Faszination Island

Magische Glücks-Momente

Island – die Insel hoch im Norden direkt neben Grönland. Dieser Ort begeistert mit seiner ursprünglichen weiten Natur und den einzigartigen und wunderbaren Islandpferden, auf deren Rücken man die faszinierende Landschaft vom Meer bis in die Berge auf eine ganz besondere Art kennenlernen kann. Unsere Autorin berichtet von ihrer Begegnung mit einem Land voller Extreme und unvergleichlicher Schauplätze der Natur im Süden der Insel. 

Ein „Match” von Wunsch und Wirklichkeit!

Nach einem angenehmen, etwa dreieinhalbstündigen Flug und dem Bustransfer komme ich am Busbahnhof von Reykjavik an. Von dort werden eine kleine Gruppe weitere Gäste und ich vom typisch isländischen Hotelchef Hróðmar höchstpersönlich abgeholt. 

In Hveragerði im Süden Islands angekommen, werden wir von dem netten Hotelteam sehr freundlich empfangen und ich beziehe mein gemütlich und liebevoll eingerichtetes Zimmer.  

Am Abend wird es spannend: Bei einem außergewöhnlich leckeren Dreigängemenü lerne ich die Gruppe und unsere Guides kennen, mit denen ich die nächsten Tage verbringen werden. Die Guides Lotta und Vio begrüßen uns fröhlich. Die Gruppe besteht aus sehr unterschiedlichen Reitern, vom Anfänger über junge Mädchen aus Schweden bis zu unerschrockenen Galoppliebhabern aus Dänemark und zwei weiteren deutschen Reiterinnen ist alles dabei. 

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, in der jeder erklärt, wie es um die eigenen Reitfähigkeiten und vor allem auch Vorlieben für Pferde steht, bekommen wir noch einen kleinen Einblick in den Ablauf des nächsten Tages.  

Neugierige Jungpferde am Ufer des Ölfusá

Nach einer etwas ungewohnten Nacht – in der es schon um drei Uhr morgens taghell ist – und einem Frühstück, das keine Wünsche offenlässt, bin ich gespannt, was mich an diesem Tag erwartet.  

Voller Vorfreude und Nervosität, welche Pferde während des ersten Rittes auf uns warten, macht sich unsere Gruppe auf den Weg zur Reithalle. Jedem Mitarbeiter, dem wir unterwegs begegnen, egal ob im Hotel oder Stall, ist wahnsinnig hilfsbereit und hat immer ein freundliches Wort für uns.  

Zuerst gibt es von den Guides eine sehr kurzweilige Einführung in die Reitweise, die Ausrüstung und die Gewohnheiten und Gangarten der Islandpferde. Nachdem dann jeder sein passendes Regenzeug, einen Helm, Sattel, Satteltaschen und Noseband bekommen hat, geht es endlich zum Stall, wo schon die Pferde auf uns warten.  

Die Guides haben für unsere erste Tour für jeden von uns den passenden „Isi” aus einer Herde von ca. 350 Pferden, die jeden Morgen von einer unglaublich riesigen Weide zum Stall getrieben wird, herausgesucht. Ich bin froh, mir wird Peli zugeteilt, das freundliche Vorführ-Pferd aus der kurzen Einführung. Ich weiß also schon, dass ich für den heutigen Tag einen entspannten Partner an meiner Seite haben werde. 

Nach dem Satteln geht es kurz auf einen kleinen Reitplatz und während wir alle unsere Pferde unter dem Sattel kennenlernen dürfen, begrüßt uns Hróðmar und legt noch beim Bügelverstellen und Nachgurten mit Hand an. 

Und dann geht es endlich los. Schon auf den ersten Metern hinter dem Hotel reicht der Blick über grüne Wiesen bis zu den Bergen am Horizont. 

Wir reiten erst langsam im Schritt einen Bach entlang und nach einer Weile gibt unser Guide Lotta das erste Mal das Kommando „Jæjæ!“ – was auf Island so gut, wie alles heißen kann. Wir wissen aber alle, was wir zu tun haben und treiben unsere lauffreudigen Pferde leicht an, die ebenso wissen, was von ihnen erwartet wird. Nun darf ich zum ersten Mal in meinem Leben den berühmten „vierten Gang“ der Islandpferde reiten: Tölt. Beim Tölt gibt es keine Schwebephase, es ist eine gelaufene Gangart, die für den Reiter extrem angenehm zu sitzen ist. Und das kann ich nur bestätigen! 

Wir reiten weiter über weiche Wiesenwege und nach einiger Zeit erreichen wir den Platz für unsere Mittagsrast. Als wir den kleinen Hügel hinaufreiten, bietet sich uns ein Bild, wie man es nur schwer beschreiben kann. Wir haben einen endlosen Blick über die sandigen Ufer und das strahlende Blau des Flusses Ölfusá, dem wasserreichsten Fluss Islands. Der Himmel ist strahlend blau, ich atme die klare Luft tief ein und genieße einfach nur diesen überwältigenden Blick – bis mich Peli darauf aufmerksam macht, dass er jetzt auch seine Pause genießen möchte und ich ihm das Noseband und den Sattel abnehmen soll, damit er grasen kann. Auch wir genießen die in unseren Satteltaschen mitgebrachten leckeren Sandwiches, Schokolade und Kekse. 

Nach der Pause werden noch einige Pferde mit den Handpferden der Guides getauscht und ich komme in den Genuss, die dunkelbraune, sehr leicht zu händelnde Kilija zu reiten. 

Nun geht es weiter über eine endlose Weide. Wir reiten durch eine Pferdeherde mit Stuten, ihren Fohlen und vielen Jungtieren. Neugierig werden wir von den zutraulichen Jungtieren bis zum Ufer des Ölfusá begleitet und obwohl diese noch nicht viel Kontakt mit Menschen hatten, sind sie offen, zutraulich und lassen sich von uns begrüßen und sogar kraulen. 

Im flotten Tölt geht es durch den weichen Sand das Flussufer entlang, bis wir wieder auf Pferdeweiden stoßen. Nun werden wir je nach Wunsch, ob es lieber etwas schneller oder lieber etwas gemächlicher zugehen soll, in zwei Gruppen eingeteilt. Ich entscheide mich für den ruhigeren Heimweg und erfahre von unserem Guide unterwegs noch viel Interessantes über das Leben auf Island. 

Zurück am Hotel werden wir in der Reiterstube schon mit dampfendem Kaffee und Tee, selbstgebackenem Kuchen und erfrischendem Obst begrüßt. 

Nach sechs Stunden im Sattel können sich unsere Muskeln schließlich in einem der für Island typischen „Hot Pots“ des Hotels erholen. Hot Pots sind kleine, runde Becken mit Sitzgelegenheit und unterschiedlich hoher Wassertemperatur – meist zwischen 36-42 °C. Sie werden in der Regel von heißem Thermalwasser gespeist und sind ein wesentlicher Bestandteil der isländischen Kultur.  

Hier trifft man sich und kann bei guten Gesprächen entspannen. Man findet sie nicht nur in Hotels, Privathäusern und Schwimmbädern, sondern durch die vulkanische Aktivität Islands gibt es sie auch fast überall auf der Insel. 

Steile Abhänge und ein Bad in einer heißen Quelle

Gestärkt mit einem leckeren Frühstück geht es am nächsten Morgen um 9 Uhr wieder voller Euphorie Richtung Stall und Paddock: Heute sollen wir heiße Quellen erleben und in einem warmen Bach baden können. Badesachen und Verpflegung sind schnell in den Satteltaschen verstaut und los geht es auf steinigen Wegen und immer wieder durch kleine Bäche und Flüsse auf schmalen Reitpfaden zum Tal Reykjadalur, was übersetzt Rauch-Tal bedeutet. Schon auf dem ersten Stück bietet sich ein weiter Blick auf die Stadt Hveragerði. 

Auf einer kleinen Wiese machen wir noch eine kurze Rast, bevor es steil nach oben geht. Die erste Strecke ist so steil, dass wir absteigen und die Pferde führen. Weiter oben angelangt, schwingen wir uns wieder in den Sattel. Es geht den steinigen Weg bergauf, bergab. Die Pferde suchen sich ihren Weg und die Beschaffenheit des Untergrundes spielt keine Rolle für sie. Sie finden jederzeit beeindruckend trittsicher ihren Weg – egal, ob steil nach oben oder steil nach unten. Sehr schnell lerne ich, dass ich keine andere Wahl habe, als dem Pferd zu vertrauen und es möglichst wenig zu stören. Ich fühle mich dabei so sicher, dass ich selbst den schroff abfallenden Berghang neben mir ignorieren und den sensationellen Blick auf den imposanten Wasserfall Djúpagilsfoss ausgiebig genießen kann. 

Nach einiger Zeit taucht hinter der nächsten Bergkuppe ein Rastplatz mit einem Paddock für unsere Pferde auf. Schnell wird abgesattelt, wir schnappen unsere Badesachen und gehen zu Fuß weiter Richtung heiße Quelle. 

Immer wieder sehen wir die Erde dampfen, laufen an blasenwerfenden Schlammtümpeln vorbei und riechen den Schwefel – kein Wunder, denn Reykjadalur ist eine der aktivsten geothermalen Gegenden in Island, ein Naturschauspiel, das man sich nicht entgehen lassen darf! 

Als wir an der heißen Quelle ankommen, glitzert der warme Bach in der Sonne. Je höher man geht, desto wärmer ist das Wasser, für jeden ist also die persönliche Wohlfühltemperatur dabei.  

Hinter einfachen Holzwänden können wir uns umziehen. Kurz darauf sitzen wir im wunderbar warmen Wasser und genießen den weiten Blick über die Berge. 

Zurück am Paddock wird noch eine neue Pferdeeinteilung vorgenommen. Ich bekomme Bleikur, einen hübschen und aufgeweckten Fuchs, der mich sicher auf den schmalen Wegen wieder den Berg herunterbringt. Unten am Fuße des Berges gibt es wieder eine kurze Verschnaufpause, bevor uns der Rückweg über hervorragende Reitwege durch ein Waldgebiet entlang des Berges Reykjafjall führt. Nach einigen Töltstrecken und einem kurzen Galopp eine Anhöhe hinauf reiten wir durch kleine Bäche zurück zum Reiterhotel, wo wir zuerst wieder mit kleinen Leckereien und Getränken erwartet werden, bevor wir später in geselliger Runde den Abend mit einem ausgezeichneten Dreigängemenü ausklingen lassen. 

Am Fuße der Berge im Land der Elfen und Trolle

Dieser Reittag startet ähnlich wie der erste Tag: Es geht über Wiesen und durch Lavafelder, vorbei an mehreren Bauernhöfen. Auf schönen Reitwegen zwischen Pferdeweiden und Feldern heißt es sehr oft „Jaejæ!“ und wir können lange Strecken den wunderbaren Tölt genießen. 

Auf alten Pfaden reiten wir vorbei an bizarren Felsformationen und steile Berghänge lassen uns die beeindruckenden Kontraste der Natur erleben. 

Unsere Mittagsrast machen wir am Fuße des Berges Ingólfsfjall, der nach dem ersten Siedler Islands, einem norwegischen Wikinger, benannt ist. Unsere Guides erzählen uns von den alten Sagen der ersten Wikinger und bringen uns auf äußerst spannende und informative Art die Geschichte Islands näher. 

Während wir neben großen, mit Moos bewachsenen Steinen und golden schimmernden Pilzen sitzen, den Blick hoch auf den imposanten Berg richtend, wirkt alles sehr mystisch und mir wird klar, warum so viele Menschen auf Island an Elfen und Trolle glauben.   

Später am Nachmittag reiten wir nach einem kurzen Galopp bergauf auf einen Bergkamm, von dem aus wir einen sensationellen Blick über einige Strecken haben, die wir die Tage zuvor genießen durften. Am Abend dürfen wir uns für den letzten Tag noch unser Lieblingspferd wünschen. 

Weiche Sandbänke und unberührter Lavastrand

Der letzte Tag beginnt mit einer kleinen Überraschung – ein paar Pferde haben sich selbständig gemacht und sind auf nachbarschaftlichen Weiden auf Erkundungstour gegangen. Da diese Weiden sehr weite Dimensionen haben, waren diese Pferde natürlich nicht für unsere Tour verfügbar. So kann ich leider nicht den gewünschten Bleikur reiten, sondern für mich wird ein älterer und ausgeglichener Brauner ausgesucht. 

So brechen wir dann endlich auf zum Strand! Die erste Strecke führt uns wieder durch die endlosen Pferdeweiden, als unser Guide uns plötzlich zuruft, dass wir kurz warten sollen. Sie glaubt sie habe die ausgebüxten Pferde gesehen. Im gestreckten Galopp reitet sie zu den Pferden, die wir kaum erkennen können. Aus der Ferne können wir beobachten, wie sie die kleine Herde einkreist und in Richtung Gatter treibt, hinter dem der Weg zurück zum Reiterhotel führt. Es ist sehr imposant, mit welcher Geschwindigkeit sie gekonnt die Pferde zusammenhält und in Richtung Heimatweide schickt. Die kleine Herde weiß sofort, was zu tun ist und macht sich gemächlich auf den Weg zurück nach Hause.  

Nach diesem sehr beeindruckenden Reitmanöver reiten wir weiter auf schönen Wiesenwegen, wo wir eine Zeit lang von zwei jungen Islandpferden begleitet werden, die sich über die Abwechslung durch die Reitgruppe freuen. 

Nach unserer Mittagsrast geht es entlang des weiten Flussdeltas Richtung Westen bis zur Südküste. Hier beginnt der schwarze Lavasand und wir hinterlassen tiefe Spuren, als wir über eine Düne reiten. Dann erblicken wir endlich das Meer und den breiten, unberührten schwarzen Sandstrand! Nachdem sich alle einig sind, einen kleinen Galopp zu wagen, erlebe ich das, was man in Worten kaum beschreiben kann: Ich spüre die schnellen, weichen Bewegungen des Pferdes unter mir, die rasante Geschwindigkeit, der Wind rauscht in meinen Ohren und ich wünsche mir, dass ich das fantastische Geräusch der Hufe auf dem Sand nie mehr vergessen werde. Mehr Leben zu spüren geht kaum! 

Voller Endorphine kommen wir beseelt am Ende des Ritts im kleinen Fischerort Thorlákshöfn an, wo schon die Trailer für die Pferde warten, die auch uns zurück zum Reiterhotel bringen.  

Viel zu schnell ist die Zeit vergangen und leider heißt es am Abend für mich Abschied zu nehmen – von der netten Reitgruppe, den Guides, die jederzeit das Wohl aller Reiter und Pferde im Blick hatten und natürlich den Islandpferden mit ihrem unglaublich freundlichen und aufgeschlossenen Charakter.  

Die Erlebnisse dieser Reise auf dem Rücken der Islandpferde inmitten der magischen Natur dieser faszinierenden und ursprünglichen Insel werde ich nie vergessen und ich bin sicher, dass ich an diesen wundervollen Ort zurückkehren werde.  

Text: Alexandra Ehlers, Fotos: Alexandra Ehlers/Benita Ehlers 

Der Link zu dieser und weiteren Reiterreisen auf Island: http://www.reiterreisen.com/pegasus/d/reisen/europa/island/