Die häufigsten Hautinfektionen beim Pferd: Vorbeugen & heilen

Die Haut ist das größte Organ des Pferdes. Sie grenzt das Körperinnere gegen die Außenwelt ab. Sie ist Regen, Schnee, Hitze und Kälte ausgesetzt. Über die Haut läuft die Temperaturregulation des Pferdes. Die Haut muss auch mechanische Belastungen wie Scheuern, Wälzen und die Liebesbeweise der Artgenossen aushalten. Infektionen können ihr zu schaffen machen. Die Devise lautet daher: vorbeugen und heilen!  

„Unter einer Infektion oder auch Ansteckung versteht man das aktive oder passive Eindringen, Verbleiben und anschließende Vermehren von pathogenen Lebewesen (z.B. Bakterien, Pilze, Parasiten) oder pathogenen Molekülen (z.B. Viren) in einem Organismus, meistens konkreter von Krankheitserregern in einem Wirt.  

Krankheiten, die durch Pathogene ausgelöst werden, bezeichnet man als Infektionskrankheiten.“ (Quelle: Wikipedia) Auch die Haut wird von Infektionserregern angegriffen. Dies sind besonders Bakterien, Pilze und Viren. Die gesunde Haut ist gegenüber Infektionserregern jedoch sehr widerstandsfähig: Sie ist mit vielen verschiedenen Bakterien besiedelt. Diese natürliche Hautflora sorgt dafür, dass sich potenzielle Krankheitserreger nicht ausbreiten können. Sie ist ein unspezifischer Schutz vor Krankheitserregern.  

Die Barrierefunktion der Haut wird gestört durch Scheuern oder Reiben, z.B. verursacht durch allergischen Juckreiz. Durch Verletzungen können Keime tief in die Haut oder in die Unterhaut gelangen. 

Störungen des Immunsystems können ebenfalls zu Infektionen führen. Dazu gehören immunbedingte Krankheiten wie Allergien, aber auch langdauernde Behandlungen mit Glukokorticoiden sind in diesem Zusammenhang zu nennen.  

Stoffwechselerkrankungen wie etwa das Equine Cushing Syndrom können ebenfalls Infektionen der Haut nach sich ziehen. 

Bakterielle Infektionen der Haut

Auf der Haut leben auch Bakterien, die dann gefährlich werden können, wenn die Widerstandskraft der Haut gemindert oder die Haut geschädigt wird.  

Dermatophilose – „Regenkrusten“

Während der Evolution hat sich das Pferd an das Leben in der offenen Steppe angepasst. Pferde kommen mit Hitze und extremer Kälte gut klar. Was die Haut der Pferde aber nicht gut verträgt, ist exzessive Nässe. 

Ein Regenschauer oder selbst ein paar Tage Regen können einem gesunden Pferd nichts anhaben. Aber monatelanger Dauerregen, wie er in unseren Breiten im Winter auftritt, mindert die Abwehrkräfte der Haut massiv.  

Eine durch Nässe verursachte Hauterkrankung sind die „Regenkrusten“ (englisch: rain scalds) auf dem Rücken der Pferde. Durch die aufgeweichte Haut dringt der Erreger Dermatophilus congolensis in die oberen Hautschichten und die Haarfollikel ein.  

Pferde mit besonders dichtem Fell, das die Feuchtigkeit lange hält, sind am häufigsten betroffen. Darüber hinaus weisen Pferde in sehr schlechtem Futterzustand, chronisch kranke oder stark verwurmte Pferde eine schlechte Hautimmunität auf und erkranken häufiger an Dermatophilose.  

Der Erreger lässt sich auch auf der gesunden Haut nachweisen. Durch Körperkontakt löst der Erreger bei anderen Pferden keine Erkrankung aus. Juckreiz besteht kaum.  Deshalb wird die Erkrankung bei Weidepferden erst erkannt, wenn große Bereiche des Rückens betroffen sind.  

Die Erkrankung zeigt typische Veränderungen, im Anfangsstadium kann sie aber mit Hautpilz verwechselt werden. Bestehen Zweifel, muss ein Erregernachweis durchgeführt werden. 

Therapie  

Die Krusten müssen entfernt werden. Hat die Erkrankung große Teile des Rückens erfasst und sind die Keime tief in die Haut eingedrungen, müssen die Haare durch Scheren entfernt werden. Dies ist wegen der gereizten Haut manchmal nur unter Sedation möglich. Die Haut wird alle zwei bis drei Tage mit einem antimikrobiellen Shampoo gewaschen.  

In schweren Fällen helfen Antibiotika, vor allem Penicillin und Trimethoprim-Sulfonamid-Kombinationen.  

Hier ist auch der Einsatz von schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten sinnvoll. Eine vollständige Heilung ist bei konsequenter Behandlung auch in schweren Fällen immer möglich. Leichtere Erkrankungen lassen sich durch Entfernen der Krusten und durch Waschen mit desinfizierender Seife heilen. 

Bei der Behandlung der Dermatophilose muss man beachten, dass der Keim auch beim Menschen zu Hautinfektionen führen kann. 

Mauke

Als Mauke bezeichnet man verschiedenartige Entzündungszustände der Haut in der Fesselbeuge. „Mauke“ ist also keine Diagnose, sondern eine Beschreibung der klinischen Symptomatik, die viele Ursachen haben kann. 

Mauke kann durch viele Faktoren entstehen. Oft beginnt sie mit einer Vaskulitis (Gefäßentzündung), die auch durch UV-Strahlen induziert sein kann. Das erklärt, weshalb Mauke an Beinen mit weißen Abzeichen (unpigmentierte Haut) häufiger auftritt. Staphylokokken-Infektionen, Dermatophilose, ein Befall mit Milben oder die Infektion mit Pilz sind weitere Ursachen.  

Oft kommen Kombinationen verschiedener Ursachen vor. Starker Behang begünstigt die Erkrankung. Mechanische Ursachen sind Schmutz und Kot, chemische Reize können Streusalz, ammoniakhaltige Jauche, reizende Mittel wie ungeeignete Desinfektionsmittel und ätherische Öle enthaltende Einreibungen sein. Im Sommer schädigt starke Sonnenstrahlung die unpigmentierten (rosa) Hautpartien. 

Die häufigste Form der Mauke ist die ekzematöse Mauke. Sie beginnt in der Fesselbeuge mit entzündlicher Rötung und schmerzhafter Schwellung der Haut. Aus der Haut tritt eine anfangs gelblich-klare, seröse Flüssigkeit aus, die die Haare verklebt. Im späteren Stadium bildet sich eine oberflächliche Pyodermie (eitrige Infektion der Haut) aus. Eintrocknende Flüssigkeit bildet harte, festsitzende Krusten, unter denen sich häufig Eiter befindet. Mauke kann so schmerzhaft sein, dass die Pferde lahmen. 

Mauke ist leider eine Faktorenerkrankung. Das bedeutet, dass nicht eine leicht abzustellende Einzelursache die Erkrankung auslöst, sondern das Zusammenspiel mehrerer die Haut schädigender Einzelfaktoren. Deshalb muss für jeden Einzelfall entschieden werden, welche Behandlung durchgeführt wird. Auch die Haltung muss überprüft werden. 

Therapie 

Salben zur Behandlung der Hautveränderungen in der Fesselbeuge und am unteren Beinbereich des Pferdes sind problematisch. Ihre Anwendung ist nur sinnvoll, wenn die betroffenen Hautbereiche geschoren werden und vor dem Auftragen der Salbe die Haut gereinigt wird.  

Die durch Mauke verursachten Entzündungen in der Fessel sind oft sehr schmerzhaft. Im akuten Zustand fügt man bei der Lokalbehandlung dem Pferd Schmerzen zu. Viele Pferde wehren sich deshalb heftig gegen die Behandlung.  

Es ist daher sinnvoll, die Behandlung durch Injektion von entzündungshemmenden Mitteln, bei tiefen Hautveränderungen in Kombination mit wirkungsvollen Antibiotika zu beginnen. Um Resistenzbildungen zu vermeiden, sind die Keimbestimmung und ein Antibiogramm, das zeigt, welche Antibiotika wirksam sind, beim Einsatz von Antibiotika heute Standard.  

Wenn die erkrankten Hautpartien nicht mehr schmerzhaft sind, beginnt die lokale Behandlung. Mit einer feinen Schermaschine werden die Haare entfernt und die kranken Hautstellen freigelegt.  

Dann wird die kranke Haut gereinigt. Harte Krusten über den Hautwunden müssen entfernt werden, da sonst die aufgetragenen Medikamente die Keime nicht erreichen können. Gut geeignet zum Lösen und Entfernen der Krusten ist 20%ige Salicyl-Vaseline.  

Unter Verband wirkt die Salbe intensiver. Schmutz aus der Umgebung wird durch den Verband ferngehalten. Im nächsten Schritt wird die Haut mit einer antiseptischen Seife wie etwa Betadine-Seife oder Chlorhexidin-Seife gereinigt. Erst nach der Wundreinigung kann das Medikament zur lokalen Behandlung die erkrankten Hautbezirke erreichen und die Heilung unterstützen. Medikamente heilen nicht, richtig eingesetzt unterstützen sie aber die Heilungskräfte der Natur. Nach der Abheilung der Entzündung beginnt die Pflegephase. Die Haut muss, soweit das möglich ist, vor resistenzmindernden Einflüssen geschützt werden. 

Mauke kann sich zur unendlichen Geschichte entwickeln, wenn die Ursachen nicht beseitigt werden. Die Behandlung von Mauke ist nicht einfach, aber bei konsequent durchgeführter Therapie ist das Problem beherrschbar. Besteht die Mauke über einen sehr langen Zeitraum, kommt es durch den chronischen Entzündungsreiz zur Gewebezubildung. Die Haut ist verdickt, es bilden sich derbe Schwielen mit zum Teil sehr tiefen Furchen. Diese Form der Mauke nennt man Warzenmauke. An ihr leiden viele Pferde mit starkem Fesselbehang. 

Vorbeugung 

Ständige Feuchtigkeit auf Matschwiesen senkt die Widerstandskraft der Haut. Ist die Erde bei hoher Besatzdichte der Koppeln oder des Auslaufs mit Kot und Urin vermengt, ist die Feuchtigkeit besonders aggressiv.  

Während wir das Wetter leider nicht ändern können, kann die Umgebung der Pferde durchaus hautfreundlicher gemacht werden. Regenfeste Winterausläufe, auf denen der Kot täglich entfernt wird, schützen die Haut.  

Die Kosten für einen guten wetterfesten Auslauf sind leider beträchtlich, je nach System müssen 30-50 EUR pro m² investiert werden. Bei Pferden, die an UV-induzierter Vaskulitis leiden, müssen die unpigmentierten Hautstellen vor UV-Strahlen geschützt werden. Bei Pferden mit starkem Fesselbehang muss die Haut in der Fesselbeuge besonders intensiv überwacht werden.  

Tritt Mauke auf, ist eine Therapie ohne Scheren des Behangs oft erfolglos. 

Infektionen durch Pilze

Dermatomykosen 

Dermatomykosen werden beim Pferd durch Pilze der Arten Microsporum und Trichophyton hervorgerufen. Pathogene Pilze können in der Erde (Microsporum gypseum) oder auf dem Pferd vorkommen (Trichophyton equinum). Der häufigste Dermatophyt beim Pferd ist Trichophyton equinum. Trichophyton kann überall auf der Haut des Pferdes vorkommen.  

Feuchtigkeit und Wärme begünstigen das Auftreten von Dermatomykosen. In der Sattel- und Gurtlage und da, wo das Halfter liegt, ist die Haut oft vorgeschädigt.  

Hautpilze wachsen entlang des Haarschaftes und in die Haarfollikel hinein. Die Erkrankung beginnt mit einer Schwellung der Oberhaut. Die Haare erscheinen über diesen Hautbezirken gesträubt. Es tritt Flüssigkeit aus, die die Haare verkrustet. Die Haare lassen sich leicht ausziehen.  

Die Pilzhyphen und Pilzsporen lassen sich an den Haaren mikroskopisch nachweisen. Es entstehen die typischen kreisrunden haarlosen Stellen. Diese können bis zu 5 cm Durchmesser erreichen. Nebeneinanderliegende Stellen gehen ineinander über. 

Microsporum gypseum und Microsporum equinum, aber auch Microsporum canis können die Haut des Pferdes befallen. Pilzkranke Hunde können also auch Pferde und den Menschen gefährden.  

Microsporum befällt meist die Sattel- und Gurtlage, den Hals, die Schulter und die Kruppe. Der Erregernachweis wird wie bei Trichophytie durch Anzüchtung der Erreger aus einem Hautgeschabsel geführt.  

Im Gegensatz zur Mauke, bei der Umgebungsfaktoren für das Auftreten der Erkrankung die Hauptrolle spielen, sind Trichophytie und Microsporie direkt von Pferd zu Pferd übertragbar. Die Sporen können auch durch das Putzzeug, Satteldecke, Sattelgurt, das Zaumzeug und andere Dinge übertragen werden. Dabei muss auch an Pferdetransporter gedacht werden. 

Schlechte Haltungsbedingungen, Unterernährung und Hautschäden unterschiedlicher Art begünstigen das Auftreten von Dermatomykosen. Resistenzmindernd wirken beim Pferd aber auch lange Transporte und zeitlich begrenzte Stallwechsel wie etwa bei Messen, großen Turnieren, Zuchtschauen oder Leistungsprüfungen. 

Unschlagbar ist die Fähigkeit der Dermatophyten, in der Umwelt der Pferde zu überleben und infektionsfähig zu bleiben. Sporen von Trichophyton und Microsporum überleben problemlos ein paar Jahrhunderte oder länger. 

In einem Stall, in dem viele Pferde mit Dermatomykosen gestanden haben, besteht selbst nach Reinigung und Desinfektion noch ein hohes Infektionsrisiko für neue Pferde.  

Therapie 

Durch eine Entzündungsreaktion mit Immunantwort gegen den Pilz kann die Dermatomykose spontan abheilen. Dies kann jedoch Monate dauern. 

Eine Behandlungsmöglichkeit besteht in einer mehrfachen Waschung des ganzen Pferdes mit einem gegen Pilze wirkenden Medikament. In großen Betrieben ist dies eine kaum zu bewältigende Aufgabe. Ist nur ein kleines Hautareal betroffen, kann lokal behandelt werden. Die Behandlung muss aber ausreichend lange durchgeführt werden. 

Der Nachteil dieser Behandlungsmethoden ist, dass durch Pilzsporen in der Umgebung der Pferde eine Neuinfektion möglich ist. Deshalb hat sich die aktive Immunisierung der Haut gegen Dermatophyten durchgesetzt. Die Impfung ist auch bei bereits erkrankten Pferden möglich und führt nach Abschluss der Grundimmunisierung (zwei Injektionen im Abstand von etwa zwei Wochen, in schweren Fällen eine dritte Injektion nach weiteren zwei Wochen) zum Abklingen der Hautsymptome. 

Equiphyt® ist ein Lebendimpfstoff gegen Trichophyton equinum. Der zweite verfügbare Impfstoff ist Insol® Dermatophyton. Dabei handelt es sich um einen inaktivierten Impfstoff gegen verschiedene Stämme von Trichophyton und Microsporum. Der Vorteil der aktiven Immunisierung besteht darin, dass die Haut gegen die noch in der Umgebung vorhandenen Erreger immun ist und sich nach Ende der Therapie nicht sofort wieder infiziert. Ausrüstung, Putzzeug und der Stall müssen selbstverständlich, wie nach der Waschbehandlung, gereinigt und dekontaminiert werden. Die Impfung bietet auch eine Möglichkeit, Pferde zu schützen, die in einen gefährdeten Stall kommen.  

Mauke kann durch Hautpilz kompliziert werden. Bei Pferden mit starkem Behang ist die „Pilzimpfung“ als zusätzliche Maßnahme zu empfehlen.  

Auch die durch starken Juckreiz geschädigte Haut ist für Sekundärinfektionen mit Dermatophyten anfällig.  

Die nach einer Pilzimpfung bei manchen Pferden beobachtete Besserung der Symptome beim Sommerekzem könnte damit erklärt werden. 

Virusinfektionen der Haut

Viren dringen in die Hautzelle ein und transformieren die Zelle. Die RNA oder DNA des Virus „programmiert“ die Zelle um. Einige Viren haben beim Pferd das Potenzial, aus den Hautzellen Tumorzellen zu machen. 

Papillomatose 

Durch das equine Papillomavirus entstehen häufig als „Warzen“ bezeichnete gutartige Neubildungen des Epithels. Papillome werden durch direkten oder indirekten Kontakt übertragen. Die Viren sind in der Umwelt relativ stabil. In Gestüten treten diese „Warzen“ deshalb oft als Bestandserkrankung auf. 

Man unterscheidet drei Formen der Papillomatose: 

•Papillome am Maul, hervorgerufen durch das equine Papillomavirus 1 

•Papillome in den Ohrmuscheln, die durch das equine Papillomavirus 3 hervorgerufen werden, das durch Fliegen übertragen wird 

•Papillome an den Genitalien, hervorgerufen durch das equine Papillomavirus 2 

Das equine Papillomvirus 1 (EPV1) verursacht beim Pferd kleine, grau bis rosa erscheinende, blumenkohlartige, meist gestielte Warzen an der Haut. Betroffen ist meist das Maul. Die Warzen können in großer Zahl auftreten. Es erkranken bevorzugt junge Pferde im Alter zwischen sechs Monaten und drei Jahren.  

Das Immunsystem gesunder Pferde erkennt das Virus. Durch die Immunantwort kommt es in der Regel nach drei bis vier Monaten zur Spontanheilung. Nach überstandener Erkrankung haben Tiere lebenslange Immunität.  

In den Ohren verursacht EPV 3 depigmentierte Knötchen oder erhabene Flecken. Juckreiz besteht nicht. 

Therapie 

Die durch EPV 3 hervorgerufenen Veränderungen verschwinden nur ganz selten spontan. Eine Therapie ist aber nur selten notwendig. Möglich ist eine Therapie mit Imiquimod (lokale Chemotherapie). Die Therapie hat eine sehr hohe Erfolgsrate, aber es treten dabei schmerzhafte Hautreaktionen mit Krustenbildung auf. Dann ist die Behandlung nur unter Sedation möglich. 

Papillome an den Genitalien bilden sich meist spontan zurück. Ist dies nicht der Fall, können sie mit Imiquimod behandelt oder chirurgisch entfernt werden.  

Papillome sind ansteckend, die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt. Bei vorgeschädigter Haut kann das Virus mit kontaminiertem Putzzeug übertragen werden. Auch stechende Insekten können den Papillomvirus übertragen. 

Equines Virussarkoid

Das Sarkoid ist der häufigste Tumor beim Pferd. Sarkoide sind fibroblastische Neubildungen, die sich nur selten spontan zurückbilden. Sarkoide können lokal sehr aggressiv wachsen.  

Sie entstehen durch Infektionen mit bovinen Papillomaviren Typ 1 und 2. Es scheint aber auch eine genetische Prädisposition eine Rolle zu spielen. 

Ob die Sarkoide auf andere Pferde der Herde übertragbar sind, ist umstritten.  

Es wurden in größeren Pferdebeständen Epidemien von Sarkoiden beobachtet, nachdem ein Pferd mit Sarkoid in eine bis dahin nicht von Sarkoiden betroffene Herde gebracht wurde. In diesem Zusammenhang wird eine Übertragung durch Fliegen diskutiert.  

In meiner Praxis habe ich ein seuchenhaftes Auftreten von Sarkoiden nie erlebt. 

Sarkoide können am ganzen Körper entstehen. Die am häufigsten betroffenen Bereiche sind der Kopf, die Beine und der Bauch. Sie können einzeln oder in Massen auftreten.  

Das equine Virussarkoid tritt in unterschiedlichen Formen auf: 

•Okkulte Sarkoide sind durch eine leicht verdickte und schuppige Haut charakterisiert. Die Hautveränderungen sind oft kreisrund. Eine Verwechslung mit Dermatomykose ist möglich.  

•Verruköse (warzige) Sarkoide sind erhabene, blumenkohl- oder warzenartige Veränderungen mit stark verhornter Oberfläche. Sie wachsen langsam oder oft jahrelang gar nicht. Sie können aber, wenn sie gereizt werden, aggressiv wachsen.  

•Fibroblastische Sarkoide ähneln überschießendem Granulationsgewebe nach Verletzungen. 

•Maligne Sarkoide kommen oft im Gesicht, der Achselhöhle und der Innenseite der Oberschenkel vor. Sie wachsen aggressiv, lokal invasiv und können auch die regionalen Lymphknoten befallen. 

•Auch gemischte Sarkoidformen kommen vor. 

Besteht der Verdacht auf ein Sarkoid, kann die Diagnose durch eine Biopsie bestätigt werden. Allerdings besteht die Gefahr, dass durch die Biopsie der Tumor gereizt wird und aggressiv zu wachsen beginnt. Deshalb sollte sich auch, nachdem die Diagnose gesichert ist, sofort eine Therapie anschließen.  

Sarkoide streuen zwar nicht in innere Organe, da sie jedoch nach Behandlung häufig wiederkommen und lokal sehr aggressiv wachsen können, bezeichnet man den Tumor als semimaligne (lokal bösartig). 

Selbst wenn das Pferd nur ein einzelnes Sarkoid hat, ist die Prognose vorsichtig zu stellen. Treten am Pferd mehre Tumoren der aggressiven Typen auf, ist die Prognose schlecht. 

Ein Pferd, das einmal ein Sarkoid hatte, wird immer wieder zu dieser Krankheit neigen und neue Läsionen sind lebenslang zu erwarten (Dietz/Huskamp, Handbuch Pferdekrankheiten, Enke, 2017). 

Therapie 

•Chirurgische Entfernung 

Die Hälfte der chirurgisch entfernten Sarkoide kommt innerhalb von sechs Monaten wieder. Durch großzügiges Umschneiden des Tumors im gesunden Gewebe kann die Rezidivrate gesenkt werden. Ob die Grenzen zum gesunden Gewebe überall vorhanden sind, kann nur eine histologische Untersuchung des entfernten Gewebes sichern. 

Eine Infiltration der Wundränder mit dem Zytostatikum Cysplatin senkt die Rezidivrate deutlich. 

•Chemotherapie  

Mit der lokalen Therapie mit Imiquimod soll sich der Tumor in mehr als der Hälfte der Fälle zurückgebildet haben. Ähnliche Erfolgsraten werden in der Literatur bei der lokalen Anwendung von Aciclovir erreicht. 

Xxterra, eine Salbe, die Pflanzenalkaloide enthält und die Blutgefäße des Tumors zerstören soll, wird ebenfalls in der Therapie eingesetzt. Verlässliche Zahlen über den Behandlungserfolg liegen mir nicht vor. Bei kleinen, bis etwa kirschgroßen Sarkoiden scheint die Salbe wirksam zu sein.  

•Strahlentherapie 

Seit etwas mehr als einem Jahr bietet Equinox im hessischen Linsengericht in der Tumorbehandlung des Pferdes auch die Strahlentherapie an. Nach Angaben von Equinox wird bei der Strahlentherapie der Tumor je nach Krebsart mittels Elektronen oder Photonen bestrahlt. Dabei wird das Erbgut der Krebszellen dauerhaft geschädigt. Während sich das gesunde Gewebe schnell regeneriert, ist die Reparaturleistung von Tumoren schlecht, sodass diese durch die Bestrahlung absterben und gesundes Gewebe neu gebildet werden kann.Die Rückbildung des Tumors ist dabei abhängig von dem jeweiligen Typen. Eine sichtbare Veränderung ist in der Regel erst nach einigen Tagen bis Wochen zu sehen. Als mögliche Nebenwirkungen können Hautrötungen und Haarausfall um das bestrahlte Gebiet auftreten. Die Strahlentherapie beim Pferd ist absolut schmerzfrei. Sie muss jedoch stationär unter Narkose durchgeführt werden, da eine exakte Bestrahlung des Behandlungsgebiets entscheidend für den Heilungserfolg ist. Die Anzahl der Behandlungen richtet sich nach der jeweiligen Tumorart und -größe. In der Regel ist je nach Tumortyp ein stationärer Aufenthalt von drei bis 14 Tagen erforderlich. 

Text: Conny-Stephan Faißt, Foto: Christiane Slawik