Fit & vital im Winter

Bewegungs-, Wellness- und Fitnessalternativen

Das feuchtkalte Wetter hat uns wieder vollends im Griff und in vielen Ställen stellt sich nun aufgrund der schlechten Witterung die Frage: Wie das Pferd fit und vital halten, wenn der Reitplatz entweder unter Wasser steht, angefroren ist oder gar einer Eisbahn gleicht? Wie in Ruhe in einer deshalb überfüllten Halle das Pferd longieren, weil es vielleicht gerade aus gesundheitlichen oder Altersgründen nicht mehr geritten werden kann? 

Mittlerweile gibt es auf dem Markt etliche Alternativen, um das Training des Pferdes zu unterstützen. Karin Tillisch testete mit ihren Pferden Shadow (24) und Starlight (16) über längere Zeiträume alle hier vorgestellten Alternativen. Gleich zu Beginn muss aber gesagt sein, dass keine dieser Möglichkeiten die regelmäßige freie Bewegung des Pferdes an der frischen Luft ersetzen kann.  

Ein Pferd ist und bleibt ein Bewegungstier und sollte so oft wie möglich diesem Grundbedürfnis seines Wesens nachkommen können. Doch es wird immer Tage geben, an denen es Hunde und Katzen regnet oder man glaubt, dass einem vor lauter Schnee der Himmel auf den Kopf fällt. Es wird immer Phasen im Leben eines Pferdes geben, in denen aus gesundheitlichen Gründen das Reiten oder auch Bewegen allgemein nur eingeschränkt und nur unter sehr kontrollierten Bedingungen stattfinden kann. Und genau für diese Fälle gibt es mittlerweile zahlreiche interessante Lösungen auf dem Markt.  

Die Führanlage

Sie ist die bekannteste und auch am weitesten verbreitete alternative Bewegungsform für Pferde. Zunächst meistens eingesetzt in Rennpferdetrainingsställen, findet man Führanlagen mittlerweile auch in Pensionsbetrieben jeglicher Art. Platztechnisch ist die Führanlage von allen vorgestellten Alternativen die anspruchsvollste, es muss mindestens die Fläche eines Round Pen zur Verfügung stehen. Will man die Führanlage noch überdachen, kann das Ganze zudem recht teuer werden. 

Eine moderne Führanlage bietet meistens für drei bis sechs Pferde Platz, die gleichzeitig bewegt werden können. Das macht sie natürlich insbesondere für größere Ställe sehr interessant, da die Führanlage dann wirklich eine Entlastung für viel frequentierte Hallen und Reitplätze in Bezug auf all diejenigen darstellt, die ihr Pferd an der Hand bewegen wollen. Die meisten modernen Führanlagen verfügen über verschiedene Programme, über die in bestimmten zeitlichen Intervallen das Tempo geändert wird und Richtungswechsel eingebaut werden. 

Mit meinen Pferden Shadow und Starlight setzte ich für etwa zwei Jahre das Training in einer Führanlage ergänzend zum normalen Training ein. Zunächst gewöhnte ich meine Pferde an die Führanlage, indem ich beim ersten Mal mitgelaufen bin. Das zweite und dritte Mal stand ich die ganze Zeit außerhalb der Führanlage, um eingreifen zu können, insbesondere, da mein Pony Starlight doch auf recht kreative Ideen kam. Ab dem vierten Mal konnte ich meine Pferde ohne Bedenken alleine lassen und mich während dieser Zeit um andere Dinge kümmern… allerdings hatte ich sie aus der Entfernung immer im Auge! 

Nach dieser kurzen Eingewöhnungsphase begann das eigentliche Training mit zweimal pro Woche Führanlage für jeweils 15 Minuten. Dies erweiterte ich schrittweise über mehrere Monate bis hin zu vier- bis fünfmal die Woche 30 Minuten. Ich nutzte die Führanlage für meine Pferde stets nur im Schritt, da für mich der Schwerpunkt auf der ruhigen Bewegung im aeroben Bereich lag. Die Führanlage, die ich nutzte, war nicht überdacht, so dass ich meine Pferde bei Regen oder Schnee eingedeckt trainieren ließ. Hierfür gibt es im gut sortierten Fachhandel spezielle Führanlagendecken, auch regenfest, ab etwa 50 Euro. 

Das Laufband

Nach einem Stallwechsel war die Führanlage leider nicht mehr verfügbar, aber im neuen Stall gab es ein Laufband, das auch Steigungen simulieren konnte, in einem überdachten Bereich am Putzplatz stand und somit wirklich bei jedem Wetter nutzbar war. 

Wer nun denkt, das Pferd kenne ja schon die Führanlage und mit dem Umstieg auf ein Laufband sei es nun kein Problem, der irrt! Das Laufen auf einem Laufband ist eine völlig andere Sache als die Bewegung in einer Führanlage. In der Führanlage kann das Pferd selbst Tempovariationen in kleinem Rahmen einbauen, kann also mal ein bisschen bummeln oder auch ein wenig Gas geben, soweit es eben die Kammer ermöglicht, in der es läuft. Beim Laufband wird das Tempo vom Band vorgegeben und das Pferd muss hier wirklich einen Schritt genau wie den anderen machen. 

Ich habe mich selbst mal testweise auf ein Laufband gestellt, um mich in meine Pferde hineinversetzen zu können. Insbesondere, als das Band wieder abgeschaltet wurde und ich wieder „normal“ laufen sollte, hat es mich fast auf die Nase gelegt! 

Daher ist es sehr wichtig, das Pferd wirklich ganz in Ruhe und in sehr kleinen Übungsintervallen an das Laufband zu gewöhnen. Ich begann mit fünf Minuten und stand direkt vor meinen Pferden, um ihnen gut zuzureden und auch mal das eine oder andere Leckerli zu geben, damit sie das Laufband gleich mit etwas Positivem verknüpfen konnten. Diese Eingewöhnung streckte ich über zwei Wochen hinweg, in denen ich meine Pferde dreimal pro Woche in langsam steigenden Zeitintervallen auf das Band stellte. Es behielt hierbei immer noch seine Grundstellung, also ohne das Simulieren von Steigungen. 

Nach zwei Wochen waren meine Pferde dann soweit mit dem Band vertraut und fühlten sich darauf sicher, sodass ich mit dem eigentlichen Laufbandtraining beginnen konnte, das dann jeden dritten Tag für etwa 20 Minuten stattfand. In der nun folgenden dreimonatigen Trainingsphase beobachtete ich wie meine Pferde, die zu Beginn in ihrer natürlichen Schiefe auf dem Laufband etwas schräg gingen, sich immer mehr geraderichteten. Nach drei Monaten begann ich dann langsam, das Band auch in anderen Programmen laufen zu lassen, die dann zeitweilig für einige Minuten leichte Steigungen simulierten. 

Will ein Stallbetreiber richtig viel Geld in ein Laufband investieren, so gibt es natürlich noch ganz andere Modelle, beispielsweise Laufbänder, die bis zu Renngalopptempo ausgelegt sind und dann mit Drucksensoren auf dem Band das Abhufen des Pferdes messen oder über weitere Zusatzgeräte sogar dessen Herzschlag und Atmung überwachen. Diese Luxus-Laufbänder, die mitunter je nach Bauart in Wassertretbecken umgewandelt werden können, sind in einem normalen Freizeitreiterstall jedoch kaum zu finden. 

Der Vitafloor

Nach eineinhalb Jahren verließ das Laufband samt seiner Besitzerin leider den Stall, doch der Stallbetreiber sorgte umgehend für Ersatz und mit einem Mal stand ein Vitafloor da. Ich hatte diese equine Variante der menschlichen Power Plate einst bei ihrer Markteinführung auf der Equitana entdeckt und damals über mehrere Tage während meines Messebesuches am eigenen Leib getestet – mit durchschlagendem Erfolg: Ich hatte Muskelkater wie selten in meinem Leben! 

Die spezielle Vibration des Vitafloor regt zum einen die Durchblutung im Pferd an, soll zum anderen aber auch die Knochendichte positiv beeinflussen und die Mikromuskulatur stärken. Letzteres erlebte ich – wie gesagt – am eigenen Leibe live, wenngleich ich auch eine gewisse Entspannung und Schmerzlinderung während der Zeit auf dem Vitafloor verspürte. 

Da das Gerät nun am Stall war, beschloss ich, meine Pferde darauf zu stellen. Mein alter Shadow hüpfte vor Schreck erst mal gefühlt einen Meter mit allen Vieren in die Luft, als das Vibrieren losging! 

Als er sich aber langsam und stufenweise von zunächst 10 Minuten einmal die Woche an die volle Programmzeit von 25 Minuten dreimal die Woche gewöhnt hatte, schien er die Sache richtig zu genießen. Nach zwei Monaten fiel mir – wie auch viele anderen am Stall, die den Vitafloor für ihre Seniorenpferde nutzten – auf, dass Shadows Bewegungen wieder fließender und leichter wurden. Bei den Trainingspferden des Stallbetreibers fiel diesem auf, dass die Pferde bei der Arbeit nach einigen Wochen durchlässiger wurden, wenn er sie direkt vor dem Training auf den Vitafloor stellte. 

Der Vitafloor bietet verschiedene Vibrationsfrequenzen für unterschiedliche Probleme des Pferdes an, ein entsprechendes Infoblatt wird mit dem Gerät mitgeliefert. Unser Stallbetreiber stellte den Vitafloor kurzerhand in den noch vorhandenen alten Deckstand, es gibt jedoch vom Hersteller auch ein entsprechendes Komplettlösungssystem. 

Das Solarium

Gerade ältere Pferde wie mein Shadow haben in kalten Wintern immer wieder Probleme mit der körpereigenen Thermoregulation. Hier kann der Besuch eines Solariums unterstützend wirken. Je nach Modell und Intensität der Lampen sind 10 bis 20 Minuten drei- bis viermal die Woche sinnvoll, man sollte sich an die Angaben des Herstellers halten. 

Das Solarium bringt nicht nur Wärme, sondern sorgt auch durch seine UV-Lampen dafür, dass das Pferd in der dunklen Jahreszeit mit ausreichend „Sonnenenergie“ versorgt wird, die es zum Aufrechterhalten seiner Gesundheit braucht. Um den wärmenden Effekt des Solariums anschließend noch eine Weile aufrechtzuerhalten, habe ich meinem Shadow eine spezielle Winterdecke mit eingewebten Keramikfasern angeschafft, die die Körperwärme reflektieren.  

Fazit

Keine der vorgestellten Fitness- und Wellnessmöglichkeiten kann die tägliche Bewegung des Pferdes an der frischen Luft und ein der Jahreszeit angepasstes Training unter dem Sattel oder an der Hand vollständig ersetzen. Doch sind alle Formen geeignet, um dem Pferd zu helfen, fit und vital durch den Winter zu kommen – und außer dem Solarium bieten sie auch im Sommerhalbjahr sinnvolle Ergänzungen für das tägliche Training.   

Text: Karin Tillisch, Foto: Trio Bildarchiv