  

In schweren Fällen besteht darüber hinaus die Möglichkeit einer spezifischen Immuntherapie, der sogenannten Hyposensibilisierung. Dabei wird das Allergen in langsam ansteigenden Dosen entweder per Spritze oder in Tropfenform verabreicht. Diese Therapie ist meistens gut wirksam und weist kaum Nebenwirkungen auf. Eine solche Behandlung kann Wochen, aber auch Jahre dauern. Ob diese Therapie im Einzelfall sinnvoll und anwendbar ist, muss in jedem Fall der behandelnde Arzt entscheiden.  

Eine Allergie sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Der Körper steht unter erheblichem Stress.  

Spezialfall Pferdeallergie

Bei einer Pferdeallergie gelten oft die Haare als Auslöser. Tatsächlich sind jedoch auch Milben und Sporen, die im Pferdefell leben, häufig das entscheidende Allergen, ebenso wie Proteine in Haut und Haar. Ob tatsächlich eine Pferdeallergie vorliegt, wird am besten durch einen Allergietest geklärt. Ein Bluttest gibt hier zuverlässige Auskunft. Nur wenn die Ursache geklärt ist, kann eine Allergie wirksam angegangen werden.  

Da sich die Pferdeallergie selten von alleine abschwächen wird und Medikamente auch nicht bedenkenlos in unbegrenzter Menge eingenommen werden können, steht in schweren Fällen tatsächlich der Verzicht auf den Kontakt zu Pferden an. Kein Streicheln, kein Reiten, oft reicht schon die Nähe zu Pferden aus, um eine Reaktion hervorzurufen.  

Jeder Betroffene muss selbst entscheiden, was ihm sein Pferde-Hobby wert ist. Manche Menschen sind in dieser Hinsicht sicher leidensfähiger als andere. Vernünftigerweise sollte jedoch die eigene Gesundheit stets Vorrang haben.  

In leichteren Fällen gibt es einige einfache Maßnahmen, die dem Allergiker bereits Erleichterung verschaffen können. Das beginnt damit, das Pferd nicht selbst zu putzen und zu satteln, sondern tatsächlich – wie der Herrenreiter früherer Tage – lediglich zum Reiten in den Sattel zu steigen und die Versorgung des Pferdes davor und danach jemand anderem zu überlassen. 

Für viele Reiter ist dieses „davor und danach“ jedoch völlig zu Recht ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil ihres Kontaktes zum Pferd, da gerade hier am Boden eine enge Beziehung zum Pferd geknüpft werden kann.  

Es gibt glücklicherweise Möglichkeiten, die Belastung durch die Allergene in der Pferde-haut und den Pferdehaaren schon rein mechanisch zu reduzieren. So kann ein guter medizinischer Mundschutz erfolgreich dabei helfen, die Atemwege zu schonen: Staub und Milben müssen draußen bleiben! Manche allergisch reagierenden Reiter haben auch gute Erfahrungen damit gemacht, das Pferd mit einem Pferdestaubsauger zu putzen – so schwirren Staub und Haare nicht um einen herum, sondern werden direkt eingesaugt und festgesetzt.  

Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, Handschuhe zu tragen. So wird vermieden, dass der Reiter sich an den Händen haftende Partikel später versehentlich in die Augen reibt.  

Nach dem Putzen des Pferdes sollten auf jeden Fall die Hände gründlich gewaschen werden, anschließend auch das Gesicht. Die Kleidung für Stall und Weide wird separat gelagert und regelmäßig gewaschen.  

Das richtige Pferd!

Es gibt weitere Hoffnung: In Studien hat sich gezeigt, dass nicht jedes Pferd gleicher-maßen allergieauslösend wirkt. „Allergenarm“ sind vor allem die Curly Horses (American Bashkir Curly Horse, American Curly Horse). Trotz des Namens hat die Rasse allerdings nichts mit dem russischen Baschkiren-Pferd zu tun. 

Diese Pferde schuppen nicht so stark wie andere Rassen, bilden mehr Talg und binden dadurch die Allergene; generell weisen sie anders geartete Proteine in den Hautschuppen auf. Die starke Talgabsonderung bemerkt man schon beim Berühren: Die Finger werden ölig. Auch der Geruch erinnert eher an Schaf- oder Lammwolle als an den typischen Pferdegeruch. Einige (wenige) Allergiker reagieren auch auf CurlyHorses mit starken Symptomen, bei anderen jedoch gehen die Symptome im Laufe der Zeit zurück, und viele Allergiker kommen mit Curly Horses generell gut zurecht. 

Text: Britta Schön, Foto: Christiane Slawik