Lebenswichtig und vielseitig: Superorgan Pferdehaut

Reiter und andere Pferdefreunde beschäftigen sich automatisch tagtäglich mit der Haut ihrer Pferde: Vor jedem Trainingseinsatz ist gründliches Putzen angesagt! Dabei wird nicht nur Schmutz entfernt, man verschafft sich, oft ganz unbewusst, auch einen Eindruck vom Gesamtzustand der Haut, vom aktuellen Befinden des Pferdes, spürt Verspannungen auf, entdeckt Verletzungen. 

Schon dieser alltägliche Vorgang verdeutlicht recht gut die enorme Bedeutung der Pferdehaut: Sie ist das größte Organ des Pferdes und mit zahlreichen lebenswichtigen Funktionen betraut. 

Ein Organ, viele Funktionen

Spannender als den Aufbau der Haut finden viele Pferdefreunde deshalb die zahlreichen Aufgaben, die der Haut zugewiesen sind. Es mag überraschen, was die Pferdehaut – wie ihr menschliches Pendant – alles leistet, da wir nicht gewohnt sind, die Haut als Organ zu begreifen. Organe, das sind doch Herz und Lunge, Niere und Leber – aber die Haut? 

Ein Organismus entsteht, wenn verschiedene Organe in einem vielzelligen Lebewesen miteinander kooperieren. Organe sind Funktionseinheiten, die aus unterschiedlichen Zellen und Geweben bestehen und auf bestimmte Aufgaben spezialisiert sind. Einzelne Organe sind einem übergeordneten System unterstellt, dem Organsystem. Typisch für Organe: Sie entstehen im Verlauf der Entwicklung im Mutterleib aus einer Anlage, die verschiedenen Organe eines Organismus durchlaufen also eine jeweils eigene, typische Organogenese.  

Nicht immer sind Organe auch räumlich voneinander getrennt und so optisch oder begrifflich gut voneinander zu unterscheiden: So wird etwa das knöcherne Skelett als eigenes Organ aufgefasst, das in zahlreichen Knochen enthaltene Rote Knochenmark aber ebenso. Die Funktion des Skeletts ist die Stützung des Organismus, die des Roten Knochenmarks die Blutbildung. Ein Ort, aber zwei Funktionen, zwei Organe. 

Zurück zur Haut: Sie ist, bezogen auf ihr Gewicht, das drittgrößte Organ (nach Muskulatur und knöchernem Skelett), funktionell aber das vielseitigste. Ihre Grundfunktion ist ihr wichtiger Beitrag zur Homöostase, der Aufrechterhaltung eines physiologischen Zustands im Organismus trotz sich ändernder äußerer Bedingungen. Sieht man sich die Aufgaben der Haut im Einzelnen an, so hat sie, neben ihrer Funktion als Schutzhülle (die Haut ist ein „Grenzorgan“), folgende Funktionen: 

•Die Haut ist Teil der Thermoregulation, also des Wärmehaushaltes. 

•Eng damit verbunden ist ihre Bedeutung in der Regulierung des Wasser- und Elektrolythaushaltes. 

•Zahlreiche Rezeptoren mit unterschiedlicher Spezialisierung machen sie auch zu einem Sinnesorgan. 

•In und durch die Haut findet ein Stoffaustausch statt, die Haut wird deshalb auch als Ausscheidungsorgan bezeichnet. 

•In der Haut wird das Vitamin D gebildet, ein im Mineralstoffhaushalt bedeutender Stoff. 

•Zudem dient die Haut als Stammzellreservoir für adulte Stammzellen. 

Anatomisch zugehörig und von der Haut nicht zu trennen sind die Hautanhangsgebilde, beim Pferd  

•das Fell, 

•Hufe und Kastanien, 

•die Milchdrüsen (Euter) und die 

•Schweißdrüsen und Hautdrüsen, jeweils mit eigenen Aufgaben. 

Schutzhülle

Die grundlegende Aufgabe der Haut ist offensichtlich: Sie schirmt das Körperinnere von der Außenwelt ab. Putzt der Reiter Staub und Schmutz aus dem Pelz, so entfernt er damit nur einen Bruchteil dessen, was die Pferdehaut effektiv am Eindringen hindert. Nicht nur diese grobsinnlich wahrnehmbaren Verschmutzungen, sondern auch eine Vielzahl von Keimen, außerdem Niederschläge, chemische Stoffe und physikalische Größen haben dank der Haut keinen ungehinderten Zutritt zum Pferdeorganismus. „Ihr müsst draußen bleiben!“ heißt es für Bakterien, Viren und Pilze, Regen und Schnee, Shampoo und Fellspray, Hitze, Kälte, Wind und UV-Strahlung.  

Dabei vollzieht die Haut einen immerwährenden Spagat: Ein effektiver Schutz vor der potenziellen Schadwirkung äußerer Einflüsse ließe sich natürlich problemlos mit einem undurchdringlichen Bollwerk gewährleisten – doch das kann und darf die Haut nicht sein. Ihre vielen anderen Funktionen stellen jeweils sehr spezifische Anforderungen, die sich mit einem regelrechten Schutzpanzer eben nicht vereinbaren ließen.  

Fell und Hautpigmente schirmen gemeinsam die Körperfläche vor übermäßiger UV-Strahlung ab. Ein gewisses Maß dieser kurzwelligen elektromagnetischen Strahlung, die Bestandteil des Sonnenlichts ist, wird gut vertragen und hat sogar positive Einflüsse. So wirkt UV-Strahlung desinfizierend – man nimmt an, dass es (auch) deshalb gegen Ende des Winters zur Häufung von Hautpilzinfektionen kommt, weil diese Wirkung durch einen Mangel an Tageslicht und den dicken Winterpelz abgeschwächt wird. Außerdem liefert UVB-Strahlung die Initialzündung für die Bildung von Vitamin D. 

Besser als jede Klimaanlage

Unabhängig von der Außentemperatur, aber auch möglichst unbeeinflusst von der bei jeder Muskelarbeit zwangsläufig entstehenden Abwärme im Körper muss es dem Pferdeorganismus gelingen, die Körperinnentemperatur innerhalb enger Grenzen zu regulieren. Als homoiothermes (gleichwarmes) und endothermes (seine Wärme selbst bildendes) Tier hat das Pferd ein ausgeklügeltes Regulierungssystem entwickelt, das ihm die Aufrechterhaltung eines definierten Sollwertes trotz wechselnder Umwelteinflüsse und eigener, zeitweise überschießender Wärmeproduktion ermöglicht. 

Gewährleistet wird dies durch einen fortlaufenden Abgleich von Sollwert und Istwert. Der übergeordnete „Befehlsgeber“ liegt im Hypothalamus, in dem Informationen zu Wärme und Kälte aus den Körperregionen beständig mit einem definierten Istwert verglichen und bei Abweichungen Regulationsmechanismen angestoßen werden. Die Regelgröße „Körperkerntemperatur“ wird also als Reaktion auf Störgrößen (Umgebungstemperatur und eigene Wärmebildung) entlang der Regelstrecke „Körperkern“ reguliert.  

Unabhängig oder zusätzlich zu diesem dauernd ablaufenden Prozess findet auch eine langfristige Anpassung statt, indem das Pferd sein Haarkleid den Umgebungsbedingungen anpasst. Den Anstoß zur Bildung von Winterfell und Sommerfell liefern jeweils zunehmende bzw. abnehmende Tageslichtlängen. 

Beim Pferd finden sich bezüglich der Haut folgende Mechanismen der andauernden Thermoregulation: 

•Durch Weit- oder Engstellung der Blutgefäße in der Haut wird der Blutdurchfluss nach oben oder unten reguliert und damit die Wärmeabgabe über die Haut gesteuert. 

•Das Haarkleid kann mittels der am Haarbalg verankerten Muskeln (Musculus arrector pili) aufgerichtet oder angelegt werden; dadurch vergrößert bzw. verkleinert sich der eingeschlossene Luftraum und die Isolierfunktion des Haarkleids wird nach oben oder unten reguliert. 

•Bei Überhitzung wird die Schweißproduktion angeregt.  

Das auf der Körperoberfläche verteilte Wasser verdunstet und entzieht dabei dem Körper Verdunstungswärme, kühlt ihn also ab. Im Vergleich mit anderen Säugetieren besitzen Pferde viele Schweißdrüsen, vor allem an Schultern, Hals und Bauch. 

Pferdeschweiß weist eine ungewöhnliche Eigenschaft auf: Er enthält sehr viel Eiweiß. Latherin (engl.: to lather, schäumen) heißt der Stoff, der bei stark schwitzenden Pferden vor allem dort für weißen, an Eischnee erinnernden Schaum sorgt, wo Reibung entsteht. Latherin ist ein oberflächenaktives Eiweiß und sorgt dafür, dass der Schweiß schneller das Fell durchdringt und alle verfügbaren Oberflächen benetzt – so wird die abkühlende Wirkung des Pferdeschweißes noch effektiver. 

Da über den Schweiß außer Latherin vor allem Wasser und Mineralien abgegeben werden, spielt der Schweißverlust auch im Wasser- und Elektrolythaushalt des Pferdes eine Rolle. Pro Liter Schweiß verliert das Pferd über 3 g Natrium und fast doppelt so viel Chlor. Auch Calcium, Eisen, Kalium, Kupfer, Magnesium, Phosphor, Selen und Zink werden abgesondert. 

Zart besaitet

Zahlreiche Rezeptoren machen die Haut zu einem wichtigen Sinnesorgan, zuständig für die Oberflächensensibilität. Es gibt unterschiedlich spezialisierte Rezeptortypen, die jeweils für verschiedene Reizarten zuständig sind: Wärme/Kälte, Druck, Schmerz, Dehnung und Tastempfindungen können wahrgenommen werden, außerdem wird am Haarfollikel die Ausrichtung des Haarkleids gemessen. 

•Haarfollikelrezeptoren im Haarbalg erfassen Informationen über die Stellung des Haares (aufgerichtet/angelegt). 

•Meissner-Körperchen sind im Stratum papillare liegende Tastrezeptoren, die auf Druckveränderungen reagieren. 

•Merkel-Zellen gehören ebenfalls zu den Tastrezeptoren, sie liegen im Stratum basale und erfassen vorwiegend die Druckintensität. 

•Ruffini-Körperchen liegen im Stratum reticulare und sind für die Messung der Dehnung zuständig. 

•Schmerzrezeptoren befinden sich in der Lederhaut. 

•Thermorezeptoren sind freie Nervenenden, die Wärme oder Kälte wahrnehmen. 

•Vater-Pacini-Körperchen sind auf die Wahrnehmung von Vibrationen spezialisiert. 

Die Pferdehaut ist weder, wie oft behauptet wird, außergewöhnlich dick, noch ist sie, wie viele Reiter glauben, besonders unempfindlich. Pferde reagieren im Gegenteil sehr fein auf Reize, auch auf Berührungsreize, und können deshalb im direkten Kontakt (Hand, Gerte, Schenkel, …) mit sehr zarten Signalen gelenkt werden.  

Eine eventuell wahrgenommene Unempfindlichkeit ist auf Abstumpfung zurückzuführen. Ihre hohe Sensibilität ist auch im Zusammenhang mit positiven Verstärkungen zu beachten: Das übliche Loben durch festes Klatschen auf den schweißnassen Hals ist aus Pferdesicht nicht nur völlig unverständlich, sondern sogar unangenehm bis schmerzhaft. Besser geeignet und für das Pferd problemlos als Lob zu erkennen ist ein Streicheln, Kraulen oder Krabbeln auf eine Weise, die das Verhalten von Pferden untereinander nachempfindet. 

Starke Knochen beginnen in der Haut

In der Gruppe der D-Vitamine interessiert den Pferdefreund besonders das Vitamin D3, das Cholecalciferol. Es wird unter dem Einfluss von Sonnenlicht, genauer bei Einwirkung von UVB-Strahlung, aus einer Vorstufe (7-Dehydrocholesterol, ein Provitamin) gebildet, die der Organismus selbst herstellt. Allgemein wird zwar angenommen, dass zumindest bei artgerechter Haltung alle Pferde genügend lang dem natürlichen Sonnenlicht ausgesetzt sind, sodass eine zusätzliche Gabe von Vitamin D über das Futter unnötig ist – doch im Einzelfall kann es durchaus zu einem Mangel kommen.  

Kritisch ist es vor allem im Winter, wenn aufgrund des tiefen Sonnenstandes kaum noch UVB-Strahlen auf die Erdoberfläche gelangen und die verkürzte Tageslichtlänge die Exposition zusätzlich einschränkt. Eine ausreichende Umwandlung des Provitamins in das wirksame Endprodukt ist dann nicht mehr gewährleistet.  

Eingeschränkt wird die Bildung von Vitamin D3 vermutlich auch durch längerfristiges Eindecken – im Sommer betrifft dies vor allem an Sommerekzem erkrankte Pferde, im Winter solche, die geschoren und deshalb dauerhaft eingedeckt sind oder bei denen eine Thermodecke die Bildung eines das Training behindernden Winterfells begrenzen soll. Wissenschaftler haben (am Menschen) herausgefunden, dass durch Sonnenlichtmangel im Winter sogar zeitweise gar kein neues Vitamin D3 mehr gebildet wird und der Bedarf dann alleine durch die körpereigenen Vorräte und die Zufuhr über die Nahrung gedeckt werden muss. 

Das in der Pferdehaut gebildete Vitamin D3 sorgt dafür, dass die für die Mineralisation von Knochen und Zähnen entscheidenden Elemente Calcium und Phosphor aus dem Darm aufgenommen und in der Niere rückresorbiert, mithin Verluste über den Harn minimiert werden. Heute weiß man, dass Vitamin D in seiner aktivierten Form auch im Immunsystem positiv wirkt, die Entstehung von Krebs hemmt, die Fruchtbarkeit positiv beeinflusst und zahlreiche andere wichtige Wirkungen entfaltet.  

Ist die Haut ein Ausscheidungsorgan?

Auf verschiedenen Wegen werden Stoffe aus dem Körperinneren eines Organismus über die Körperoberfläche an die Umgebung abgegeben – ein Prozess, der als Ausscheidung bezeichnet wird. Die daran beteiligten Organe sind folglich Ausscheidungsorgane. Dazu gehören nicht nur die „üblichen Verdächtigen“, nämlich der Darm und die Niere samt ableitenden Harnwegen, sondern auch andere Organe, die man als Ausscheidungsorgane kaum auf dem Schirm hat: etwa die Lunge, die bei der Ausatmung Kohlendioxid und Wasser an die Umwelt abgibt, das Euter, das Milch bildet und abgibt, und eben auch die Haut, die sowohl Schweiß als auch Talg produziert, mithin Stoffe ausscheidet.  

Selbst die Haarbildung samt Haarwechsel kann als Teil eines Ausscheidungsprozesses betrachtet werden, denn es werden dabei Stoffe aus dem Körperinneren abgegeben. So gesehen ist die Haut tatsächlich ein Ausscheidungsorgan. 

Im engeren Sinne versteht man aber unter Ausscheidung die Abgabe von Stoffwechselendprodukten, also von überflüssigen oder gar schädlichen Stoffen, die beständig im Organismus anfallen und eliminiert werden müssen. Ganz klar ein Job für Leber, Darm und Niere – aber gehört die Haut ebenfalls in diese Kategorie, ist sie ein Ausscheidungsorgan im engeren Sinne? Nutzt der Organismus also auch gezielt die Haut, um schädliche Stoffe in signifikanten Mengen zu eliminieren? Die Antwort auf diese Fragen ist wichtig, da die Bezeichnung „Ausscheidungsorgan“ auch zu Fehlinterpretationen anregen kann. 

Auch wenn sich manche Stoffwechselendprodukte oder Giftstoffe fallweise in Schweiß oder Talg nachweisen lassen, dies alleine macht die Haut nicht zu einem Ausscheidungsorgan im engeren Sinne (also auf einer Stufe mit Niere und Darm) – zum einen, weil die abgegebenen Mengen im Vergleich mit den über Harn und Kot ausgeschiedenen schlicht zu gering sind, zum anderen aber auch, weil sich diese Abgabe nicht nach oben oder unten regulieren lässt. Wer ein großes Glas Wasser trinkt, geht nach einer Weile zur Toilette und beginnt nicht etwa zu schwitzen – der Wassergehalt im Körper wird über Niere und Harnwege geregelt und nicht über die Haut.  

Wer eine üppige Mahlzeit zu sich nimmt, wird ebenfalls nach einer gewissen Zeit müssen müssen und nicht vermehrt Hauttalg produzieren, um den Nahrungsrest zu eliminieren – dieser Abfall wird über den Darm entsorgt und nicht über die Haut. Richtig ist zwar, dass der Zustand der Haut auch davon beeinflusst wird, was sie ausscheidet – so fällt bei manchen, vor allem chronisch kranken Pferden auf, dass ihr Fell stumpf wirkt und ihre Körperoberfläche sich pappig-fettig anfühlt.  

Hier spiegelt die Haut die desolate Gesamtsituation wider und leidet auch unter den Stoffen, die „nebenbei“ über Schweiß und Talg ausgeschieden werden. Die Elimination von Stoffen – etwa Stoffwechselendprodukten oder Giften – über die physiologische Zusammensetzung von Schweiß und Talg hinaus erfolgt somit fallweise, sie ist ein „incidental loss“, ein „nebensächlicher“ oder „beiläufiger Verlust“. 

Schmuddelig ist gesund!

Zwei wichtige Helfer hat die Pferdehaut beim Kampf gegen Infektionserreger, die sie belagern und durch sie hindurch ins Körperinnere vordringen wollen: Fürs menschliche Auge unsichtbar, bevölkern Millionen von wohlmeinenden Bakterien und Pilzen die Hautoberfläche und hindern durch ihre bloße Anwesenheit infektiöse Keime daran, sich hier breitzumachen und zu vermehren. Sogar winzige Spinnentiere wie etwa die Haarbalgmilben gehören zu dieser physiologischen oder residenten Hautflora. Diese Fremdorganismen sind Teil des Mikrobioms, der Gesamtheit aller das jeweilige Lebewesen besiedelnden Mikroorganismen. Ist die Haut intakt, die Besiedlung lückenlos, haben Schadkeime kaum eine Chance. 

Der zweite Faktor ist der leicht saure pH-Wert der Haut, der Säureschutzmantel. Ein leicht saures Milieu unterstützt die physiologische Hautflora, die unter diesen Bedingungen besonders gut wächst und sich vermehrt. Pathologische Keime aber mögen es nicht so gerne sauer, ihr Wachstum wird durch die Säure unterdrückt. Auch die Enzyme, die für eine normale Hautfunktion von Bedeutung sind, arbeiten in einem leicht sauren Milieu besser.  

Die vom putzenden Reiter gut erkennbare und „Fettstaub“ genannte Mischung aus abgestorbenen Hautpartikeln und Talg unterstützt übrigens das Abperlen von Wasser am Fell und sollte vor allem bei Offenstall- oder Weidepferden nie allzu gründlich, also vollständig (kein Pferdestaubsauger!) entfernt werden, da dann die Gefahr einer vollständigen Durchnässung des Haarkleids bis auf die Hautoberfläche besteht. 

Übermäßige Eingriffe des Menschen in dieses ausgeklügelte Miteinander von Schutzfunktionen sind generell kritisch zu sehen. Vor allem gut gemeinte, aber eben übertriebene Hygiene bewirkt oft das Gegenteil des erwünschten Effekts: Wer etwa die residente Hautflora ohne konkreten Anlass durch desinfizierende Maßnahmen entfernt, öffnet pathogenen Keimen Tür und Tor.  

Wer den pH-Wert durch ungeeignete Shampoos verschiebt, hat danach kurzfristig ein quietschsauberes, aber vielleicht längerfristig ein an einer Hautinfektion leidendes Pferd.  

Angesichts der Vielzahl an lebenswichtigen Aufgaben des größten Organs unserer Pferde sollte es nicht schwer fallen, die Haut mit Respekt und sachkundiger Fürsorge zu behandeln.  

Text: Angelika Schmelzer, Foto: Christiane Slawik