Gut Dalwitz: Pferde, Rinder, Abenteuer

Rinderarbeit hoch zu Ross ist der Inbegriff der amerikanischen Reitweise. Aus Amerika kommt nicht nur die Idee, Rinder auf diese Weise von Weide zu Weide zu treiben, auch die Pferderasse Criollo ist ursprünglich auf dem südamerikanischen Kontinent zuhause. Beides hat mitten in Mecklenburg auf Gut Dalwitz eine Heimat gefunden und begeistert Reiter und Pferdefreunde. 

Bonanza lebt – mitten in Mecklenburg. Was 1992 auf der im Mittelalter gegründeten Gutsanlage begann, hat sich etabliert und erfreut sich großer Beliebtheit. 1994 sind hier die ersten Gäste in den Sattel gestiegen, um die Rinderarbeit mitzuerleben. Inzwischen hat es sich herumgesprochen, dass auf Gut Dalwitz Ranchreiten und Rindertreiben zu den Höhepunkten der Feriengäste gehören. „Es ist mehr geworden mit dem Westernreiten“ sagt Gabriel Rodenberg, Inhaber der Reitanlage auf GutDalwitz. „Es kommen viele Gäste, die in jungen Jahren geritten sind, später aus beruflichen Gründen keine Zeit mehr hatten und jetzt mal wieder reiten wollen.“ Dabei ist es für viele Wiedereinsteiger das erste Mal, dass sie das Reiten in einem Westernsattel ausprobieren.  

Seit Gabriel Rodenberg 1992 das Torhaus von Gut Dalwitz gepachtet hat, um dort die ersten Boxen für Pferde einzurichten, ist die Anlage gewachsen und nach und nach erweitert und ausgebaut worden. Vor drei Jahren wurde eine Arena in Strietfeld gebaut, die nun für die Rinderarbeit zur Verfügung steht.  

Angrenzend an die Weiden und Paddocks und mit Maßen von etwa 20 x 15 Meter ist diese Arena ideal.  

Die Feriengäste auf Gut Dalwitz kommen vom Frühjahr bis zum späten Herbst. Ranchreiten und Rinderarbeit sind interessante und sehr beliebte Möglichkeiten für die Urlauber, aber bei weitem nicht das einzige Angebot des Betriebs. Ausritte stellen den Kern des Reitbetriebs dar, einen Schulbetrieb mit Unterricht gibt es ebenfalls.  

Die Natur genießen

Wer auf Gut Dalwitz Urlaub macht und mit dem eigenen Pferd oder bei einem geführten Ausritt auf dem Leihpferd die Umgebung erkundet, kann eine ganz besondere Freiheit genießen. „Wir haben mit den Landbesitzern in der Umgebung ein gutes Verhältnis“, so der Pferdewirtschaftsmeister, „welche Stoppelfelder und Wege wir nutzen dürfen, ist uns bekannt.“ Außerdem gibt es eine Reitwegekarte, an der sich Reiter, die allein unterwegs sind, orientieren können.  

Auf einen Schilderwald wird bewusst verzichtet. „Wer Urlaub macht, will nicht ständig Schilder sehen, sondern seine Freiheit genießen“. Was sich heute als Paradies für Reiter und Pferde präsentiert, ist eine Anlage, die bereits in ihrem Ursprung eng mit dem Pferd verbunden war. Die Geschichte von Gut Dalwitz wäre ohne Pferde nicht denkbar. Seit jeher haben die Angehörigen der Familie von Bassewitz auf das Pferd gesetzt. Ross und Reiter haben die Familiengeschichte und die Entwicklung des Gutes entscheidend geprägt.  

Wie alles begann

Schon im Mittelalter wird die Familie von Bassewitz urkundlich erwähnt. In den Jahren 1254 und 1308 finden sich Einträge zu Bernhardus de Bassewicze und Heinrich von Bassewitz. Der Wallgraben auf Gut Dalwitz, der älteste Teil der Hofanlage, stammt aus diesen frühesten Zeiten der wendischen Befestigungsanlagen.  

Die Wallanlage wurde bereits anno 1235 urkundlich erwähnt, ist aber vermutlich noch viel älter. Und weil ein Ritter nur mit Pferd seinen Beruf ausüben konnte, war Pferdehaltung schon in dieser frühen Zeit selbstverständlich auf dem Anwesen der Familie von Bassewitz.  

Criollo-Zucht in Mecklenburg

Kompakt, wendig, trittsicher und sehr robust ist auch die Pferderasse, die heute auf GutDalwitz zuhause ist. Im Gestüt La Primera züchten Heino von Bassewitz und Gabriel Rodenberg die aus Südamerika stammenden Criollos. „Das Gestüt La Primera, das 1991 gegründet wurde, ist die erste und heute größte Criollo-Zucht in Deutschland“ so die beiden Macher von Gut Dalwitz. 2.000 Hektar Fläche stehen dem Betrieb zur Verfügung, davon sind 400 Hektar Weide. Auf diesem Areal leben etwa 400 Rinder und knapp 100 Criollos. Dabei werden nicht nur die Rinder, sondern auch die Pferde rund ums Jahr draußen gehalten, wie in ihrer südamerikanischen Heimat.  

Wie die Criollos ihren Weg nach Gut Dalwitz fanden, das ist eine abenteuerliche Geschichte über Umwege, Inspirationen und den festen Willen, das Beste aus einer Situation zu machen. Ein wichtiger Aspekt war wohl die Enteignung der Familie von Bassewitz im Jahr 1945. Ohne diese einschneidende Maßnahme wäre Heinrich Graf von Bassewitz nicht nach Schleswig-Holstein geflüchtet. Wer weiß, wie sich die Dinge entwickelt hätten, wenn die Familie auf Gut Dalwitz geblieben wäre. Niemand kann heute sagen, ob sein Enkel Dr. Heinrich Graf von Bassewitz unter anderen Umständen ebenfalls durch seine Arbeit nach Uruguay gegangen wäre. 1992 kam dieser mit seiner Frau, Lucy Gräfin von Bassewitz, aus Südamerika zurück nach Deutschland, um den landwirtschaftlichen Betrieb auf Gut Dalwitz neu aufzubauen und die Renovierung des Hofes mit seinen Wirtschaftsgebäuden in Angriff zu nehmen. Mit im Gepäck hatte der promovierte Agrarökonom sechs Criollos aus Uruguay – bereits mit der Idee, diese Rasse in Mecklenburg zu züchten.  

Dr. Heinrich von Bassewitz und seine Frau zogen in das komplett verfallene Gutshaus ein und begannen parallel zum Betriebsaufbau mit der Renovierung des Gutshauses. Die Idee, in den sanierten Hofgebäuden Ferienwohnungen einzurichten, entstand aus der Notwendigkeit, die Gebäude sinnvoll zu nutzen. Nach einigem Hin und Her wurden von der damaligen Treuhandanstalt zunächst 100 Hektar Grünland gepachtet und im folgenden Jahr der Betrieb bereits um 400 Hektar erweitert. Das Konzept für die Flächenbewirtschaftung basierte auf ökologischem Landbau. So entstand der Betrieb Dalwitz auf neuen Flächen mit 500 Mutterkühen in ganzjähriger Freilandhaltung. 

Parallel dazu übernahm Gabriel Rodenberg 1992 das Torhaus von Gut Dalwitz. „Am Anfang habe ich das alte Torhaus auf Gut Dalwitz ausgebaut – mit ganz einfachen Mitteln, denn Baumärkte gab es damals hier noch nicht“ erinnert er sich. Von Beginn an war er auf Gut Dalwitz auch für die Criollos verantwortlich.  

Von Bassewitz hat die typische Mutterkuhhaltung aus Südamerika nach Mecklenburg gebracht. Die Freilandhaltung erfordert einen anderen Arbeitseinsatz als die Stallhaltung von Milchvieh. Für die Rinderarbeit wurden Criollos eingesetzt, die Gaucho-Pferde, ganz genau wie in Südamerika. „Wir hatten damals sechs Pferde, und die haben wir genutzt, um die Rinderherde zusammenzutreiben.  

Alles, was wir hatten auf Gut Dalwitz, waren ein Jeep, ein Traktor und sechs Pferde. Damit haben wir die tägliche Rinderarbeit gemacht“ berichtet Gabriel Rodenberg. Über die Jahre ist daraus die Idee entstanden, diesen Bereich auszubauen und auch zunehmend mehr Gäste an diesem Bereich teilhaben zu lassen. 1994 sind die ersten Gäste in den Sattel gestiegen, um die Rinderarbeit mitzuerleben. Inzwischen gibt es gut 100 Ferienbetten auf dem Hof, ein Steakrestaurant, die Reitanlage hat Platz für 24 Pensionspferde, 25 eigene Pferde und das Gestüt beherbergt gut 100 Criollos – das Unternehmen ist gewachsen. 

Was so im Laufe der Jahre aus einer kleinen Idee alles werden kann…  

Text: Stephanie Sieckmann, Foto: L. Kern/Kern Photography
Mit freundlicher Genehmigung von Quarter Horse Journal