Für die nasskalte Jahreszeit: Die besten (Zusatz-)Futtermittel

Er ist meist besser als sein Ruf – für unsere Pferde zumindest ist der Winter wohl vor allem deshalb eine schlechte Jahreszeit, weil in den meisten Pferdebetrieben Weidegang nur über den Sommer möglich ist und sie im Winter überwiegend im Stall leben, bei weniger Abwechslung, weniger Bewegung, weniger Beschäftigung.  

Stimmt aber die Futtergrundlage, so machen zumindest Kälte, Wind und Schnee unseren Pferden nichts aus und sie können gemeinsam mit ihrem Reiter die schönen Seiten des Winters unbeschwert genießen. Pferde fit & vital hat Zusatzfuttermittel für den Winter unter die Lupe genommen.  

Futteröle – pure Energie

Bei niedrigen Temperaturen, vielleicht in Kombination mit Dauerregen und Wind, läuft die innere Heizung unserer Pferde auf Hochtouren. Alte oder kränkliche Pferde können da an ihre Grenzen kommen, denn der Organismus verbraucht viel Energie und ist maximal gefordert – es drohen Gewichtsverluste durch den Abbau von körpereigenem Fett. Gut, wenn Sie da die Futterration Ihres Pferdes mit etwas mehr „Brennstoff“ aufwerten!  

Öle sind Energie pur, lassen sich problemlos über das Krippenfutter verteilen oder in ein leckeres Mash einmischen. Sie bringen bei geringem Volumen viel Energie, aber keine Proteine in die Ration ein. Günstige Speiseöle aus dem Supermarkt sind als reine Energielieferanten nutzbar, hochwertige Futteröle aus wertvollen Ausgangsprodukten punkten dagegen oft mit Mehrfachnutzen: Sie bringen nicht nur Energie, sondern auch wichtige Fettsäuren und/oder fettlösliche Vitamine in die Tagesration und weisen teilweise spezielle gesundheitsförderliche Eigenschaften – etwa die Linderung von Entzündungen – auf.  

Vertragen werden Öle meist sehr gut, denn die Verdauung unserer Pferde ist darauf vorbereitet, ihr Organismus sogar auf die Zufuhr essentieller Fettsäuren angewiesen.  

Nicht nur im Kraftfutter, sondern auch im Weidegras sind bereits Öle enthalten. Das Plus an Energie aus der Ölflasche ist gut verträglich, wenn die Pferde über einige Tage daran gewöhnt werden.  

Beginnen Sie mit etwa einem Esslöffel und steigern Sie allmählich bis zur gewünschten Dosierung. Dabei sollten Sie sich an die Fütterungsempfehlung der Hersteller halten, um nicht ungewollt zu viel Energie in die Ration einzubringen. Reagiert Ihr Pferd allerdings doch mit einer Verdauungsstörung (Durchfall), reduzieren Sie die Menge oder setzen Sie das Öl ganz ab. 

Hilfe für gestresste Atemwege – mehr Puste fürs Pferd

Im Winterhalbjahr stehen die Atemwege unserer Pferde oft unter Stress: Durch den (eigentlich meist vermeidbaren) Mangel an frischer Luft und freier Bewegung draußen wird die Belüftung der Lunge reduziert, Schadgase und Stäube in der Stallluft strapazieren die Selbstreinigung und infolge der Kälte werden die empfindlichen Oberflächen weniger gut durchblutet, was auch die lokale Abwehr schwächt. Jetzt haben Infektionen leichtes Spiel!  

Vorbeugend, unterstützend und die Regeneration fördernd werden vor allem Heilkräuter genutzt. Sie entfalten unterschiedliche Wirkungen und sollten immer zielgerichtet eingesetzt werden, als Einzelkräuter oder in Kombination.  

Es können grob zwei therapeutische Ansätze unterschieden werden: Einige Kräuter fördern vor allem das Abhusten, sie verflüssigen zähen Schleim und ermöglichen den Auswurf. Andere stillen in erster Linie hartnäckigen Hustenreiz, sie beruhigen die oberen Atemwege. Kombipräparate sind meist entsprechend zusammengesetzt und unterstützen gleichzeitig die lokale Abwehr.  

Wer lieber auf die Gabe von Einzelkräutern setzt, dem seien zwei wahre Superhelden unter den Arzneipflanzen besonders ans Herz gelegt: Die Süßholzwurzel löst und verflüssigt zähen Schleim und fördert den Auswurf. Ihre antimykotische, antibakterielle und teils sogar antivirale Wirkung ist nachgewiesen. Für akute und chronische Erkrankungen der Atemwege ist sie besonders geeignet.  

Zur Linderung des Hustenreizes wird traditionell Isländisch Moos eingesetzt, trotz des Namens eine Strauchflechte und kein Moos und in ganz Europa, nicht nur in Island vorkommend. Dank der darin enthaltenen Pflanzenwirkstoffe und Vitamine stärkt und schützt Isländisch Moos die Schleimhäute der oberen Atemwege.  

Konservierter Sommer – mehr Appetit, größerer Nährwert

Im Sommer ist es kein Problem, die Futterration durch etwas Obst oder einige Karotten schmackhafter zu gestalten und so auch ein paar Extra-Vitamine einzumischen – bei Minusgraden wird die Bevorratung und Fütterung schnell kritisch.  

Als Alternative bieten sich die im Handel erhältlichen getrockneten Flocken, Chips oder ganzen Früchte an: Bananen, Äpfel, aber auch Hagebutten, Karotten oder Rote Beete sind so sehr lange haltbar, gut zu bevorraten und einfach zu füttern. Eine Handvoll über die Kraftfutterration gestreut, dazu ein Schuss Öl – das die Aufnahme bestimmter Vitamine unterstützt – und schon zieht der Sommer in die Winterfütterung ein! 

Auch Ölsaaten tragen die Kraft des Sommers in sich. Leinsamen, aber auch Sonnenblumenkerne werden wegen der darin enthaltenen wertvollen Öle geschätzt. Der Vorteil bei der Verfütterung von Leinsaat und Co ist derselbe wie bei jeder Verfütterung ganzer Pflanzen oder von Pflanzenteilen gegenüber Extrakten: Häufig ergänzen sich Bestand-teile in ihrer Wirkung auf eine Weise, die bei der Gabe von Einzelbestandteilen nicht erreicht werden kann.  

Vor allem ganze (!) Sonnenblumenkerne werden von Pferden sehr gut vertragen und werten die Ration mit ihrem hohen Gehalt an gut verdaulicher Energie, hochwertigem Eiweiß und anderen wichtigen Bestandteilen auf. Da Sonnenblumenkerne keine leicht verdaulichen Kohlenhydrate enthalten, sind sie besonders für Pferde mit EMS oder ECS zu empfehlen. 

Bierhefe – flott durch den Winter, flott durch den Fellwechsel

Die in der Pferdefütterung eingesetzte Bierhefe ist weder ein Nebenprodukt der Bierherstellung noch mit Backhefe gleichzusetzen. Anders als bei Lebendhefeprodukten befinden sich darin auch keine lebenden, vermehrungsfähigen Zellen mehr.  

Bierhefeprodukte werden eingesetzt, um das Pferd mit den in ihnen reichlich vorhandenen essentiellen Aminosäuren zu versorgen und zusätzlich die wichtigen
B-Vitamine in die Fütterung einzubringen. Beide Komponenten tragen dazu bei, dass unsere Pferde im Fellwechsel und bei der Fellbildung unterstützt werden.  

Darüber hinaus wird auch eine bessere Muskelbildung bei neu ins Training gekommenen Pferden gefördert, denn die aus Eiweißen aufgebaute Muskulatur ist im Wachstum von der stetigen Zufuhr essentieller Aminosäuren abhängig. Die enthaltenen B-Vitamine und Spurenelemente runden die Wirkung ab.  

Insgesamt wird der Bierhefe eine gute unterstützende Wirkung nicht nur auf den Fellwechsel, sondern auch auf die Verdauungstätigkeit nachgesagt. 

Üblich ist die Verfütterung von bis zu 50 g täglich, auch größere Gaben sind möglich. Da reine Bierhefe bitter schmeckt, wird sie ins Kraftfutter untergemischt und möglichst an dieses gebunden (z.B. durch ein Futteröl) verabreicht oder mit Biertreber gemixt, um die Schmackhaftigkeit zu verbessern. Wegen der in Bierhefe enthaltenen Phytinsäure, durch die eine Aufnahme von Mineralien behindert wird, sollte man hinsichtlich der Mengen die Fütterungsempfehlungen unbedingt einhalten. 

Kräuter und mehr – Immunsystem in Hochform

Die Forschung am Immunsystem fördert immer wieder Überraschendes zutage – so wissen wir heute, dass etwa 70 % der Immunzellen im Verdauungstrakt des Pferdes sitzen. Wer die Abwehr unterstützen will, versteht die Komplexität der Abwehrfunktion(en) und hilft seinem Pferd durch eine konzertierte Aktion.  

Kräuter wie etwa der Sonnenhut stärken gezielt das Immunsystem, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente entfalten, teils kooperativ, eine positive Wirkung durch die Minderung freier Sauerstoffradikale (antioxidative Wirkung) und die Förderung der lokalen oder systemischen Abwehr, Omega-3-Fettsäuren wirken antientzündlich und Heilerden entlasten den Darm.  Fit ist die Abwehr Ihres Pferdes auch, wenn der Organismus nicht zu stark mit anderen Aufgaben beschäftigt ist.  

Sie können also sein Immunsystem auch indirekt dadurch stärken, dass Sie seine Verdauung unterstützen, die Leber entlasten, den Körper entgiften und entsäuern.  

Auch dafür hält die Phytotherapie geeignete Pflanzen bereit. Ihr Ansprechpartner ist bei jeder Verwendung von Kräutern und anderen Naturheilprodukten immer der entsprechend ausgebildete Behandler, um die erwünschte Wirkung zu erzielen und etwaige Nebenwirkungen möglichst zu vermeiden. 

Mash – Powerfutter für kalte Tage

Mash, der gehaltvolle Futterbrei, besteht traditionell aus Quetschhafer, Weizenkleie und Leinsamen. Das Gemisch wird auf- bzw. abgekocht und handwarm verfüttert.  

Ein wenig Salz kann zugegeben werden, andere Zusätze sollten erst nach dem Abkühlen (z.B. Honig) zugefügt oder getrennt zubereitet (Kräuter) und dann eingemischt werden. Im Handel sind auch zahlreiche Fertigprodukte erhältlich, die nur noch mit heißem Wasser angerührt werden müssen. 

Mash wird gerne an schwache, alte oder kranke Pferde verabreicht, außerdem bei Verdauungsproblemen. Der Futterbrei beruhigt den Verdauungstrakt und hat eine leicht abführende Wirkung. Er riecht sehr angenehm und kann ohne Mühe aufgenommen werden – vor allem bei großer Schwäche, Fieber oder Appetitmangel wird ein Mash oft noch gefressen, wenn jedes andere Futter verweigert wird. Auch nach großen Anstrengungen oder bei einer Unterkühlung ist die Power-Pampe das Futter der Wahl.  

Mash eignet sich zur gelegentlichen oder zeitlich begrenzten Fütterung, sollte aber möglichst nicht dauerhaft gereicht werden, da es nicht gekaut und deshalb kaum eingespeichelt wird – langfristig könnte der Magen infolge mangelnder Neutralisierung der Magensäure leiden. In jedem Fall empfiehlt es sich, immer genügend Heu bereitzustellen. Selbstgemischte Mashfutter weisen vor allem aufgrund der enthaltenen Weizenkleie ein eher ungünstiges Verhältnis Calcium : Phosphor auf. 

Auch in der „Menschenfütterung“ wirkt ein warmer, leckerer Brei manchmal Wunder: Das Äquivalent zum Mash ist der Haferbrei, der nicht nur im Winter gut tut und rundum gesund ist. 

Biotin – stabiles Hufwachstum trotz Schnee und Eis

Biotin gilt als wichtigster Faktor für ein gesundes Hufwachstum. Dieses Vitamin ist das Mittel der Wahl, wenn es trotz fachgerechter Hufpflege und bedarfsgerechter Versorgung zu Problemen mit der Hornneubildung kommt. Vor allem im Winter stockt das Hufwachstum teils erheblich: Die Kälte führt dazu, dass nun der Huf häufig über lange Zeit weniger gut durchblutet wird, was auch alle Aufbauvorgänge hemmt.  

Im Winter bewegen sich viele Pferde auch weniger, oft schon alleine deshalb, weil der Weidegang fehlt – auch Bewegung regt über den Hufmechanismus das Hornwachstum an. Und schließlich dürfen nicht wenige Pferde im Winter barhuf laufen.  

Eine sinnvolle Maßnahme, die aber zu vermehrtem Abrieb und so möglicherweise zu einem Ungleichgewicht zwischen Verschleiß und Neubildung führen kann. Hier kommt nun das Biotin ins Spiel! Die im Darm des Pferdes lebenden Mikroorganismen tragen ganz erheblich zur Versorgung mit Biotin (und anderen Vitaminen) bei – was im Umkehrschluss bedeutet, dass die Abdeckung des Biotinbedarfs dann in Frage gestellt ist, wenn Darmprobleme vorliegen. Eine gestörte Darmflora kann vielerlei Ursachen haben und äußert sich nicht zwingend in typischen Symptomen.  

Achtet der Pferdehalter auf eine wirklich bedarfsdeckende Heuration mit hochwertigem Raufutter, ist das die wichtigste Grundlage für quicklebendige und leistungsfähige Mikroorganismen im Darm.  

Im Zweifelsfall bietet sich aber die gezielte Zufütterung von Biotin an, am besten in Kombination mit Zink und essentiellen Aminosäuren. Dann aber ist Geduld gefragt, denn die Wirkung entfaltet sich nun über längere Zeit.  

Wer über das Winterhalbjahr zu einem Biotinpräparat greift, kann das häufig reduzierte Hornwachstum ankurbeln und schon im Frühjahr erste Erfolge verbuchen.  

Ganzheitlicher Blick gefragt

Wertvolle Zusatzfuttermittel bringen jeweils einen eigenen, fest umschriebenen Zusatznutzen in die Tagesration ein. Vor allem bei der Winterfütterung älterer oder kranker Pferde haben sie ihren festen Platz. Dabei ist jedoch immer das ganze Pferd mit seinen arttypischen Bedürfnissen im Auge zu behalten.  

Gesundheit und Fitness lassen sich über die Futterschüssel stärken und stabilisieren, wenn auch an alle weiteren Komponenten wie Haltung, Management, medizinische Vorsorgemaßnahmen, sachkundige Hufpflege und kundiges Training gedacht wird. Dann und nur dann können entsprechende Produkte wirklich die erhoffte Wirkung entfalten. 

Der Winter – eine Zeit mit ganz eigenen Herausforderungen! Oft braucht es nur ein bisschen Unterstützung, damit er für Pferd und Reiter zur schönsten Jahreszeit wird. Und manche Hilfe kommt dabei ganz einfach über die Futterschüssel… 

Text: Angelika Schmelzer, Foto: Trio Bildarchiv