Nägel & andere Fremdkörper im Huf

Im Notfall richtig handeln

Stichverletzungen durch Nägel oder andere Fremdkörper im Huf sind in der tierärztlichen Praxis relativ häufig. Je nachdem, wie tief und in welche Richtung der Gegenstand eingedrungen ist, kann ein solcher Nageltritt erhebliche Folgen nach sich ziehen.

Auch wenn auf den ersten Blick von außen wenig zu sehen ist, können zum Beispiel die tiefe Beugesehne, der Schleimbeutel (Bursa podotrochlearis), das Strahl- bzw. Hufbein oder das Hufgelenk verletzt sein. Darüber hinaus können eingedrungene Bakterien unbehandelt zu schweren Infektionen wie Abszessen oder eitriger Huflederhautentzündung führen. Daher handelt es sich bei einem Nageltritt immer um einen Notfall, der umgehend den Tierarzt auf den Plan rufen sollte.

So handeln Sie richtig

1) Rufen Sie den Tierarzt/die Pferdeklinik an und melden Sie einen Notfall.

2) Bitte nicht den Nagel/Fremdkörper entfernen, außer es besteht die Gefahr, dass er noch tiefer eindringt. Der Einstichkanal verschließt sich sonst nach dem Herausziehen und ist dann kaum noch zu finden. Auch sind auf dem Röntgenbild betroffene Strukturen leichter zu erkennen, wenn der Nagel noch steckt.
Faustregel: Wenn der Nagelkopf bereits an der Sohle sitzt, sollten Sie den Nagel drin lassen. Ansonsten entfernen, Einstichstelle einkerben oder sonst wie kenntlich machen und einen Hufverband anlegen.

3) Wenn der Nageltritt unterwegs beim Ausreiten passiert, versuchen Sie, telefonisch Hilfe zu rufen. Idealerweise kann jemand mit dem Hänger kommen. Wenn dies nicht geht, bitten Sie zumindest um Verbandsmaterial und selbstklebende Haftbandagen. So lässt sich ein behelfsmäßiger Verband anlegen, damit man das Pferd im Schritt nach Hause führen kann. Nicht vergessen, den Nagel oder Fremdkörper mitzunehmen!

4) Nicht immer ist der Fremdkörper so groß, dass er eine Lahmheit verursacht. Daher sollte man nach jedem Ausritt die Hufe auskratzen. Manchmal bleibt ein Nagel o. ä. aber auch nicht im Huf stecken, so dass erst ein paar Tage später eine beginnende Lahmheit auftritt. Daher empfiehlt sich stets, auch die Hufe auf mögliche Verletzungen zu untersuchen (Wärme am Huf, pulsierende Mittelfußarterie). Vermutet man einen Nageltritt, muss in jedem Fall eine weitergehende Diagnostik eingeleitet werden.

Das macht der Tierarzt

1) Der Tierarzt wird den Einstichkanal freilegen und die Verletzung säubern. Anschließend wird er einen Hufverband anlegen und Antibiotika verabreichen. Der Verband muss in den folgenden Tagen regelmäßig gewechselt werden, wobei auch die Wunde gereinigt wird. Zudem werden weiter Antibiotika (meist Breitspektrumantibiotika) gegeben werden müssen.

2) Zudem wird er eine Röntgenuntersuchung (falls notwendig mit Kontrastmittelstudie) durchführen, um abzuklären, welche Strukturen im Huf betroffen sind.

3) Bei tiefen Wunden kann ein MRT durchgeführt werden, da sich eventuell betroffene Weichteilstrukturen im Huf röntgenologisch nicht darstellen
lassen.

4) Werden dabei schwerere Verletzungen festgestellt bzw. stellt sich eine Infektion ein, wird ein Klinikaufenthalt notwendig. Dabei kann eine chirurgische Revision mit Spülung des Hufrollenschleimbeutels und des Hufgelenks in Vollnarkose indiziert sein. Eine Infektion dieser beiden Strukturen hat erheblichen Einfluss auf die Prognose. Die Prognose verschlechtert sich deutlich, falls ein betroffenes Pferd nicht rechtzeitig (am besten innerhalb von 24h) in eine Klinik überwiesen wird.

Text: Ramona Billing / fachliche Beratung: Dr. Michael Schöberl