Mehr Stress…

Studie zeigt: Wildpferde haben mehr Stress als Pferde in Stallhaltung

Ein wildes, ungebundenes Leben in Freiheit – das ist für viele das Idealbild eines Pferdelebens. Doch das kann mit mehr Stress verbunden sein als bei Boxenpferden, wie eine aktuelle Studie aus Italien zeigt.
Francesco Cerasoli und sein Team untersuchten den in Haaranalysen gemessenen Cortisolspiegel bei drei Gruppen von Pferden: wildlebende Pferde in den Abruzzen, Pferde unterschiedlicher Rassen in Einzelboxenhaltung mit täglichem Koppelgang und leichtem Training und schließlich Pferde verschiedener Rassen aus Einzelboxenhaltung ohne Koppelgang, die im Diensteinsatz der berittenen Polizei in Rom waren.
Cortisol gilt als Stresshormon und ist bei Haaranalysen ein zuverlässiger Indikator für chronischen Stress. Die Studie ergab, dass die wildlebenden Pferde deutlich höhere Cortisolwerte aufwiesen als die im Stall gehaltenen, selbst wenn sie im regelmäßigen Polizeidienst in der Großstadt waren.
„Die höheren Cortisolwerte, die bei freilaufenden Pferden festgestellt wurden, könnten auf die Angst vor nächtlichen Raubtieren zurückzuführen sein“, so die Wissenschaftler. „Das Gebiet, in dem die Studie durchgeführt wurde, ist gebirgig und wird das ganze Jahr über von Wölfen und Bären bewohnt. Die Studie zeigt auch, dass eine gute Pferdehaltung, auch bei Pferden, die gearbeitet und trainiert werden, zu niedrigeren Cortisolwerten führen kann als bei Pferden in freier Wildbahn, die unter natürlicheren und weniger stressigen Bedingungen leben.“ Obwohl weitere Studien zu diesem Thema wünschenswert sind, stellt diese Untersuchung einen wichtigen Beitrag zum Stress im Zusammenhang mit der Haltung von Pferden dar.

Quelle:
Cerasoli, F.; Podaliri Vulpiani, M.; Saluti, G.; Conte, A.;
Ricci, M.; Savini, G.; D’Alterio, N. Assessment of Welfare in Groups of Horses with Different Management, Environments and Activities by Measuring Cortisol in Horsehair, Using Liquid Chromatography Coupled to Hybrid Orbitrap High-Resolution Mass Spectrometry. Animals 2022, 12, 1739. https://doi.org/10.3390/ani12141739
Foto: Christiane Slawik