Gutes Training ist das A & O

Gesunder Rücken durch richtiges Management

„Mein Pferd hat Rückenprobleme – können Sie kommen?“ – täglich bekommt Dr. Sabine Sachs diesen Satz zu hören. Die Ursachen für Rückenschmerzen sind vielfältig. „Der Rücken ist ganz oft das Opfer“, so die Tierärztin und Pferdeosteopathin.

„Da passen Sattel oder Beschlag nicht, es liegen schlichtweg Trainingsfehler vor, die Belastung passt einfach nicht zum momentanen Ausbildungsstand. Oder aber der Rücken ist gar nicht das Problem, sondern Schmerzen an anderer Stelle, aufgrund derer sich die Rückenmuskulatur verspannt. Wenn die eigentliche Ursache nicht beseitigt wird, hilft auch die beste Rückenbehandlung nur vorübergehend. Gar nicht selten stoße ich bei der Ursachenforschung auf Probleme am Ansatz der unteren Halswirbelsäule. Dann schaut man genauer hin und findet vielleicht eine Entzündung. Nach einer Einspritzung ist die Entzündung weg – und bald drauf auch die Rückenschmerzen.“
Doch zurück zum Rücken an sich: Ein großes Problem ist die heutige schnelle Ausbildung. „Das moderne Sportpferd ist auf Talent und Rittigkeit gezüchtet“, so Dr. Sachs. „Es bringt damit von vornherein so viel für die weitere Ausbildung mit, dass häufig vergessen wird, dass der Körper einfach Zeit zur Entwicklung braucht. Die drei Jahre Remonteausbildung hat ihren Sinn. Es gibt einen ganz wichtigen Muskel, den Iliopsoas, der den Hauptteil bei der Versammlung trägt. Dieser Muskel ist eigentlich für kurze, schnelle Bewegung gedacht, wie sie ein Fluchttier braucht. Einer länger dauernden Versammlung ist er ohne entsprechendes, sorgfältiges Training nicht gewachsen. Das braucht eben drei Jahre!“
Der erfahrene Therapeut erkennt ein Pferd mit Rückenschmerzen meist schon an der Art, wie es steht: im Hohlkreuz mit aufgerichtetem Hals, den Unterhals herausgestreckt, die Hinterbeine nach hinten gestellt. Der Bauch hängt nach unten durch. Der Gesichtsausdruck wirkt angespannt und zeigt deutlich das Unbehagen. „Wenn die Schmerzen derart stark sind, sollte zunächst röntgenologisch abgeklärt werden, ob Veränderungen oder Entzündungen vorliegen“, empfiehlt die Expertin. „Können diese weitestgehend ausgeschlossen werden, ist eine osteopathische Behandlung sinnvoll. Der erfahrene Pferdeosteopath wird abklären, wo eventuelle Blockaden vorliegen und diese zu lösen versuchen. Parallel dazu sollte ein guter Sattler hinzugezogen werden, der den Sattel überprüft und anpasst. Wenn ein Röntgenbefund vorliegt, sollte eine osteopathische Behandlung nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt erfolgen.“
Doch auch die beste Behandlung und der optimale Sattel können nicht helfen ohne rückengerechtes Training. „Gutes Reiten ist das A und O für die Gesunderhaltung des Rückens. Jedes Pferd gleich welcher Reitweise und Disziplin muss über den Rücken geritten werden. Jegliche Versammlung muss langsam entwickelt werden. Beim Lösen sollte man die Kopf-Hals-Position variieren und die Pferde nicht in der Lösungsphase gleich obenan stellen. Ein solches Reiten ist beste Vorbeugungsmaßnahme und gleichzeitig auch Heilmittel bei rückenkranken Pferden.
Bei diesen muss je nach Schwere des Problems die Arbeit umgestellt werden. Es kann sein, dass man dann gegebenenfalls ein Verhältnis von einer Dreiviertelstunde Lösungsphase zu einer Viertelstunde Arbeit hat.“

Text und Foto: Ramona Billing/fachliche Beratung: Dr. Sabine Sachs